Krisenrezepte der neuen SPÖ-Manager

SPÖ-Geschäftsführer Gerhard Schmid und Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle.
Bessere Kommunikation mit Funktionären und Bürgern – inklusive Faymann-Tour durch die Länder.

Norbert Darabos ist dabei, sein Büro im 2. Stock des SPÖ-Hauptquartiers zu räumen, als der KURIER dorthin kommt – zum Gespräch mit seinem Nachfolger Gerhard Schmid. Dieser führt nun in der Wiener Löwelstraße die Geschäfte der SPÖ, unterstützt von Neo-Kommunikationschef Matthias Euler-Rolle. Gestern sind die beiden vom Parteivorstand bestellt worden; Schmid einstimmig, gegen Euler-Rolle votierten drei der etwa 100 Mitglieder.

Schmid (55), bisher Vize-Kabinettschef von Kanzler Werner Faymann, und Euler-Rolle (37), bis dato Faymanns Sprecher, übernehmen eine Partei in desolatem Zustand: die Umfragewerte sind schlecht, Funktionäre unzufrieden, Vormann Faymann wird kritisiert. Bei der Wahl in Oberösterreich Ende September droht der SPÖ der Absturz auf Platz 3 – hinter die Blauen; auch in Wien werden die Roten bei der Abstimmung im Oktober verlieren. Sogar Parteigänger wie Kärntens SPÖ-Geschäftsführer Daniel Fellner urteilen: "Die SPÖ war noch nie so weit weg von den Menschen, wie sie das jetzt ist" (siehe unten).

Schlechter Zustand

Euler-Rolle reagiert auf den Negativ-Befund so: "Die SPÖ widerspiegelt den Zustand der gesamten Politik. Das muss geändert werden." Jener, "die sich als Folge der Krise als Verlierer fühlen", werde sich die SPÖ verstärkt widmen, sagt Schmid.

Wie das, angesichts dessen, dass viele derer längst zur FPÖ übergelaufen sind? "Wir werden diese Leute unterstützen, mit einer Art Bürgerservice in allen Bezirken." Zudem soll – wieder einmal – nach Kreisky’schem Vorbild – die Partei "geöffnet werden. Durch Dialog mit Wissenschaftlern, Künstlern, Intellektuellen, NGOs, Religionsgemeinschaften." Ein Schauspieler habe bereits angerufen, gefragt, was zu tun sei, "um Menschen im Gemeindebau wieder zu erreichen".

Neuerlich erreichen müssen die SPÖ-Oberen auch die Funktionäre. Darabos habe nicht kommuniziert, was inhaltlich Sache sei, klagten solche; das habe die Polit-Arbeit vor Ort erschwert. Fortan werde das anders sein, beteuert Euler-Rolle: "Es wird WhatsApp-Gruppen, Mails, SMS, Argumentarien und Videokonferenzen mit den Ländervertretern geben. Detto Mitgliederbefragungen, um die Stimmung, um Meinungen zu Themen auszuloten."

"Kein Knopfdrücker"

Auf einen "zentralistischen Knopf" werde aber nicht gedrückt, ergänzt Schmid. "Es wird niemand zu tun haben, was der Bund verlangt. Es wird diskutiert." Auch für Faymann-Kritiker wie Bürgermeister Andreas Babler sei "die Tür offen".

Um den Vorhalt hintanzuhalten, nicht aus dem Elfenbeinturm zu gehen, werden Schmid und Euler-Rolle in alle Bundesländer fahren. Das werde auch Faymann tun. Und der werde – Unkenrufen zum Trotz – nicht vorzeitig gehen oder "gegangen werden": "Er wird auch bei der nächsten Nationalratswahl Spitzenkandidat der SPÖ sein."

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl stellte sich vor der gestrigen Vorstandssitzung ebenfalls demonstrativ hinter Faymann. Dieser werde von der Wiener Partei "mit Sicherheit nicht angezweifelt". Faymann sah sich nach der Partei-Zusammenkunft gar gestärkt – ob der Zustimmung zu seinen Vertrauten Schmid und Euler-Rolle. Und weil es "ausschließlich unterstützende Wortmeldungen" für ihn gegeben habe.

Einmal mehr begründete Faymann, warum er sich für Schmid, den er seit der Jugend kennt und der der Hietzinger SJ entstammt, entschieden hat: "Er ist ein guter Organisator; er besitzt Ruhe und Überblick." Ein Haxlbeißer sei Schmid nicht.

Wie sieht sich Schmid selbst? Er wolle sich nicht ändern, habe nicht vor, zum "wilden Mann" zu werden, sagt er dem KURIER. Wobei: "Ich schließe nichts aus. Das ist eine Frage, wie sehr man mich reizt."

Kommentare