NEOS wollen "Bildungswende von unten"

NEOS-Parteichef Matthias Strolz
Bis 2015 will Parteichef Strolz nach Mehrheiten für mehr Schulautonomie suchen.

Unter dem Motto "Talente blühen!" wollen die NEOS eine überparteiliche "Bildungswende von unten" initiieren. Dafür hat Parteichef Matthias Strolz die "Nationale Initiative: Autonome Schule" ins Leben gerufen, wie er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben hat. Derzeit wird sie stark von den NEOS finanziert und getragen, man wolle aber "stärker in die Überparteilichkeit kommen".

Ziel der Initiative sei eine Befreiung der Schulen vom "Bürokratie- und Regulierungswahn", von Misstrauens- und Weisungskultur. Zwei Drittel aller Erlässe im Schulbereich gehörten in den Schredder, so Strolz. Vorbild für die Reform sind dabei die Niederlande. Dort werden schon jetzt 86 Prozent der Entscheidungen an den Schulen getroffen. Zum Vergleich: In Österreich sind es 31 Prozent.

Reform von unten

Geht es nach Strolz, sollen die Schulen künftig pädagogische, finanzielle und Personalautonomie erhalten, denn: "Eine echte Schulreform wird von unten kommen müssen, die Politik hat die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen." Deshalb will Strolz auch, dass die Schulen sich freiwillig für das neue Modell entscheiden müssen. Die anderen Parlamentsparteien sieht er prinzipiell auf seiner Seite: Auch dort sehe man Schulautonomie als Hebel für mehr Qualität, offen sei nur die Ausgestaltung.

Mehr Schulautonomie nach dem Modell der Initiative würde bedeuten, dass die Schulen selbst über die Verwendung der Mittel entscheiden und diese je nach Bedarf einsetzen. Dazu sollen Schulleiter entsprechend ausgebildete Führungskräfte werden. Direktoren sollen auch ihre Lehrer aussuchen und bei Problemen entlassen können, die Schule solle künftig "keine geschützte Werkstatt" mehr sein. Im Gegenzug sollen besonders engagierte Lehrer aber auch Aufstiegschancen erhalten. Über die pädagogische Ausrichtung des Standorts sollen Schüler, Eltern und Lehrer selbst bestimmen können. Die Qualitätssicherung erfolgt in dem Modell über die Mittlere Reife, bei der alle 15-Jährigen bei einem externen Test ihre Kompetenzen in den Hauptfächern, aber auch soziale Kompetenzen nachweisen sollen.

Finanzielle Gleichstellung

Die Finanzierung der Schulen soll künftig über einen Pauschalbetrag für jeden schulgeldfreien Schulplatz erfolgen, damit würden künftig auch konfessionelle und freie Privatschulen wie Montessorischulen finanziell gleichgestellt. Extramittel soll es geben, wenn es an einer Schule viele Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Elternhäusern gibt oder die Schule in der Peripherie liegt und schwer Lehrer findet. Anstelle der Schulbehörden soll außerdem ein Schulservice die Schulen bei Qualitätsentwicklung und -sicherung unterstützen.

Eine Bildungsreform sei nur mit einem nationalen Konsens umsetzbar, begründet Strolz die Suche nach Mehrheiten für ein Modell für Schulautonomie. Er will daher die Initiative mit dem Motto "Talente blühen!" am liebsten mit mehreren Parteien, Sozialpartnern und NGOs umsetzen und auch die Gewerkschaft ins Boot holen, außerdem sei man in Kontakt mit Bildungsexperten. Ab 9. September soll das Schulautonomie-Konzept österreichweit in mehreren Bildungsforen diskutiert werden. Bis Mai will Strolz dann ein "Buntbuch Schulautonomie" vorlegen, bis September ist ein konkreter Gesetzesvorschlag, der ähnlich schlank wie das Fachhochschulgesetz gehalten sein soll, geplant.

Realisierung ab 2018

Eine mögliche Umsetzung würde dann allerdings noch gut 15 Jahre dauern, räumt Strolz ein. In der laufenden Legislaturperiode könne man nur eine Reform vorbereiten, erst ab 2018 wäre eine schrittweise Realisierung möglich. Aber: "Entweder man will eine grundsätzliche Reform, dann braucht man Zeit. Oder es wird nicht stattfinden."

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