Österreicher spenden 5,5 Mio. Euro für "Licht ins Dunkel"

Bundespräsident Heinz Fischer im Rahmen der Spendenaktion " Licht ins Dunkel" am Heiligen Abend
Summe liegt unter dem Vorjahr. Kirchenvertreter und Politiker fordern mehr Solidarität.

Für die Hilfsaktion von "Licht ins Dunkel" sind am Heiligen Abend bis Mitternacht rund 5,5 Millionen Euro gespendet worden, wie der ORF in einer Aussendung in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 6,8 Millionen Euro gewesen. Die Gäste in der "Licht-ins-Dunkel"-Weihnachtssendung beschäftigten sich mit der Lage der Armen ebenso wie mit der Politikverdrossenheit.

Für Kardinal Christoph Schönborn ist Solidarität das Stichwort für die nächsten Jahre. Vor allem bei den schwächeren Einkommensverhältnissen müsse etwas getan werden. Sozialer Friede sei nur dann möglich, wenn der Wohlstand halbwegs gerecht verteilt werde.

Fairness und Anständigkeit

Schirmherr Bundespräsident Heinz Fischer brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die Politik um Fairness und Anständigkeit bemühe. Der eingetretene Vertrauensverlust in die Politik sei auch mit dem Wahlkampf zu erklären. Wenn man die Leistungen des anderen herabwürdige, dann bleibe das nicht ohne Wirkung.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sagte in der Sendung, auch wenn jeder Arme und jeder Arbeitslose einer zu viel sei, stehe Österreich sehr gut da. In Österreich gebe es sowohl soziale Unterstützung des Staates als auch Spendenhilfe der Bevölkerung, die in vielen anderen Ländern nicht in dieser Form existiere.

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka verwies in Vertretung von Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) darauf, dass die Politik für eine wirtschaftliche Situation sorgen müsse, die Hilfe für die Schwachen erlaube. Der Staat könne aber nicht alles bewerkstelligen. Neben den staatlichen Einrichtungen brauche es auch das Engagement der Bürger und die Leistungen der Familien.

"Rot-schwarze Leidensverlängerung"

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache sieht das Ergebnis der Nationalratswahl mit einem lachenden Auge, weil die FPÖ der Wahlsieger gewesen sei, aber auch mit einem weinenden Auge, weil man viele Stimmen an das BZÖ "verschenkt" habe, die zu einer Mehrheit gefehlt hätten. Deshalb gebe es nun eine rot-schwarze "Leidensverlängerung".

Der stellvertretende Klubobmann der Grünen, Werner Kogler, führte den Vertrauensverlust der Politik vor allem darauf zurück, dass die Parteien viel Energie "ins Gegeneinander" investieren. Gleichzeitig äußerte Kogler aber auch die Hoffnung, dass die Politik im EU-Wahlkampf ein besseres Bild abgeben werde, weil die pro-europäsiche Stimmung viel ausgeprägter sei als viele vermuten.

Team Stronach gärt

Waltraut Dietrich, die geschäftsführende Klubobfrau des Team Stronach, gab sich optimistisch bezüglich der Zukunft der eigenen Partei, für die sie einen Vergleich mit der Natur heranzog: Wenn der Apfelsaft gepresst werde, dann gärt es und dann dauere es einige Zeit bis er klar werde. Beim Team Stronach sei die Gärung "schon sehr weit".

NEOS-Klubobmann Matthias Strolz verteidigte den Aktionismus seiner Partei. Man versuche die Botschaften in Bilder zu packen, um sie deutlicher zu machen.

Unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 24 12 2013 sowie im Internet unter http://lichtinsdunkel.ORF.at kann auch nach dem 24. Dezember noch weiter für "Licht ins Dunkel" gespendet werden.

Auch wenn die im Spendenbericht 2013 aufgeführten 510 Millionen Euro eine leichte (plus 2 Prozent) Steigerung bedeuten, nur Grund zum Jubeln sah man beim Fundraising Verband Austria (FVA) Anfang Dezember nicht. Denn die Zahl der Spender nimmt ab und auch im internationalen Vergleich kann sich Österreich keineswegs rühmen, "Spendenweltmeister" zu sein.

63 Prozent der Österreicher greifen aktuell für andere in die Geldbörse. "Das bedeutet einen sukzessiven Rückgang", führte Bernhard Hofer, Geschäftsführer von Public Opinion, bei einer Pressekonferenz in Wien aus. Allerdings wird dies durch vermehrte Großzügigkeit ausgeglichen: Zahlte ein Spender im Vorjahr durchschnittlich 92 Euro, waren es heuer 110, wobei die Daten des Taifuns auf den Philippinen hier noch nicht enthalten sind. "Die Österreicher sehen die Not der anderen", erklärte sich FVA-Geschäftsführer Günther Lutschinger diese Entwicklung.

Allerdings kann sich Österreich mit 60 gespendeten Euro pro Jahr und Kopf keineswegs als "Spendenweltmeister" bezeichnen. Mit diesem Wert bewegt man sich im internationalen Mittelfeld, während die Schweizer doppelt so viel spenden und die Amerikaner mit sage und schreibe 744 Euro die wahren Champions sind.

Großspender fehlen

Ein Grund dafür mag sein, dass es hierzulande an Großspendern fehlt, wie Monica Culen von den Rote Nasen Clowndoctors ausführte. Sie wünscht sich, dass Stiftungen in Österreich endlich gemeinnützig aktiv sein können. Lutschinger wiederum begrüßte, dass die vor fünf Jahren ermöglichte Absetzbarkeit von Spenden durchaus Wirkung gezeigt habe. Gleichzeitig verlangte er von der Politik, diese auf Tierschutz, Kultur und Bildung zu erweitern.

Gerade beim Tierschutz könnte dies durchaus etwas bewirken: Denn nach Kindern (28 Prozent) sind diese Lebewesen bei 22 Prozent das beliebteste Spendenthema. An dritter Stelle finden sich mit je 13 Prozent Spenden zur Bekämpfung des Hunger in der Welt sowie für Obdachlose und sozial Benachteiligte.

Solidarität mit Notleidenden sowie Sympathie gegenüber der bedachten Organisation sind die stärksten Motive. Sehr gut kommen Projekte an, die den Fokus auf die Hilfe zur Selbsthilfe legen. Und ganz wichtig ist den Spendern die Sicherheit, dass die Hilfe auch wirklich ankommt.

Dies kann auch Michael Opriesnig, der Vorstandsvorsitzende von Nachbar in Not, garantieren. Er musste auf ein durchaus bewegtes Jahr zurückblicken: Zunächst das Hochwasser in Österreich, dann der Dauerbrenner Syrien und zuletzt der Taifun auf den Philippinen.

Für letzteren sind bis dato 2,1 Millionen auf dem Konto von Nachbar in Not eingezahlt worden; viel, und zugleich wenig angesichts 14 Millionen Menschen, die direkt betroffen sind und einer Million beschädigter oder zerstörter Häuser. Und obwohl Spendenaufrufe für Kriegsgebiete in Österreich nicht allzu erfolgreich sind, wurden für Syrien bereits 4,5 Millionen gesammelt - ebenso viele Personen befinden sich laut Opriesnig auf der Flucht.

www.fundraising.at

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