Heinisch-Hosek verteidigt Neue Mittelschule

„Je früher wir darauf schauen, dass Kinder das lernen, was sie nicht so gut können, desto besser.“
"Starkes und gutes Projekt": Die Bildungsministerin beharrt trotz Negativ-Berichts auf Weiterführung.

Für Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ist die Neue Mittelschule (NMS) "ein starkes und gutes Projekt". Die Evaluierung der Schulform habe "gezeigt, wo noch nachzubessern ist, doch die deutliche Verbesserung des Schulklimas und der Schulkultur zeigen den richtigen Weg", so die Ministerin in einer Aussendung. Sie plädiert für eine "Weiterführung und noch bessere Umsetzung".

Hintergrund: Neue Mittelschule hält nicht, was versprochen wurde

Für die Ministerin hat die Evaluierung gezeigt, dass es bei der Umsetzung des pädagogischen Konzepts der NMS "große Unterschiede zwischen den Standorten" gegeben habe. "Je vollständiger das pädagogische Konzept der NMS umgesetzt wird, desto stärker fallen die Leistungssteigerungen aus." Schulklima und Lernkultur hätten sich durch die NMS-Einführung deutlich verbessert, das Problem der "sozialen Selektion von Schülerinnen und Schülern nach der vierten Schulstufe bleibt aber weiterhin bestehen".

Die Ergebnisse machten deutlich, dass das NMS-Konzept "sehr positive Effekte mit sich bringen kann", so Heinisch-Hosek. "Voraussetzung dafür ist aber eine vollständige Umsetzung, die vor allem in der zweiten Generation (zweiter und letzter analysierter Jahrgang, Anm.) nicht ausreichend gegeben war." So seien in der "ersten Generation", also dem Pionierjahrgang, in Deutsch, Englisch und Mathe Verbesserungen beobachtet worden. Im zweiten Jahrgang seien die Konzepte dann aber weniger ausgeprägt umgesetzt worden.

Besserer Mitteleinsatz

Heinisch-Hosek plant daher einen stärker zielgerichteten und bedürfnisgerechten Mitteleinsatz. So sollten etwa die sechs Zusatzstunden in der NMS nicht nur für Deutsch, Mathe oder Englisch genutzt werden können, sondern auch für "standortspezifische Schwerpunktfächer". Länder oder Schulen sollten entscheiden können, ob mit den Zusatzressourcen Bundes- oder Landeslehrer beschäftigt werden. Auch das Angebot von Schülercoaching anstelle von Teamteaching wäre möglich, so Heinisch-Hosek. Die nötigen Gesetzesänderungen wären "schnell und einfach schon ab Herbst umsetzbar".

Ein "wesentliches Problem" werde durch die NMS aber nicht gelöst, meinte die Ministerin: "Da der Zustrom zur AHS-Unterstufe auch an NMS-Standorten unverändert geblieben ist, bleibt die soziale Spaltung des österreichischen Schulwesens ab der 5. Schulstufe bestehen." Bei den getesteten NMS-Standorten habe es sich mehrheitlich um frühere Hauptschulen gehandelt, "die soziale Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler hat sich noch nicht maßgeblich verändert". Zentrales Problem für Heinisch-Hosek: "Solange es sich bei der NMS um ein Parallel-Angebot handelt, zieht die AHS-Unterstufe jene 'Zugpferde' ab, von denen sich schwächere Schülerinnen und Schüler etwas abschauen können." Von einem gemeinsamen Unterricht würden aber alle profitieren.

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