SPÖ-Chef: "Es gab nur ein Thema"

„Haltung zeigen, wenn einem der Wind ins Gesicht bläst“
Oberösterreich hat gewählt. Das sagen der Kanzler und sein Vize dazu.

Herr Bundeskanzler, im großen Industrieland unter 20 Prozent fallen, das ist für die SPÖ einmalig schlimm, oder?

Obwohl es eine Landtagswahl war, hat doch ein internationales Thema alles dominiert, nämlich die Flüchtlinge. Aber ich gebe zu, dass ich enttäuscht bin.

Welche Fehler hat die Regierung beim Thema Flüchtlinge gemacht?

Die Flüchtlingsströme sind doch nicht entstanden, weil wir in Österreich Fehler gemacht hätten. Menschen flüchten, weil sie kein Dach über dem Kopf haben. Natürlich fragen sich die Österreicherinnen und Österreicher, wie das weitergehen kann. Das kann man nur in Europa bewältigen, das Thema geht in Wirklichkeit über Europa hinaus.

Was werden Sie ändern?

Kontrolle ja, Ordnung ja, aber die Menschlichkeit muss bleiben. Wenn einem der Wind ins Gesicht bläst, muss man Haltung zeigen.

Was heißt das jetzt für Wien?

Michael Häupl hat beim Thema Flüchtlinge Charakter gezeigt und bewiesen, dass er Linie hält. Ich hoffe, die Leute sagen: Ja, ich gehe zur Wahl, ja, ich wähle Michael Häupl.

KURIER: Herr Vizekanzler, wie sehen Sie die Wahl in Ihrer Heimat Oberösterreich?

Reinhold Mitterlehner:

Es ist ein sehr problematisches Wahlergebnis, wegen des Asylthemas ist es mit dem letzten Ergebnis von 2009 nicht zu vergleichen. Ohne Josef Pühringer und den guten Wahlkampf hätte die FPÖ noch mehr gewonnen.

Wird sich an der Politik der Regierung etwas ändern?

Diejenigen, die Schutz brauchen, werden ihn weiterhin bekommen. Wirtschaftsflüchtlinge werden wir abweisen. Und wir werden die FPÖ stellen und aufzeigen, dass ihre Lösungen nur Scheinlösungen sind.

Die FPÖ-Lösung sieht so aus, niemanden rein zu lassen. Wieso geht das nicht?

Weil man um Österreich nicht einen Stacheldraht-Zaun bauen kann. So etwas funktioniert im Jahr 2015 nicht mehr. In Ungarn sieht man das ja, dass es nicht geht.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie jetzt nach Wien?

Mit gemischten. Denn das Asylthema wird in zwei Wochen noch nicht vorbei sein. Es muss den Wählern klar sein, dass es keinen Flüchtling weniger gibt, wenn man FPÖ wählt.

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