Khol wird statt Pröll kandidieren

Erwin Pröll, Andreas Khol: Gemeinsame Auftritte der beiden ÖVP-Granden (wie hier 2006) sind selten.
Nach dem Fehlstart in den Wahlkampf wegen des überraschenden Neins von Erwin Pröll herrscht in der ÖVP Ratlosigkeit. Jetzt wird Parteichef Mitterlehner Senioren-Chef Andreas Khol in das Präsidentschaftsrennen schicken.

So sieht ein Wahlkampf-Fehlstart aus. Da wird einem der Ihren von hohen Parteigängern öffentlich frenetisch applaudiert – und damit suggeriert, dass er ihr Kandidat ist. Und dann sagt dieser "Nein, danke". Wie berichtet, will der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll nicht für die ÖVP in das Hofburg-Rennen gehen. Kundgetan hat das nicht er selbst, sondern Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner Donnerstagabend in der ZiB2.

Sogar ÖVPler waren fassungslos. Was war passiert? Mitterlehner sagt, er wisse von Prölls Entscheidung seit Längerem. Vor Weihnachten habe ihm dieser mitgeteilt, nicht anzutreten, weil das in seiner "Lebensplanung" nicht vorgesehen sei (siehe unten). Pröll bestätigt dies.

Hochrangige Schwarze glauben das nicht. Deren Wahrheit: Pröll habe Mitterlehner im alten Jahr nicht abgesagt, sondern ihn nur vorgewarnt; ihm angeraten, sich nach einer Alternative umzusehen. Das definitive Njet sei erst diesen Donnerstag, bei einem Vier-Augen-Gespräch in St. Pölten, gekommen. Deshalb hätten Landeshauptleute wie der Steirer Hermann Schützenhöfer und Seniorenbundchef Andreas Khol noch zwischen Neujahr und Dreikönig Hohelieder auf den "Staatsmann" Pröll gesungen. Jetzt stünden sie als die Blamierten da.

Desaster

Faktum ist: Kommunikationstechnisch ist das Ganze ein Desaster. Ein schwarzer Stratege urteilt: "Einen Oskar für geniale Inszenierung wird die ÖVP nicht bekommen."

Auch in der Partei wird gerätselt, wen Mitterlehner an Prölls Statt nominieren wird. Er habe bereits jemanden, sagt der ÖVP-Chef. Dass er schon seit einigen Tagen wisse, dass Pröll nicht Willens ist, habe "den Vorteil gehabt, dass ich in aller Ruhe den besten Kandidaten, der zur Verfügung steht, suchen und auch finden konnte". ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald ließ nur so wenig wissen: Es handle sich um "eine Persönlichkeit, die ein Polit-Profi ist". Auf der haftet freilich der Makel, zweite ÖVP-Wahl zu sein.

Sanktus am Sonntag

Den Auserkorenen will Mitterlehner bei einem Parteivorstand am Sonntagabend von den Gesinnungsfreunden aus Ländern und Bünden absegnen lassen. Im Laufe des Nachmittags nannten immer mehr ÖVPler jenen Mann, der diese Woche im KURIER über Pröll gesagt hatte: "Die Partei liegt ihm zu Füßen" – Andreas Khol, 74. Der KURIER erreichte Khol; dieser sagte, er halte sich an die Vorgabe des Parteichefs, sich bis Sonntag nicht zu diesem Thema zu äußern.

Formal hätte er das Rüstzeug: Er ist Verfassungsjurist und ein Polit-Fuchs. Seit Jahrzehnten ist Khol in der ÖVP zugange; er war Klubobmann unter Schwarz-Blau, detto Nationalratspräsident. Mögliches Kalkül für dessen Nominierung: Khol könnte auch FPÖ-Wähler ansprechen.

Was wird von Heinz Fischers Nachfolger amtlich erwartet? "Der Bundespräsident muss das Regelwerk der Demokratie im kleinen Finger haben, er muss wissen, wann seine Stunde ist. Und diese ist im Unterschied zu Parteipolitikern weit weniger oft. Er muss hinter den Kulissen verbinden, glaubhaft mahnen und auch ermuntern können", sagt Heinz Nussbaumer, der den letzten ÖVP-Bundespräsidenten, Kurt Waldheim und Thomas Klestil, als Berater diente.

Vor- und Nachdenker

Das Amt habe durch die Entwicklung der vergangenen Tage an Bedeutung gewonnen. Vor allem, weil die bereits bekannten Kandidaten von vielen für wählbar gehalten würden. "Der Bundespräsident muss ein weltoffener und weltkennender Mensch sein, ein wichtiger Vor- und Nachdenker" , sagt Nussbaumer im KURIER-Gespräch. "Er kann nicht nur dem Amt eine Prägung geben, sondern auch Österreich." Warum ist dies vonnöten? "Österreicher haben ein wenig ihre Corporate Identity verloren. Viele wissen nicht mehr, wo wir in Europa hingehören. Ich glaube, dass das Gefühl vorherrscht, dass in unserem Land die Sonne über den Schrebergärten zu schnell untergeht. Ein Bundespräsident könnte dem entgegenwirken." Wichtig sei, dass jemand Freude am Amt "in allen Begrenzungen und Möglichkeiten" habe. "Heinz Fischer sieht man an, wie sehr ihn dieses Amt erfüllt."

Dass es Pröll nicht anstrebt, hält Nussbaumer "für eine weise, gescheite, beispielhafte Entscheidung". Die Position berge nämlich "weniger Alltagsgestaltungsmöglichkeit als die eines Landeshauptmanns".

Sein Ministeramt zugunsten der Hofburg aufgeben würde wohl Rudolf Hundstorfer. Er ist SPÖ-Favorit dafür. Festgelegt wird dies kommenden Freitag. Im Sozialressort nachfolgen wird ihm laut KURIER-Recherchen der jetzige Infrastrukturminister Alois Stöger. Wer seine Stelle übernimmt, ist noch offen.

Porträt Andreas Khol:

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