So leben Politiker nach dem Fall

Michael Spindelegger & Jochen Danninger haben nun wieder mehr Zeit
In der ÖVP-Regierungsmannschaft drehte sich das Personalkarussell zuletzt besonders rasant.

Politik ist ein hartes Geschäft. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter berichtete, dass ihn im Dezember ein Anruf aus Wien vom damaligen Vizekanzler Michael Spindelegger ereilte, und er nur wenige Minuten Zeit hatte, zu entscheiden, ob er das Amt auch annehmen will. Er sagte zu.

So leben Politiker nach dem Fall
Karl-Heinz Töchterle, Viktoria Spielmann Interview in der Hauptuni am 11.09.2013 in Wien
Der Abschied von der Regierungsbank sieht nicht selten ähnlich aus. "Während der Regierungsbildung hatte ich von Vizekanzler Spindelegger eigentlich keine Signale bekommen, dass ich der nächsten Regierung nicht mehr angehören werde", erzählt der ehemalige WissenschaftsministerKarlheinz Töchterle. Dann habe es – in allerletzter Minute – ein kurzes Gespräch gegeben, wo ihm Spindelegger seine Entscheidung mitgeteilt hat, dass er seinen Amt aufgeben muss. "Es hat mich nicht weiß Gott wie erschüttert. Aber die Art und Weise hat mich schon irritiert. Ich hätte mir eine etwas kollegialere Vorgangsweise gewünscht", sagt Töchterle, der inzwischen für die ÖVP im Parlament als Wissenschaftssprecher und wieder an der Universität Innsbruck arbeitet. "Mein Leben hat sich grundlegend geändert, aber zum Besseren. Minister sein ist ja nicht immer ein Vergnügen, auch wenn ich das sehr gerne gemacht habe. Wenn das alles wegfällt, ist das schon auch eine große Erleichterung."
So leben Politiker nach dem Fall
Finanzministerin Maria Fekter im Interview am 23.09.2013 in Wien
Nach wie vor in der Politik, wenn auch nur als Kultursprecherin der ÖVP im Parlament, istMaria Fekter. Davor war sie unter anderem Volksanwältin, Innenministerin und zuletzt Finanzministerin. Über ihr Befinden, und wie der Wechsel von der Regierungsbank zurück ins Plenum war, will sie nicht öffentlich sprechen. "Ihr werdet’s mir nicht fehlen", rief sie am Ende ihrer Amtszeit den Journalisten zu.

Auch Claudia Schmied, Unterrichtsministerin der vorigen Regierung, will sich auf KURIER-Anfrage nicht zu ihrem neuen Leben äußern. Dem Vernehmen nach ist sie noch auf Jobsuche.

So leben Politiker nach dem Fall
Beatrix Karl, Bundesminister für Justiz
Ex-JustizministerinBeatrix Karllehnt zwar ab, über ihre "Befindlichkeiten" zu sprechen. Sie erklärt aber, dass jedem, der in die Politik geht, klar sein müsse, dass es genau so schnell vorbei sein kann, wie es begonnen hat. "Ich würde es trotzdem wieder machen, es war für mich eine sehr spannende Zeit." Jetzt sei sie Abgeordnete und wie Töchterle wieder an der Uni tätig. "Terminlich bin ich nicht mehr so fremdbestimmt. Das ist natürlich viel angenehmer, wenn man sein Leben wieder selbst bestimmen kann. Und ich habe viel mehr Zeit für meine Familie, das ist ein Riesenunterschied".
So leben Politiker nach dem Fall
APA15346560-2 - 30102013 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD-PAKET - Nationalratsabgeordneter Nikolaus Berlakovich (ÖVP) am Dienstag, 29. Oktober 2013, im Rahmen eines Fototermins im Parlament in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Wochenlang nach seinem ungewollten Abschied von der Regierungsbank ist ex-LandwirtschaftsministerNikolaus Berlakovichmorgens hektisch aufgewacht, weil er dachte, er müsse schnell als Minister auf kleine oder große Krisen reagieren, erzählt er dem KURIER. "Das war die größte Herausforderung, aus dieser morgendlichen Konditionierung herauszukommen. Weil man als Minister rund um die Uhr in Bereitschaft sein muss. Weil irgendwas kann immer passieren. Als Abgeordneter ist dieser Druck nicht mehr so groß", erzählt der Burgenländer. "Jetzt kann ich mir die Zeit besser einteilen, und habe mehr Lebensqualität, weil der Druck wegfällt."
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Claudia Schmied
Und Spindelegger und sein Intimus, Ex-StaatssekretärJochen Danninger? Spindelegger hatte von sich aus alle seinen Funktionen zur Verfügung gestellt. Danninger durfte noch kurze Zeit hoffen, als Staatssekretär auch unter Mitterlehner bleiben zu können. Dem war nicht so.

Danninger hat nun das Recht, weitere sechs Monate 75 Prozent seines Gehalts als Staatssekretär von knapp 15.000 Euro zu beziehen, sofern er keinen neuen Job hat. Ob er das in Anspruch nimmt, ist noch offen. Aus seinem Umfeld war nur zu vernehmen: In der Politik will Danninger nie wieder arbeiten.

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