NEOS-Kritik am "Zwangsschema der Sozialpartner"

NEOS-Mandatar Sepp Schellhorn.
Wirtschaftssprecher Schellhorn bricht eine Lanze für das Metaller-Arbeitszeitmodell.

"Bei einer Hochzeit am Wochenende müsste ich meine Mitarbeiter um ein Uhr Früh nach Hause schicken, damit sie um 11.00 Uhr für das Mittagsgeschäft wieder da sind." Neos-Wirtschaftssprecher und Hotelier Sepp Schellhorn bringt das Beispiel, um zu zeigen, wie realitätsfern manche Regelungen in Österreich sind. "Keine Hochzeit ist doch schon um 1.00 Uhr aus."

Dem Mandatar ist das Thema Arbeitszeitflexibilisierung ein großes Anliegen, er kämpft gegen das "Zwangsschema der Sozialpartner". Sein Ansatz ist simpel: Arbeiten, wenn Arbeit da ist.

Das hieße: Eine Ausweitung der erlaubten täglichen Höchstarbeitszeit bei einer übers Jahr gleichbleibenden Wochenarbeitszeit. Die in Spitzenzeiten geleistete Mehrarbeit würde also in flauen Wochen durch mehr Freizeit ausgeglichen – zum beiderseitigen Vorteil von Arbeitgebern und -nehmern. Der Durchrechnungszeitraum für Überstunden sollte dabei ein Jahr betragen – wie im Metaller-Kollektivvertrag, erinnert Schellhorn. Er hält deren Arbeitszeitmodell für vorbildlich – es sollte in allen Branchen Anwendung finden, möglichst auf den jeweiligen Betrieb und seine Bedürfnisse zugeschnitten.

Mittelfristig schwebt Schellhorn überhaupt vor, dass Kollektivverträge nur noch Richtlinien-Charakter haben, um möglichst große Flexibilität in den Betrieben umsetzen zu können. Bisher würden das die Sozialpartner aus Angst vor Machtverlust verhindern, aber gleichzeitig Reformen blockieren und immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner verhandeln.

Dies hätte sich beim jüngsten Arbeitsmarktgipfel erneut gezeigt. Es sei nur gelungen, dass ein Monteur nach seinem Arbeitseinsatz nicht mehr zu einer Übernachtung verdonnert wird, weil er es nicht binnen der Zehn-Stunden-Grenze nach Hause schafft. Aber z. B. der 12-Stunden-Tag bei Gleitzeit sei wieder nicht gekommen, von der gesamten Flexibilisierung ganz zu schweigen. Schellhorn: "Ein Durchbruch schaut anders aus. Die Gewerkschaft schützt Menschen, die gar nicht geschützt werden wollen."

Das belegt für ihn auch eine repräsentative Umfrage (1000 Befragte), die Schellhorn bei Meinungsforscher Peter Hajek in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis: Immerhin 49 Prozent fänden eine Arbeitszeitflexibilisierung "sehr gut" bis "eher gut" – speziell Vollzeit-Beschäftigte, Männer, Jüngere und besser Gebildete sind dafür.

NEOS-Kritik am "Zwangsschema der Sozialpartner"

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