Michael Häupl heizt Nachfolge-Spekulation an

Beppo Votzi und Martin Gantner im Gespräch mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl.
In der Wiener SPÖ wird versucht, die rätselhaften Aussagen des Bürgermeisters in der sonntägigen Pressestunde zu deuten.

Er kenne seinen Nachfolger schon, verrate den Namen aber nicht, sagte Wiens Bürgermeister Michael Häupl am Sonntag in der Pressestunde. „Wie der Papst, der einen Kardinal in pectore hat“, wundert sich so mancher SPÖ-Wien-Funktionär. „Das sieht ja so aus, als würden in der Sozialdemokratie die Parteivorsitzenden ernannt und nicht gewählt. Diese Aussage muss Häupl passiert sein.“

Ob nun ernannt oder nicht – spekuliert wurde gestern auch, wen Häupl denn als Nachfolger „in pectore“ habe. Denn das Problem ist, es gibt in Wien keinen logischen Nachfolger, Häupl hat bisher verabsäumt, einen aufzubauen. Die gängigste These lautet, das wohlwollende Auge des Bürgermeisters sei auf Andreas Schieder gefallen. Der Nachfolger von Josef Cap als Klubobmann gilt als größtes Nachwuchstalent in der SPÖ und wird – vom EU-Kommissar bis zum Wiener Bürgermeister – für sämtliche Spitzenpositionen gehandelt.

Als zweite Wahl hinter Schieder habe Häupl den derzeitigen Wohnbaustadtrat Michael Ludwig „in pectore“.

Interessanterweise machte Häupl deutlich, dass es sich bei seinem Nachfolger um einen Mann handle – womit die ehrgeizige Doris Bures, die auch von Bundesparteichef Werner Faymann unterstützt wird, wohl aus dem Rennen ist.

Über den Zeitpunkt seines Abschieds sagt Häupl: Sein „Plan“ sei, bei der Gemeinderatswahl im Oktober 2015 noch einmal anzutreten, aber bald danach zu gehen. Auch diese Ankündigung kam in der SPÖ-Wien seltsam an. Der letzte Politiker, der vor der Wahl angekündigt hat, dass er nach der Wahl eh gleich gehen werde, war der Salzburger Landeshauptmann Franz Schausberger. Die Wahl ging so katastrophal schief (Salzburg drehte auf rot), dass Schausberger schon am Wahlabend den Hut nehmen musste.

Zu seinem aktuellen Koalitionspartner geht Häupl deutlich auf Distanz. Es gebe „keine Präferenz“, die Koalition mit den Grünen nach der Wahl fortzusetzen, sagt er.

Mangels Personalalternative glauben mache in der SPÖ-Wien, dass sie mit Häupl die nächste Wahl doch noch einigermaßen überstehen könnten – allerdings nur bei einer Lossagung von den Grünen, deren teils chaotische Politik der SPÖ voll auf den Kopf fällt. In Umfragen liegt die Wiener SPÖ derzeit bei desaströsen rund 37 Prozent. Ende November hält sie eine Vorstandsklausur ab, um zu beraten, wie sie einem Debakel bei der Gemeinderatswahl entgehen könne.

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