Rektorenbestellung: "Schaut so ausg’macht aus"

Rektorenbestellung: "Schaut so ausg’macht aus"
Insider packt aus, wie bei Rektorenbestellung wundersamerweise jener Kandidat rauskommt, der von vornherein als Sieger galt.

Die Suche nach einem neuen Rektor für die MedUni Wien hat schon für Polit-Wirbel gesorgt. Unirats-Vorsitzender Erhard Busek und Bürgermeister Michael Häupl sind sich öffentlich in die Haare geraten, inzwischen ist der umstrittene Jurist nicht mehr in der engeren Wahl.

Ein Hearing fand statt, die Kandidatenliste ist auf drei Personen verkürzt: Harald Schmidt, Pharmazeut von der Uni Maastricht; Markus Müller, Internist, Vizerektor der MedUni Wien; Eduard Auff, Neurologe am AKH. Obwohl im Bestellverfahren noch zwei Runden ausständig sind (der Uni-Senat wird heute den Dreiervorschlag beschließen, der Uni-Rat daraus einen Rektor auswählen), pfeifen es die Spatzen von den Dächern Wiens: Müller wird’s.

"Mich grämt das so, dass alles so ausg’macht ausschaut": Mit diesen Worten meldet sich ein Mitglied des 26-köpfigen Senats der MedUni Wien beim KURIER. Der Informant ist beteiligt an der Rektorenbestellung und ging an den Prozess mit einer lobenswerten Einstellung heran: "Ich dachte, eine Universität ist eine andere Ebene, da geht es um Ethik und Forschung und Patienten und so. Ich dachte, das muss ein unanfechtbarer, herzeigbarer Prozess werden, der dieser Bildungsinstitution gerecht wird." Stattdessen sitzt ein trauriges, enttäuschtes Senatsmitglied am Kaffeehaustisch und berichtet dem KURIER, was alles schiefläuft.

Wissenschaftler aus dem Ausland – und seien sie noch so gut geeignet – hätten keine Chance, weil sie sich im Gestrüpp des österreichischen Beziehungsgeflechts verheddern. So sei Schmidt von der Uni-Maastricht beim Hearing brillant gewesen, aber, so der KURIER-Informant: "Wahrscheinlich ist Schmidt nur ein Feigenblatt, sodass man sagen kann, man habe eh einen guten Ausländer in die engere Wahl gezogen."

Das Gebot, Frauen bei gleicher Qualifikation zu bevorzugen, bewirkte, dass man die einzige Bewerberin, Vize-Rektorin Karin Gutierrez-Lobos, vorzeitig aus dem Rennen warf, um sie nicht nehmen zu müssen. Es habe schon im Vorfeld geheißen, sie werde, weil sie die einzige Frau ist, nicht in den Dreier-Vorschlag kommen.

Das Hearing der Kandidaten sei auch nur eine Scheinhandlung. Zehn Kandidaten wurden zwei Tage lang angehört, aber es gab keine standardisierte Bewertung: "Man hätte eine Matrix anhand des Ausschreibungstextes erstellen müssen, sodass die Senatsmitglieder die Kandidaten mittels Matrix bewerten müssen." Stattdessen habe man sich in den Pausen auf Plauderniveau ausgetauscht: "Der war gut." "Der war überraschend unterhaltsam."

Nach kurzer Diskussion im Senat habe Vorsitzender Oswald Wagner geheim abstimmen lassen. Zum Erstaunen des KURIER-Informanten habe die Wahl andere Personen hervor gebracht als die Stimmung in den Hearings-Pausen war. Das Wahlergebnis im Senat (ihm gehören 13 Professoren, sechs vom Dozenten & Assistenten, sechs Studenten, einer vom allgemeinen Personal an) entsprach genau den Gerüchten im Vorfeld: Der Müller wird’s und die Gutierrez kommt nicht in die Endrunde. Der Informant: "Was genau passiert ist, weiß ich nicht. Mein Eindruck ist: Es gab Absprachen, und alle kuschen."

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