NEOS: Partys gegen Politikerfrust

NEOS: Partys gegen Politikerfrust
Die Kleinpartei will mit einem Wohlfühl-Wahlkampf die Hürde in das Parlament nehmen.

In Wien und Vorarlberg hat die Kleinpartei die notwendigen Unterstützungserklärungen schon, in den anderen Bundesländern ist sie auf gutem Weg: Die „Neos“, eine wirtschaftsliberale Truppe, werden voraussichtlich bundesweit zur Nationalratswahl im Herbst antreten. Ihr Ziel: in den Nationalrat einzuziehen – dafür sind vier Prozent der Stimmen nötig.

Um die Hürde trotz knapper Kassen zu nehmen, greifen die „Neos“ zu einem ungewöhnlichen Mittel: Sie organisieren Partys. „Wir laden Nachbarn, Freunde, Bekannte ein. Der Kühlschrank ist voller Getränke – und es gibt ein bisschen etwas zu essen“, sagt Martina Künsberg, eine der Gastgeberin, dem KURIER. Auf die Art solle die Partei den Menschen nähergebracht werden.

Spenden sammeln

„Das ist schon meine 25. Neos-at-home-Party“, erzählt die Wiener Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger; sie hat im 16. Wiener Bezirk aufgetischt. Drei bis fünf solcher Events gebe es pro Woche. Geschätzte 3000 Menschen hat man so schon direkt für „Neos“ zu begeistern versucht. Natürlich würden auch Spenden gesammelt.

„Wir waren bisher nie politisch verbunden. Wir waren einfach Nachbarn“, sagt Pensionist Manfred Jiresch, der auch auf einen Sprung vorbeigekommen ist. Ihn störe „die Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners“. Im Moment herrsche Stillstand im Land – sei es bei der Steuerpolitik oder beim Lehrerdienstrecht. Auch die Situation an den Hochschulen stört ihn.

Gerfried Krifka ist Geschäftsführer einer Wertpapierfirma und ein Freund der Familie. Dadurch sei er schon früh mit den Ideen von „Neos“ in Berührung gekommen. Er sei nicht von der Politik frustriert, „sondern politikerfrustriert“. Mehr Wert seien vonnöten.

Bis zu fünf Stunden pro Woche investiert Gastgeber und Neos-Gründungsmitglied Max Künsberg in die Kleinpartei. „Es ist schwierig, Menschen für Politik zu begeistern. Oft hat man auch im engsten Freundeskreis Menschen, die nach dem ersten Glas Wein sagen, sämtliche Politiker seien unwählbar“, sagt er. Auch für ihn waren die herkömmlichen Parteien nach der Reihe an Skandalen unattraktiv.

Nun hofft Künsberg, die „Neos“ ins Parlament zu bringen – und „das System zu verändern“. Schon jetzt führe man zu „positiven Irritationen“. Ob der Einzug gelingt, ist freilich offen. Politik-Berater sehen „Neos“ derzeit an der Vier-Prozent-Hürde scheitern. Auch Nachbar Jiresch meint: „Wenn ,Neos‘ nicht die kritische Masse erreicht, scheiden sie aus taktischen Gründen für mich aus. Denn dann ist meine Stimme verloren.“

Eines hofft Max Künsberg mit der neuen Gruppierung auf jeden Fall schon erreicht zu haben: „Wir wollen mit solchen Formaten wieder Lust in die Politik bringen. Wir möchten, dass Leute sagen, da werde ich gehört, da kann ich mich einbringen.“

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