Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013
Pflicht oder Kür? Die Prominenz zeigte Flagge und Sympathie. Werner Faymann warnte vor Schwarz-Blau.

Die Tradition reicht ja zurück bis in (glück-)selige Kreisky-Zeiten – fast genau drei Jahrzehnte nach der letzten roten „Absoluten“ (die 1983 endete) bleibt das Gartenhotel Altmannsdorf im Arbeiterbezirk Meidling „ein feste Burg“ der Sozialdemokratie: Willkommen zum Kanzlerfest! Tenor der diesjährigen Auflage: Es waren schon einmal mehr ...

„Ich glaube“, so vermutet Operetten-Diva Birgit Sarata, „dass diesmal nicht alle eingeladen wurden, die gern dabei gewesen wären“.

Die Gästeliste (Viennale-Chef Hurch, Festwochen-Direktor Hinterhäuser, Opern-Opa Holender) hat sich schon einmal glanzvoller gelesen ...

Verlässliches „Personal“ ( Adi Hirschal, Joesi Prokopetz, Elke Winkens) mischte sich mit naturgemäß Nahestehenden (Ariel Muzicant, Franz Küberl, Danielle Spera).

Noch vor zwei Jahren im Pulk der Parteifreunde, diesmal ferner denn je: Milliardär und Mitbewerber Stronach.

Zum siebenten Mal unter den Willkommenen: Der TV-Moderator und Schauspieler Alfons Haider.

Pflicht oder Kür? Haider: „Ich gehe zu keinen Pflichtterminen mehr.“ Sein Resümee: „Hier zeigt man Flagge und Sympathie.“ Wird er also Faymann am 29. September auch wählen? „Lass es mich so sagen: Als Kanzler habe ich keinen gerner als Werner.“

Haider präzisiert: „Er ist kein Machterhalter, sondern ein Worthalter.“ Lockt ihn ein später Einstieg in die Politik? Haider: „Dafür hätte ich keine Hausmacht – meine Hausmacht ist das Publikum.“

Sarata, die stets mit neutralem weißem Nagellack erscheint („um jeder Nachred’ zu entgehen“), bedauerte erneut: „Leider hat kein Politiker in diesem Land Humor.“

Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…
Kanzlerfest: „Ich hab’ keinen gerner als Werner“

Kanzlerfest 2013…

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. In einer zur Event-Location umgebauten Fabrikshalle in Wien-Donaustadt segnete die SPÖ Samstagvormittag bei ihrem „Bundesparteirat“ Programm und Kandidaten-Listen für die Nationalratswahl am 29. September ab. Erst dann genossen die Genossen das traditionelle Kanzlerfest im lauschigen Park des „Gartenhotel Altmannsdorf“ (siehe oben).

Bei Temperaturen knapp unter 40 Grad sind die Sozialdemokraten also in die heiße Phase des Wahlkampfes gestartet. Klassenkämpferisch präsentierte sich Partei-Obmann Werner Faymann vor den mehr als 400 Delegierten und Sympathisanten in der „Meta-Hall“. „Sozialdemokratische Handschrift ist in Zeiten der Krise noch wichtiger geworden“, donnerte der Kanzler in den Saal. Er warnte vor jener Politik, die Konservative wie Briten-Premier Cameron verfolgen würden – „neoliberale Konzepte, wo der Einzelne nichts zählt“.

Gerechte Steuern

Faymann rief den Zuhörern auch die vielen Arbeitslosen in Europa in Erinnerung – und betonte wenig überraschend, wie gut Österreich im internationalen Vergleich da stehe. Apropos international: Es sei „nicht fair“, dass Welt-Großkonzerne weniger Steuern zahlen würden als der kleine Bäcker oder Fleischer, sagte Faymann – und forderte einmal mehr „gerechte Steuern“ von „sehr Reichen“ ein.

Eine Forderung adressierte er auch an die ÖVP. Diese solle sagen, mit wem sie nach der Wahl koalieren wolle. Der SPÖ-Chef mutmaßt, dass der Regierungspartner eine Zusammenarbeit mit der FPÖ anstrebt – ein Schreckensszenario für die Roten. „Dieses Land ist einfach zu schön, um es einer schwarz-blauen Regierung zu überlassen“, befand Faymann. Unter Schwarz-Blau habe es „die höchste Arbeitslosigkeit“ gegeben, und mit den Folgen von Privatisierungen seien noch heute Gerichte beschäftigt, ätzte der Kanzler.

Seinen Vize, ÖVP-Chef Michael Spindelegger, erwähnte er namentlich nicht. Das übernahm SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Spindelegger könne zwar den Kanzler-Anspruch stellen, es werde aber nur für den „Vizekanzler“ reichen, meinte der rote Wahlkampf-Leiter. Den Genossen gefiel, was sie zu hören bekamen. Die Stimmung in der Partei sei „optimistisch, aber realistisch“, sagten Funktionäre. Das heißt, man dürfe sich des ersten Platzes nicht sicher sein. Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina urteilt im KURIER-Gespräch detto: „Der Abstand zur ÖVP ist nicht komfortabel.“

Klinken putzen

Daher werden die Roten (wie auch die Schwarzen) im Wahlkampf stark auf Bürger-Kontakte setzen. Die SPÖ-Oberösterreich macht etwa „die größte Hausbesuchs-Aktion, die es je gegeben hat“, kündigt Landesgeschäftsführer Christian Horner an. 30.000 bis 40.000 Haushalte werden Besuch von SPÖlern bekommen – auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Gesundheitsminister Alois Stöger werden „Klinken putzen“.

Potenzial gibt es genug. „20 bis 25 Prozent der Wähler sind noch unentschlossen“, erklärt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Dass die SPÖ auf ihre Kern-Themen (Arbeit, Wohnen, Pensionen, Bildung etc.) setzt, finden Bachmayer und Kalina richtig. Ist Faymann der optimale Spitzenkandidat? „Sein Amtsbonus ist zwar nur halb so groß wie zum Beispiel jener von Vranitzky in dessen Spitzenzeiten war, aber die Zeiten haben sich natürlich geändert“, sagt Bachmayer.

„Es gibt keinen besseren Kandidaten als Werner Faymann“, meint hingegen der Oberösterreicher Gerhard Buchegger, der beim Parteirat als Gast dabei war.

Die Polit-Gegner sehen das naturgemäß anders. „Der SPÖ-Klassenkampf ist eine Gefahr für den Wohlstand“, meint ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch. Faymanns Warnung vor Schwarz-Blau sei „ein hilfloser Versuch“, um Wähler zu mobilisieren.

Rauch erinnerte die Roten daran, dass seine Partei in drei Bundesländern mit den Grünen koaliere – nicht mit den Blauen. FPÖ-General Herbert Kickl sagte, der Kanzler habe „wohl erkannt, dass es für ihn ohne ÖVP künftig recht einsam werden könnte“. Deshalb bitte er die Schwarzen nur „um die Treue auch nach der Wahl“. Der Grüne Bundesgeschäftsführer ortet „Überschriften und Slogans“, glaubt aber nicht, dass diese umgesetzt werden.

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