Stadler rechnet vor Gericht mit Strache ab

Stadler legte dem Gericht die Jugendfotos von Strache vor: "Von Paintball seh’ ich hier nichts"
Prozess um Nötigung: Der unverstandene "Kuttenbrunzer" und "ein Haufen Rechtsextremer".

Ich bin der Erste", klärt EU-Abgeordneter und Rekos-Gründer Ewald Stadler gleich zu Prozessbeginn die Sitzordnung auf der Anklagebank, die er mit seinem Parlamentsmitarbeiter teilt. Dabei will ihm den Platz ohnehin niemand streitig machen. Was ihn hierher gebracht hat, war der Kampf mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache um einen Platz in der Partei.

Strache gründete 2006 ein neues Freiheitliches Bildungsinstitut und drehte Stadler, damals noch Präsident der Freiheitlichen Akadamie, den Geldhahn zu. Stadler soll Strache daraufhin unter Druck gesetzt haben, indem er mit der Veröffentlichung von Fotos gedroht haben soll, die den Parteiobmann als jungen Mann bei wehrsportähnlichen Übungen zeigen. Die Staatsanwältin nennt das versuchte schwere Nötigung.

Stadler bestreitet das und sieht in dem Vorwurf eine Intrige. Er lehnt das Wiener Landesgericht als befangen ab, sein Verteidiger Gernot Steier sieht gar schon den Gerichtspräsidenten nachts mit der Taschenlampe ins Zimmer der Richterin schleichen, um im Akt zu stöbern. Die Versuche, den Prozess vor der EU-Wahl abzubiegen, scheiterten aber allesamt.

Also nutzte ihn Stadler zur Abrechnung. Mit der FPÖ, den "Weltmeistern beim Papierlproduzieren". Mit den einstigen Parteifreunden, diesen "intellektuellen Nackerbatzeln", die mit seiner konservativen Einstellung nichts anfangen konnten und ihn als "Kuttenbrunzer" verunglimpften. Mit HC Strache, der ohne seinen Generalsekretär Herbert Kickl "nicht einmal aufs Häusl geht" und über eine blühende Paranoia verfüge.

Manipuliert

Stadler rechnet vor Gericht mit Strache ab
Bilder von Paintball-Spielen und – wie das Dokumentationsarchiv sie nennt – Wehrsportübungen machten die Runde.
Die verfänglichen Fotos mit Strache im Kreis von "einem Haufen Rechtsextremer" will Stadler nur parteiintern herumgereicht haben, aus Sorge, was da im Archiv der Neonazi-Galionsfigur Gottfried Küssel noch existieren könnte. Seine Zweifel an Strache als Obmann ("Figuren aus dieser Szene halte ich aus politischer Hygiene für nicht akzeptabel") teilte in der Partei aber niemand.

Strache selbst ging dann mit den Fotos in die ZiB und erzählte von Paintball-Spielen. Laut Stadler habe Strache aber eine "manipulierte Version" präsentiert: Zwei "extrem Rechte" seien vom rechten Rand der Fotos weggeschnitten und zwei Fotos von Strache mit Kampfmesser gar nicht gezeigt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.

HC Strache: Blaue Augen, rot-weiß-rotes Herz

Kommentare