Chaos im Heer verhindert Verpflegung der Flüchtlinge

Spielfeld: Die Hilfskräfte wünschten sich wochenlang eine Feldküche, die aber das Bundesheer aber erst am Mittwoch liefert.
Minister entmachtete Generalstab. Sogar über eine Feldküche für Spielfeld will er selbst entscheiden.

Es klingt wie eine Polit-Groteske – allerdings mit einem bitteren Beigeschmack. Seit Wochen warten die Hilfskräfte in Spielfeld dringend auf eine Feldküche vom Bundesheer. Doch es kommt keine. Um den unterkühlten Flüchtlingen ein warmes Essen anbieten zu können, wurde das Essen in den letzten Wochen mit zwei Gaskochern am Boden zubereitet.

Auch der grüne Aufdecker Peter Pilz ließ seine Beziehungen ins Verteidigungsministerium spielen, damit endlich der Wunsch nach einer Feldküche erfüllt wird. Vergebens waren auch seine Bemühungen. "Als Antwort habe ich bekommen: Wir können nichts machen, weil der Minister alle Entscheidungen selbst treffen will", erzählt Pilz.

Warum das Bundesheer an dieser simplen Aufgabe scheitert, liegt offenbar an der Kontrollsucht von Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ). Denn zur Mangelware zählen Feldküchen im Bundesheer nicht. "Der Minister hat alle Kompetenzen in sein Kabinett verlegt. Klug spielt selbst Generalstab. Aber das geht nicht. Die politische und militärische Verantwortung muss getrennt sein", meint Pilz.

Chaos im Heer verhindert Verpflegung der Flüchtlinge
APA20585132_03102014 - WIEN - ÖSTERREICH: Generalstabschef Othmar Commenda (l.) und Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) am Freitag, 3. Oktober 2014, während der Pressekonferenz zum Thema "Einsparungen beim Bundesheer" in Wien. FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
Mithilfe seines Kabinett-Stabschefs, Brigadier Jürgen Ortner, hat Klug den Generalstab (dessen Chef ist Othmar Commenda) abmontiert. Der frühere Mitarbeiter des glücklosen Vorgängers Norbert Darabos verteilt nun "Arbeitspakete" an die Generäle, und berät den Minister. Die Groteske um eine simple Feldküche ist dabei nicht die einzige Panne. So verkündete Klug jüngst, dass er bei einem Syrien-Einsatz der UNO ein Feldspital anbieten würde. Wären die Generäle gefragt worden, hätten sie ihm gesagt, dass das Bundesheer über ein solches Feldspital nicht mehr verfügt.

Eiskalte Stimmung

Aber damit nicht genug: Selbst Alpha-Einsätze in der Luftraumüberwachung will Klug selbst freigeben. Von Alphaeinsätzen spricht man dann, wenn ein fremdes Flugobjekt im österreichischen Luftraum eindringt.

Hier ist es Usus, dass zwei Eurofighter aufsteigen. Im Moment wäre die Befehlskette so, dass die Eurofighter erst dann abheben dürfen , wenn der Minister persönlich angerufen wurde, und grünes Licht dafür gegeben hat. ""Diese Anweisung geht in den absurden Bereich. Ich kennen den Generalstab. Das sind tadellose, hoch qualifizierte Leute. Aber Minister Klug macht den Generalstab zum weißen Elefanten", wettert Pilz. Dementsprechend ist die Stimmung ist im Verteidigungsministerium am Tiefpunkt. Der grüne Mandatar Pilz hat Klug am Montagabend am Rande des Landesverteidigungrates im Bundeskanzleramt auf die Gulaschkanonen-Groteske angesprochen. "Klug hat mir versprochen sich darum zu kümmern."

Auf KURIER-Anfrage hieß im Ministerium, dass am Mittwoch eine Feldküche in Spielfeld aufgebaut wird und wahrscheinlich schon am späten Nachmittag die ersten warmen Portionen (pro Tag bis zu 3.000) für die Flüchtlinge zubereitet werden . Von einer Blockade will man nichts wissen. "Wir handeln und prüfen den Bedarf erst, wenn eine Anforderung aus dem Innenministerium kommt", so das Verteidigungsressort.

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