Pharma-Honorare an Ärzte bald öffentlich

Pharma-Honorare an Ärzte bald öffentlich
Was bekommen Ärzte von Pharmaunternehmen? Das soll ab 2016 jeder erfahren können.

Ab Anfang 2016 soll auf den Homepages der in Österreich tätigen Pharmaunternehmen zu lesen sein, welche "geldwerten" Leistungen Ärzte für Vorträge und andere Tätigkeiten empfangen haben. Das vermehre die Transparenz, die im Interesse aller Beteiligten sei, hieß am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Verbandes der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) mit Ärztekammervertretern.

Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger: "Wenn wir über Pharmaka sprechen, dürften wir nicht vergessen, dass es um Interessen geht." Patienten, Ärzte, Hersteller und Bezahler (Krankenkassen) seien hier zu nennen. "Man muss es nur wissen."

Die Pharmig hat erst vor kurzem eine neue Version ihres seit 1970 bestehenden Verhaltenskodex beschlossen und aufgelegt. Die Österreichische Ärztekammer hat ihren "Code of Conduct" ebenfalls erst vor kurzem ergänzt und neu verabschiedet. Pharmig-Präsident Robin Rumler verwies auf das enorme Wissen, das mit der Entwicklung und Anwendung von Arzneimitteln entstehe - und auch den handelnden Personen vermittelt werden müsse: "Wer viel entwickelt und viel forscht, geht auch Risiken ein. 2013 wurden allein 81 neue Arzneimittel in Europa zugelassen, davon 37 Medikamente mit völlig neuen Wirkstoffen."

Nur mit Zustimmung

Jedenfalls sollen in Zukunft - ab der Geltung der neuen Transparenzregeln mit Anfang 2015 - leistungsbezogene Geldflüsse an Ärzte "durchsichtiger" werden, allerdings aus gesetzlich-datenrechtlichen Gründen in Österreich individuell nur mit deren Zustimmung. Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber: "Wenn ein Arzt einen Vortrag für ein pharmazeutisches Unternehmen hält, erfolgt das aufgrund eines Vertrages. Diese Leistung wir jetzt individualisiert veröffentlicht." Das gleiche gelte dafür, dass ein Arzt eine Beratungstätigkeit ausübe, für die Unterstützung von Fortbildungsaktivitäten, Forschung und Entwicklung sowie bei Spenden und Förderungen. Ab Beginn 2016 sollen die Daten auf der jeweiligen Homepage des Unternehmens aufscheinen. Wenn ein betroffener Arzt zu seiner Namensnennung keine Zustimmung erteilt, erfolgt das anonymisiert und zusammengefasst.

"Fortbildung ist teuer"

Eigene Transparenzregeln, die eine Offenlegung verbindlich bei Zahlern und Empfängern machen, existieren für die Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Die sogenannten Beobachtungsstudien mit bereits zugelassenen Arzneimitteln in der niedergelassenen Praxis (nicht-interventionelle Studien - NIS) sind extra in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums geregelt.

Weiterhin unter entsprechenden Bedingungen möglich und erwünscht ist die Unterstützung von Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen durch die Pharmaindustrie. Für Ärzte anrechenbare Fortbildungspunkte werden durch die Österreichische Akademie der Ärzte aber nur zugeteilt, wenn die Programmgestaltung ohne Einfluss eines Unternehmens erfolgt. Der Präsident des wissenschaftlichen Beirats der Akademie, der oberösterreichische Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser, schilderte sein Beispiel für empfangene Fortbildungsunterstützung: "Fortbildung ist teuer. 2013 habe ich Fortbildungskosten von 6.624 Euro gehabt. Von diesen 6.624 Euro habe ich von einer Firma 1.700 Euro für Flug, Tagungsgebühr und Unterbringung bei einem Kongress erhalten. Von meinem Dienstgeber habe ich 1.500 Euro bekommen." Man müsse schon bedenken, dass diese Fortbildungsaktivitäten für "Dinge erfolgen, die ich für den Dienstgeber erledige."

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