Werbung mit Strache und mit "kurz und knackig"

Passanten bringen mit pinken Stickern Straches Konterfei Stück für Stück zum Verschwinden.
Neos-Chef Matthias Strolz hofft, mit Stil-Wechsel in Oberösterreich und Wien zu reüssieren.

Anfangseuphorie und -erfolgen folgte Ernüchterung. Mit fast fünf Prozent Zuspruch zogen die Neos 2013 erstmals in den Nationalrat ein, bei der EU-Wahl 2014 waren es gar 8,14 Prozent; im Herbst 2014 stimmten 6,9 Prozent der Vorarlberger für die Pinken.

Im Burgenland und in der Steiermark lief es schlecht. Mit nicht einmal drei Prozent dort wie da schafften es die Neos nicht in den Landtag. Bei der Wahl in Oberösterreich am 27. September und der in Wien am 11. Oktober werde die Hürde genommen, sagt Parteichef Matthias Strolz dem KURIER. Warum geht er davon aus? "In den meisten Umfragen liegen wir in Oberösterreich bei rund vier Prozent. In Wien zuletzt schon bei acht. Und wir haben etwas gelernt. Wir sind das Burgenland und die Steiermark nicht entschlossen genug angegangen. Das ist nun anders."

Glaubt Strolz, dass der Stilwechsel zieht? Hin zu "dumpfem Populismus", wie die Grünen meinen – angesichts der in Wien affichierten Plakate mit dem Slogan "G’scheite Kinder statt g’stopft€ Politik€r"? "Um Gehör zu erlangen, muss man manchmal lauter werden", sagt Strolz. "Abgesehen davon stehen hinter jeder unserer Forderungen Inhalte. Es ist mir klar, dass diese Zuspitzung polarisiert. Man muss aber nicht jedem gefallen."

Häupl-Diät

Dass er sich mit der G’stopften-Botschaft selbst kritisiert, bestreitet Strolz: "Es geht um den Wiener Polit-Apparat, dessen strukturelle Korruption durch Vorfeldorganisationen und Unternehmensverflechtungen. Wir wollen das System Häupl auf Diät setzen – und das frei werdende Geld in die Kinder investieren. Wir können aber keine Drei-Zeiler auf Plakate schreiben. Kurz und knackig, damit die Passanten zum Nachdenken angeregt werden."

Zur Freude der Blauen affichieren nun auch die Neos deren Chef – in Form eines Abmontier-Konterfeis (http://stracheabmontieren.at). Warum gibt man einem Konkurrenten eine Wahlkampf-Bühne? "Je näher der Wahltag rückt, desto mehr wird Strache bei uns in den Hintergrund rücken. Jetzt wollen wir aufzeigen, dass wir für Veränderung stehen – ohne Strache. Wir können nach der Wahl Zünglein an der Waage sein. Und mit uns gibt es keinen Bürgermeister Strache."

Nicht nur für Oberösterreich und Wien, auch für die Nationalratswahl im Jahr 2018 sei er "zuversichtlich", sagt Strolz: "Wir stehen ja vor den Pforten der Dritten Republik. Das Machtkartell von Rot und Schwarz liegt im Sterben." Die FPÖ stoße "in dieses Vakuum. Uns gelingt das leider noch nicht gut genug. Aber wir wachsen – Tag für Tag."

Was wäre Strolz’ Wunschbündnis nach der Wahl? "Es wird eine Dreierkoalition nötig sein. Wir sind grundsätzlich regierungsbereit." Auch eine Minderheitsregierung, die es in Österreich erst ein Mal (unter Kreisky 1970) gegeben hat, und die sich im Parlament Mehrheiten suchen müsste, ist für den Neos-Boss vorstellbar: "Die würden wir da und dort unterstützen – wenn sie im Bildungsbereich, bei Pensionen und für wirtschaftlichen Aufschwung etwas bewegt." Eines sei aber klar: "Einen Herrn Strache würden wir weder in einer Koalition noch sonstwo unterstützen. Weil er zutiefst antieuropäisch ist – und Hass predigt."

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