Kimberger: "Für Bildung fehlt eine Milliarde im Budget"

Kimberger: „Lehrer werden von der Bürokratie erschlagen“
Chefgewerkschafter lehnt zwei zusätzliche Stunden Unterrichtszeit ab und warnt vorm Sparen bei der Bildung.

Sollen Lehrer zwei Stunden zusätzlich unterrichten? Im Ministerrat wird das Thema seit Wochen erörtert, nur der Chefverhandler der Gewerkschaft weiß offiziell von nichts: Paul Kimberger, Sprecher der Lehrergewerkschaft, erklärt im KURIER-Gespräch, dass er bisher weder von der Bildungsministerin noch von der Beamtenstaatssekretärin dazu kontaktiert oder informiert wurde. "Eine sozialpartnerschaftliche Kultur sieht anders aus. Da sollte man vorher das Gespräch suchen", sagt Kimberger.

In der Sache sei die Situation gleich wie 2009, als die damalige Bildungsministerin Schmied den Zwei-Stunden-plus-Plan ventilierte. "Damals wie heute hatten die Ministerinnen bemerkt, dass ihnen das Geld ausgeht. Und damals wie heute sind sie der irrigen Annahme, für ihre verfehlte Ressortpolitik die Lehrer als Rücklage herholen zu können."

Der Gewerkschafter verwahrt sich gegen die Behauptung, zwei Stunden mehr würde den Schülern nützen: "Die Wahrheit ist, dass Lehrer dann mehr Klassen und Schüler unterrichten müssten. Und wir müssten 12.000 Junglehrer in die Arbeitslosigkeit schicken."

Die Debatte, ob Lehrer nicht eigentlich von acht bis 16 Uhr am Schulstandort sein sollten, hält er für entbehrlich: "Mindestens achtzig Prozent der 6000 Schulen in Österreich sind völlig ungeeignet für einen Ganztagsbetrieb. Da müsste man massiv investieren, damit das möglich wird und jeder Lehrer auch einen Arbeitsplatz erhält. Deswegen ist die Debatte eine rein akademische."

Würde man wirklich den Unterricht verbessern wollen, sollte das von der Gewerkschaft seit Jahren geforderte Supportpersonal in die Schulen kommen. "Da unterstützt uns der Rechnungshof", erklärt der Oberösterreicher. "Denn jetzt leisten wir uns hoch kompetente Schulleiter und Lehrer, die erschlagen werden von der täglichen Bürokratie. Die können ihre Fähigkeiten gar nicht einbringen, weil sie Schreibarbeit machen müssen."

Zusätzliche 12.000 Personen sollten die Lehrer als Supportpersonal entlasten, schlägt die Gewerkschaft vor. Die Zahl sei bei weitem nicht zu hoch gegriffen, erklärt Kimberger. Staaten wie die Niederlande oder Finnland, die für ihre Schulreformen sehr gelobt werden, hätten eine noch viel höhere Anzahl an Supportpersonal. "In Österreich gibt es bis heute nicht einmal die Postler, die umgeschult werden sollten, um Bürokratiearbeit in den Schulen zu übernehmen."

Das eigentliche Problem ortet Kimberger aber im Bildungsbudget. Nicht, weil die Ministerin bestätigte, dass allein in diesem Jahr 343 Millionen Euro fehlen. "In den Niederlanden wurden die Ausgaben im Bildungsbereich von 3,4 auf 4,1 Prozent des BIP erhöht. Österreich hat in den vergangenen 15 Jahren genau das Gegenteil gemacht, wir sind von 4,2 auf 3,6 Prozent runter (der OECD-Schnitt beträgt 3,9 Prozent). Es fehlt im Bildungsbereich also eine Milliarde Euro. Darüber sollten wir sprechen."

Kommentare