Umfrage: Hofburg-Kandidaten sind bürgerfern

Wer hier präsidiert, wird nach dem 2. Wahlgang am 22. Mai feststehen.
Van der Bellen am glaubwürdigsten, Hofer mit Haltung in der Flüchtlingsfrage Nummer 1.

Welches Image haben die aktuellen Hofburg-Kandidaten? Der KURIER hat es vom OGM-Institut von jenen untersuchen lassen, die die nötigen 6000 Bürger-Unterstützungserklärungen bekommen werden. Sechs Kategorien wurden abgefragt, basierend auf der derzeitigen Bekanntheit (siehe unten).

In puncto Glaubwürdigkeit führt der Grüne Alexander Van der Bellen (siehe Grafik). Für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer hat das vor allem einen Grund: "Er hat über ein Jahrzehnt lang als Parteichef eine gleichbleibende Haltung gehabt."

Ein Startvorteil

Hinter Van der Bellen rangiert die einstige Höchstrichterin Irmgard Griss. "Die 46 Prozent sind angesichts ihrer geringen Bekanntheit ein sehr hoher Wert", befindet Bachmayer. Der rühre daher, "dass sie nicht aus dem politischen System kommt. Das ist ein Startvorteil."

Nicht gut weg kommen die Kandidaten der Koalitionsparteien. Eine Mehrheit bescheinigt beiden geringe Glaubwürdigkeit. "Das liegt auch am Zickzack-Kurs ihrer Parteien, den Schwenks nach dem Motto: Was gestern galt, gilt heute nicht mehr", analysiert der OGM-Boss. SPÖ-Mann Rudolf Hundstorfer versuche zwar, "sich aus der Flüchtlingscausa so gut es geht herauszuhalten bzw. eine Mittelposition zu fahren, das schlechte Image seiner Partei in dieser Frage ist aber auch Gegenwind für ihn".

Bei ÖVP-Kandidat Andreas Khol spiele noch eigener Sinneswandel mit: "Er nimmt jetzt FPÖ-Werbesprüche in den Mund, die er vorher kräftig kritisiert hat."

Einen Hauch glaubwürdiger als Khol wird der blaue Hofburg-Anwärter Norbert Hofer gesehen. Bachmayer: "Er hat – wie Griss – ein Bekanntheitsproblem. Und: Das Image der FPÖ ist nicht mit dem verbunden, was für das Amt des Bundespräsidenten fördernd ist."

Gute Erfahrungswerte

In Sachen Erfahrung schneiden Hundstorfer und Khol viel besser ab. Die wird ihnen bescheinigt, weil sie seit Jahrzehnten in politischen Ämtern sind. Hundstorfer war zuletzt Sozialminister, davor ÖGB-Chef. Khol wirkte bis dato als Seniorenbund-Chef; er war auch Nationalratspräsident und Klubobmann.

Fast so hohe Erfahrungswerte wie Khol und Hundstorfer hat Van der Bellen. Hofer und Griss kommen an diese nicht heran. "Von Hofer wissen viele wenig, obwohl er Dritter Nationalratspräsident ist", erläutert Bachmayer. Und Griss hat nicht in der Politik gewerkt.

Besser steigt sie in der Kompetenz-Kategorie aus. Da ist sie quasi ex aequo mit Hundstorfer – und vor Hofer. Das größte Fachwissen billigen die Befragten Khol und Van der Bellen zu.

Dass Griss die größte Parteiunabhängigkeit attestiert wird, überrascht nicht. Angesichts dessen, dass sie aus keiner Polit-Gruppierung kommt, ist der Wert von 53 Prozent nicht hoch. Immerhin 19 Prozent qualifizieren Van der Bellen als unabhängig von einer Partei. Die Grünen bemühen sich ja, ihn als solchen darzustellen – obwohl sie ihn finanziell und personell unterstützen.

Bürgerferne

Bei der Bürgernähe hat kein Kandidat Grund zur Freude. Mehrheitlich bürgerfern werden die fünf gesehen.

Und wessen Haltung in der Flüchtlingsfrage entspricht am ehesten den Befragten? Da ist Hofer mit 42 Prozent Nummer 1. Khol, der die Asylpolitik zum Wahlkampfthema machen will, kommt – wie Hundstorfer – auf nur 23 Prozent. Bachmayer: "Sein Kurswechsel wird von vielen gutgeheißen, glaubwürdig wirkt er aber nicht."

Dort wie da könne sich in den kommenden Wochen aber noch einiges ändern. "Das Rennen ist noch lange nicht entschieden."

Umfrage: Hofburg-Kandidaten sind bürgerfern

Zwei Kandidaten sind der Mehrheit noch unbekannt

Rudolf Hundstorfer
Der bisherige SPÖ-Sozialminister und Ex-ÖGB-Präsident ist der bekannteste der Kandidaten. 95 Prozent der Befragten ist er ein Begriff.

Alexander Van der Bellen
Der Ex-Chef der Grünen rangiert dahinter. Ihn kennen 92 Prozent der Österreicher.

Andreas Khol
Mit dem Ex-ÖVP-Klubchef, Nationalratspräsidenten und Seniorenbund-Obmann wissen 83 Prozent etwas anzufangen.

Irmgard Griss
Die einstige Höchstrichterin und Bawag-Gutachterin hat ein Bekanntheitsproblem. Erst 38 Prozent wissen, wer sie ist.

Norbert Hofer
Der Dritte Nationalratspräsident und Vize-Chef der Blauen hat sich als letzter der fünf als Hofburg-Kandidat deklariert. Nur 36 Prozent kennen ihn.

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