"Österreich" täuscht mit gefälschtem Foto

"Österreich" täuscht mit gefälschtem Foto
Die Gratiszeitung setzte einfach Spindeleggers Kopf auf Junckers Körper.

Budget-Gipfel zum Frühstück", titelte Österreich auf Seite 4 seiner Dienstagausgabe. "Jetzt feilschen um jeden Cent", lautete die Unterzeile.

Für manche Nachrichten will es aber einfach keine passenden Bilder geben. Das hat die Redaktion der Gratiszeitung dazu bewogen, einen Griff in die digitale Trickkiste zu machen: Zu einer Meldung über ein Frühstückstreffen der Regierungsspitze Werner Faymann und Michael Spindelegger gab es ein Foto der beiden an einem – so wird suggeriert – Frühstückstisch.

Allein: Das Bild wurde so nie aufgenommen. Es handelte sich um eine Fotografie eines Treffens von Faymann mit EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Statt dem Kopf Junckers montierte die Gratiszeitung einfach das Konterfei Spindeleggers auf den EU-Politiker, den der Kanzler im Originalbild in Brüssel traf. Das Bild ging am 27. Juni um die Welt, es wurde vor Beginn des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs in Brüssel aufgenommen. Faymann und Juncker hatten sich zusammengesetzt, bevor der Luxemburger zum Kommissionschef nominiert wurde.

Hinweis vergessen

Österreich-Chef Wolfgang Fellner zeigte sich auf Anfrage zerknirscht: Man habe schlicht auf den Hinweis "Fotomontage" vergessen, der in solchen Fällen immer verwendet werde. Warum man ein Bild von Kanzler und Vize fälschen muss, ist auch Fellner selbst nicht klar: Schließlich gebe es Hunderte Aufnahmen der beiden. Die verantwortlichen Redakteure hätten sich aber bereits entschuldigt. "Es tut ihnen furchtbar leid", so Fellner.

Der Fehltritt blieb natürlich nicht unbemerkt. Auf Twitter etwa debattierten Journalisten anderer Medienhäuser über die Art, wie Österreich mit Bildmaterial umgeht, um Geschichten zu untermauern.

Das Original:

"Österreich" täuscht mit gefälschtem Foto
APA19095780-2_27062014 - BRÜSSEL - EUROPÄISCHE UNION: Bundeskanzler Werner Faymann (R.) und Jean-Claude Juncker vor Beginn des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs am Freitag, 27. Juni 2014, in Brüssel. FOTO: APA/BKA/ANDY WENZEL

Dass in der periodisch erscheinenden Gratisdruckschrift Österreich Interviews gefälscht werden, wissen wir. Die Fußballer des ÖFB haben deutlich darauf aufmerksam gemacht und sich beschwert.

Seit heute wissen wir, dass auch Fotos gefälscht werden. Herrn Juncker einfach den Kopf abreißen und den von Vizekanzler Spindelegger draufsetzen, das ist schon ein besonders übles Stück "Fotojournalismus".

Österreich wird ja weitgehend verschenkt, seit die Verkaufszahlen zurückgegangen sind. Aber dass man eine Gratiszeitung ohne jeden Genierer und ohne ein klein bisschen journalistischen Anstand macht, ist schon erstaunlich. Warum machen da RedakteurInnen mit, die es besser wissen sollten?

Vor allem aber: Warum müssen wir Steuerzahler derartige Machwerke finanzieren, nur weil Politiker, die auch nichts von anständigem Journalismus halten, sich dort nette Geschichten kaufen wollen? Einige Ministerien, staatsnahe Unternehmen, die offenbar dazu gezwungen werden und die Gemeinde Wien zahlen, unter Mithilfe der Grünen, dort monatlich Millionen ein. Wie lange noch? Und schämt sich im Rathaus und bei den anderen Politikern, die unser Steuergeld verschwenden, wirklich niemand?

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