Mini-Gehälter schrumpfen, Top-Gagen steigen

Mini-Gehälter schrumpfen, Top-Gagen steigen
Die Inflation frisst die Lohnzuwächse: Die Reallöhne liegen nun um 4,4 Prozent unter jenen von 1998.

Bei den Beamten droht der Republik eine milliardenschwere Nachzahlungder KURIER berichtete. Die Schere zur Gehaltsentwicklung bei Arbeitern und Angestellten wird weiter aufgehen. Erstaunlich ist aber schon der Status Quo – das zeigt ein druckfrischer Rechnungshofbericht über die Einkommenssituation in Österreich.

Neue Nahrung liefert das umfangreiche Datenkonvolut auch für die Steuerreformdebatte und die Umverteilungsfrage. Denn es zeigt sich: Niedrigeinkommen schrumpfen, zulegen können nur die Topverdiener.

Untersucht wurde der Zeitraum 1998 bis 2013. Im untersten Zehntel der Einkommenspyramide haben die inflationsbereinigten Jahreseinkommen bei Frauen und Männern deutlich an Wert verloren. Minus 17 Prozent bei Frauen, minus 52 Prozent bei Männern. Anders formuliert: Der Wert, unter dem die niedrigsten zehn Prozent der Unselbstständigen liegen, sank von 2761 auf 2433 Euro im Jahr (geringfügig Beschäftigte, Mini-Jobs, etc.).

Im obersten Einkommens-Zehntel stiegen die Bruttojahreseinkommen hingegen von 42.590 auf 59.334 Euro. Doch selbst dieser Anstieg wird durch die Teuerung massiv angeknabbert. Übrig blieb bei Männern ein Plus um drei, bei Frauen ein Plus um sieben Prozent.

Breiter Reallohnverlust

Das drückt kräftig auf den Durchschnitt: So stiegen die Bruttojahreseinkommen von 20.040 Euro im Jahr 1998 auf 25.767 Euro im Jahr 2013 an – ein Plus um 28,6 Prozent, bei einer Preissteigerung von 34 Prozent im selben Zeitraum. Real liegen die mittleren Jahreseinkommen damit um 4,43 Prozent unter 1998.
Höchst interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen. Grob vereinfacht gilt: Arbeiter verlieren stark, Angestellte stagnieren, nur Beamte können zulegen.

Arbeiter Die mittleren Einkommen („Medianeinkommen“) stiegen zwar von 16.100 auf 18.662 Euro, inflationsbereinigt ergibt das aber einen Reallohnverlust um 14 Prozent (siehe Grafik).

Angestellte Hier wuchsen die Jahreseinkommen von 21.933 auf 29.690 Euro. Rechnet man die Inflation heraus, bleibt ein Reallohnplus von einem Prozent übrig.

Beamte Nur bei Vater Staat lebt es sich noch ganz gut. Die Medianeinkommen stiegen von 30.993 auf 51.408 Euro, nach Abzug der Inflation ein Plus um 23 Prozent. Zur Erklärung hält der Rechnungshof fest, dass Beamte öfter Akademiker sind und selten in Teilzeitverhältnissen arbeiten. Außerdem: Die Anzahl der Beamten sinkt, weil es kaum noch Pragmatisierungen gibt. Das Durchschnittsalter steigt also kräftig (derzeit 50 Jahre). Die Gehaltsvorrückungen der verbleibenden, älteren Beamten schlagen stärker durch, als sie durch Jüngere mit geringeren Einkommen ausgeglichen werden könnten.

Zum Einkommensbericht des Rechnungshofs

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