OECD-Studie: Österreich international Schlusslicht

Bildungsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ)
Bildung bleibt erblich: Nur jeder Fünfte schafft einen besseren Abschluss als seine Eltern.

Bildung wird am österreichischen Arbeitsmarkt immer wichtiger, wenn es um Jobchancen und Verdienstmöglichkeiten geht. Gleichzeitig ist Bildung hierzulande immer noch stark erblich.

„Die Aufwärtsmobilität im Bildungsbereich ist weiterhin bemerkenswert schwach ausgeprägt“, stellen die Experten der OECD in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht „Bildung auf einen Blick 2015“ fest.

Geringe Mobilität

Was seit Langem bekannt ist, wird von der OECD wieder einmal in erschreckende Zahlen gefasst: So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind von Akademiker-Eltern eine hohe Lesekompetenz entwickelt um 20 Prozentpunkte höher als bei einem Kind, dessen Eltern nur
einen Pflichtschul-Abschluss haben.

Bei den Abschlüssen selbst manifestiert sich die Erblichkeit der Bildung in der niedrigen Aufwärtsmobilität: Nur 21 Prozent der jungen Erwachsenen in Österreich erreichen einen höheren Abschluss als ihre Eltern; im OECD-Schnitt gelingt das immerhin 32 Prozent. Noch weniger Bildungsaufsteiger als bei uns gibt es nur in Tschechien (17 Prozent) und Deutschland (19).

Dem gegenüber stehen die relativ zahlreichen „Bildungsabsteiger“: Ebenfalls 21 Prozent der jungen Erwachsenen in Österreich erreichen einen niedrigeren Abschluss als ihre Eltern; im OECD-Schnitt sind es nur 16 Prozent. In Summe ist Österreich bei der sogenannten Bildungsmobilität zwischen den Generationen Schlusslicht unter den 24 untersuchten Ländern (siehe Grafik).

OECD-Studie: Österreich international Schlusslicht

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sieht sich durch die OECD-Studie in ihren Zielen für die jüngst beschlossene Bildungsreform bestätigt. Sie macht auch die frühe Trennung im Schulsystem für die Vererbung der Bildung verantwortlich: „Daher ist es wichtig und gut, dass wir in Bildungsregionen die gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen erproben werden“, sagt die Ministerin.
Bei den Jüngsten habe Österreich „noch Nachholbedarf“, sagt Heinisch-Hosek; da sei das künftig verpflichtende zweite Kindergartenjahr „ein erster Schritt“.

Reform ist finanziert

Keine Sorgen macht sich Heinisch-Hosek bezüglich der Finanzierung der Reform. Wie berichtet hat Finanzminister Schelling die Bildungsreform im Budget unter „Finanzierungsvorbehalt“ gestellt: Sie kommt nur, wenn sie keine Mehrkosten verursacht.

Das werde sich machen lassen, sagt die Bildungsministerin: „Es ist genug Geld im System vorhanden, es muss nur besser verteilt werden.“ Mit Einsparungen in der Verwaltung lasse sich der schulische Teil der Reform „kostenneutral“ halten. Und das zweite Kindergartenjahr müsse ohnehin Schelling mit den Ländern ausverhandeln.

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