Plagiatsvorwürfe gegen ÖVP-Innenminister Gerhard Karner

PK "ENTWICKLUNGEN UND MASSNAHMEN BEI ASYL UND ILLEGALER MIGRATION": KARNER
Ausmaß der Plagiate übersteige jene von Aschbacher, sagt Plagiatsforscher Stefan Weber. Minister Karner: "Ich sehe den Überprüfungen mit Gelassenheit entgegen."

Nach Ex-ÖVP-Arbeitsministerin Christine Aschbacher, der grünen Justizministerin Alma Zadić  und jüngst Bundespolizeidirektor Michael Takács hat Plagiatsforscher Stefan Weber nun die Diplomarbeit von ÖVP-Innenminister Gerhard Karner auf Plagiate hin überprüft. 

Und er wurde, so Weber, in seinem Blog  auf plagiatsgutachten.com fündig. 

Die 139 Seiten umfassende Diplomarbeit mit dem Titel "Entscheidungsfindung- bzw. Entscheidungsverhalten bei der Wahl der Speziellen Betriebswirtschaftslehren an der Wirtschaftsuniversität Wien" - eingereicht 1995 an der Wirtschaftsuniversität Wien - sei "über weite Strecken ein Amalgam aus nicht oder nicht ausreichend zitierten Fremdtexten", schreibt Weber in seinem Blog und führt seitenweise an, was die Plagiatssoftware Turnitin als Plagiat erkannte.

Plagiatsvorwürfe gegen ÖVP-Innenminister Gerhard Karner

Auf KURIER-Nachfrage schickt Weber voraus: "Ich verdiene meinen Unterhalt größtenteils mit Plagiatsprüfungen, die nicht von medialem Interesse sind." Es gab oder gibt, so Weber, keinen Auftraggeber für Karners Diplomarbeitsüberprüfung. Viel mehr hätten TV-Auftritte von Karner das Interesse von Weber geweckt, die akademischen Arbeiten zu überprüfen. Selbiges trifft, so erzählt Weber im KURIER-Gespräch, auch auf Finanzminister Magnus Brunner zu. Die Plagiatsprüfung der Dissertation von Brunner mittels Turnitin sei allerdings noch nicht abgeschlossen.

Zurück zur Diplomarbeit von Innenminister Karner. Diese enthalte, so Stefan Weber, mehr Plagiate als jene von Christine Aschbacher.

"Dass hier etwas nicht stimmt, das erkennt man beim ersten Durchblättern der Arbeit", so der Wissenschafter über Karners Diplomarbeit. "Die Erkenntnisse aus dem Theorieteil erschließen sich nicht. Der Betreuer von Karner hätte beim Lesen rückfragen müssen, woher die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen kommen", sagt Weber.  "Das wahre Ausmaß des Plagiats erkennt allerdings nur die Software."

Und das Ausmaß "ist im Vergleich zu jenem von Aschbachers Arbeit ein größeres", befindet Weber. 

Mit den Vorwürfen konfrontiert, heißt es aus dem Büro von Karner: "Die gesamte Arbeit wurde nach guter wissenschaftlicher Praxis und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst." Das "Konzipieren und Verfassen der Diplomarbeit" erfolgte "nicht nur akribisch, sondern auch mit großem zeitlichen Aufwand, wie das eben für eine Diplomarbeit auch notwendig ist". Karner sei nach "allen geltenden Standards und technischen Möglichkeiten vorgegangen". Eben das zweifelt Weber aber an. 

Karner sieht "allen möglichen und etwaigen weiteren Überprüfungen mit großer Gelassenheit entgegen". 

Seit Februar 2022  - nach Eingehen einer Plagiatsanzeige an der Universität Wien  zur Dissertation von Alma Zadić - läuft ein entsprechendes Prüfverfahren, selbiges immer noch nicht abgeschlossen ist. 

Ob die 2017 eingereichte Arbeit plagiiert ist, das sollen internationale Gutachterinnen und Gutachter seit über einem halben Jahr prüfen. Ein Ergebnis sollte nach Ende des Sommers vorliegen - ist aber noch ausständig.

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