Mehr Geld für längere Väter-Karenz

Väter in Karenz sind immer noch die Minderheit: Nicht einmal jeder fünfte Vater bleibt daheim.
Kindergeld-Reform: Wenn sich Väter und Mütter die Baby-Zeit in etwa gleich aufteilen, winkt künftig ein finanzieller Bonus.
Mehr Geld für längere Väter-Karenz
Ein flexibleres Kindergeld-System und mehr Anreize für Väter, in Karenz zu gehen – das wünschen sich Eltern u. a. laut einer Studie, die im Auftrag des Familienministeriums durchgeführt wurde (siehe Grafik). Die Regierung will – zumindest einen Teil der Forderungen – im Zuge der Reform des Kinderbetreuungsgeldes umsetzen. Im Herbst sollen die Verhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP abgeschlossen werden. Mitte 2016 soll das sogenannte Kindergeld-Konto realisiert werden. Der KURIER skizziert schon jetzt, wie es ausgestaltet sein wird.

Familienministerin Sophie Karmasin umschreibt das zentrale Ziel der Kindergeld-Reform im KURIER-Gespräch so: "Wir wollen eine individuellere Wahlmöglichkeit schaffen, und die Väter-Beteiligung muss durch das neue Kindergeld-Konto gestärkt werden."

Kindergeld-Konto

Vorweg: Das einkommensabhängige Kindergeld bleibt erhalten. Die vier anderen Fix-Varianten wird es aber nicht mehr geben (siehe Grafik). Stattdessen ist ein Gesamtbetrag auf einem Kindergeld-Konto vorgesehen. Wie hoch dieser sein wird, steht noch nicht fest. Karmasin spricht von einem "mittleren Wert".

Derzeit bekommen Eltern in Summe zwischen 13.800 und 15.700 Euro – je nach Kindergeld-Variante, wenn auch die Väter in Karenz gehen. Man kann also bei einem "mittleren Wert davon ausgehen, dass rund 14.000 Euro auf dem Konto stehen werden. Mehr Mittel als derzeit wird es jedenfalls nicht geben, das hat Karmasin schon zu Beginn der Verhandlungen kundgetan.

Mehr Geld für längere Väter-Karenz
Das Geld vom Kindergeld-Konto kann künftig zwischen 12 und 36 Monaten nach der Geburt des Kindes in Anspruch genommen werden. Je kürzer die Eltern daheim bleiben, desto höher wird der monatliche Betrag sein; je länger, desto niedriger. Aber: Damit die Eltern das Kindergeld zur Gänze lukrieren können, müssen Väter "20 bis maximal 25 Prozent" (Karmasin) der Karenzzeit übernehmen. Derzeit sind es im Schnitt 17 Prozent. Die SPÖ plädiert für 33 Prozent. Das lehnt die ÖVP-Ministerin ab.

Wechselmöglichkeit

Entscheidet man sich derzeit für eine der fünf Kindergeld-Varianten, hat man nur zwei Wochen Zeit, das zu ändern. Das heißt, wenn man beispielsweise kürzer daheimbleiben möchte, als ursprünglich geplant, weil man früher als erwartet einen Kinderbetreuungsplatz bekommt, fällt man um Geld um. "Künftig wird es innerhalb des ersten Jahres möglich sein, zumindest einmal zu wechseln", kündigt Karmasin an. Der Restbetrag auf dem Kindergeld-Konto wird einfach auf weniger oder mehr Monate als geplant, aufgeteilt.

Bonus für Väter-Karenz

Um mehr Männer länger in Karenz zu bringen, soll es einen "Partnerschaftsbonus" geben. Derzeit bleiben die Väter meist nur zwei oder drei Monate beim Nachwuchs. Wenn Mutter und Vater in etwa gleich lang zu Hause bleiben, sollen sie künftig dafür finanziell belohnt werden – mit einem "relevanten Geldbetrag", sagt Karmasin. Wie hoch dieser sein wird, stehe noch nicht fest.

Papa-Monat

Ob künftig alle Väter nach der Geburt eines Kindes vier Wochen daheim bei ihrer Familie bleiben dürfen, wie es bei den Beamten der Fall ist, ist offen. Das werde zwischen Sozialminister Hundstorfer und Wirtschaftsminister Mitterlehner verhandelt, sagt Karmasin.

Unternehmen motivieren

In vielen Betrieben ist es noch nicht gern gesehen, wenn Väter in Karenz gehen. In der Umfrage des Familienministeriums sagten nur 25 Prozent der befragten Eltern, dass es in ihren Firmen unterstützt werde, wenn Väter einige Zeit beim Nachwuchs bleiben. Karmasin möchte daher Unternehmen stärker vermitteln, dass nicht nur die Männer davon profitieren. Karenz-Väter kämen oft "mit neuen Kompetenzen" zurück in den Job: "Sie sind zufriedener, teamfähiger – und stressresistenter".

Infos für Väter-Karenz

Mit dem Mutter-Kind-Pass sollen Eltern künftig auch eine Broschüre "mit ausführlichen Informationen zur Väter-Karenz erhalten", kündigt die Familienministerin an.

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