"Man hat mich mit Hitler und Trump verglichen"

"Selbstverständlich hat niemand eine Freude damit, wenn er noch einmal wählen gehen muss."
Norbert Hofer über den Brexit und Vergleiche mit dessen Fürsprechern.

KURIER: Herr Hofer, was antworten Sie einem Wähler auf die Frage, warum wir eine Wahl wiederholen müssen, bei der keine einzige Stimme manipuliert wurde?

Norbert Hofer: Dem sage ich: Wir wissen das nicht. Der Verfassungsgerichtshof hat fest gestellt, dass dafür theoretisch die Möglichkeit bestand, und ich weiß ja nicht, was jemand tut, den man alleine Kuverts mit Briefwahlstimmen öffnen oder auszählen lässt. Niemand weiß, ob manipuliert worden ist.

Glauben Sie, dass die Wahlwiederholung die Menschen nicht unglaublich frustriert?

Selbstverständlich hat niemand eine Freude damit, wenn er noch einmal wählen gehen muss, und die Situation ist sowohl für Alexander Van der Bellen wie auch für mich eine ganz besondere. Man muss aber einfach sagen: Wenn es Rechtsbrüche gegeben hat, dann ist das zu akzeptieren.

Die vom VfGH festgestellten angesprochenen Rechtsbrüche waren offenkundig seit vielen Jahren die gelebte Praxis. Warum hat die FPÖ eigentlich nicht schon den ersten Wahlgang angefochten?

Wenn mir diese Rechtsbrüche beim ersten Wahlgang bekannt gewesen wären, dann hätten wir bzw. ich das auch gemacht. Wir waren tatsächlich überrascht über das Ausmaß der Schlampereien –ähnlich ging es dem Verfassungsgerichtshof.

Sie hätten die Stichwahl auch angefochten, wenn Sie vorne gelegen wären?

Alles andere wäre unverantwortlich.

Wird die Wahl-Anfechtung aus Ihrer Sicht auch ein Thema im Wahlkampf werden?

Nur dann, wenn mich jemand danach fragt. Aktiv werde ich die Wahl-Wiederholung nicht thematisieren, die Sache ist aus meiner Sicht erledigt.

Sie üben jetzt formal als Dritter Nationalratspräsident auch die Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten mit aus. Ist das nicht eine eigenwillige Optik?

Nein, denn die Verfassung sieht das so vor.

Aber Sie hätten ihre Funktion im Nationalratspräsidium ruhend stellen können.

Wenn die Verfassung das so will, sehe ich keinen Grund für eine Karenzierung – zumal ich genau trenne zwischen Wahlkampf und Drittem Nationalratspräsidenten. Das habe ich ja auch in den ersten beiden Wahlgängen so praktiziert.

Im Ausland werden Sie in einem Atemzug mit den Brexit-Verfechtern Boris Johnson und Nigel Farage genannt. Stört Sie das eigentlich?

Mir wäre es lieber, die EU entwickelt sich in eine positive Richtung, dann würden alle Ausstiegsszenarien überflüssig. Ansonsten mache ich mir keine großen Gedanken mehr darüber, mit wem ich in einem Atemzug genannt werde. Man hat mich schon mit Hitler und Trump verglichen, glauben Sie mir: In der Politik bekommt man eine sehr dicke Haut.

Zum Wahlkampf an sich: Braucht es alles ein drittes Mal? Auftakt- und Abschlusskundgebungen, TV-Duelle und dergleichen mehr?

Wenn’s nach mir geht, genügen Auftakt- und Abschlusskundgebung und eine Tour durch Österreich. Ich will mich mit Alexander Van der Bellen zusammensetzen und abklären, was an Duellen und Konfrontationen wirklich nötig ist. Ich glaube, dass wir im Sinne aller Beteiligten auf einige Fleißaufgaben verzichten können.

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