Klagenfurt: Das Buhlen um die Nichtwähler

Hart umkämpft ist das Rathaus am Neuen Platz in Klagenfurt mit Blick auf den Lindwurm.
Neuauflage des Duells Scheider gegen Mathiaschitz - 34.000 Klagenfurter gilt es zu mobilisieren.

Kärnten hat gewählt und Klagenfurt hat wieder einmal komplett anders gewählt.

Das landesweite GesamtergebnisSPÖ (40,23%) vor ÖVP (22,51%), FPÖ (17,96%) und Grünen (5,59%) – spiegelt sich in der Landeshauptstadt nicht wider: Da lag die SPÖ (30,66%) vor der FPÖ (24,85%), der ÖVP (18,78%) und den Grünen (14,05%). Und das Bürgermeisterduell in der Landeshauptstadt, wo Christian Scheider (FPÖ; 31,08%) sich gegen Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ; 30,08%) behaupten konnte, stellte sowieso wieder alles auf den Kopf.

Beide kletterten am Montag wieder in den Ring, um die Wähler im Vorfeld der Stichwahl am 15. März für sich zu gewinnen. 2009 hatte Scheider bei der selben Konstellation die Nase mit 64 zu 36 Prozent vorne und wurde Bürgermeister.

Klagenfurt: Das Buhlen um die Nichtwähler
Christian Scheider (FPÖ), Klagenfurt
Das Buhlen um jene 43 Prozent der Klagenfurter, die am Sonntag den Weg zur Wahlurne verweigerten, hat begonnen: Die Rede ist von mehr als 34.000 Menschen, die nicht mobilisiert werden konnten, obwohl 13 Parteien und elf Bürgermeisterkandidaten zur Wahl standen. Dazu kommen 14.000 Bürger, die Otto Umlauft (ÖVP), Frank Frey (Grüne) oder Albert Gunzer (Bürgerallianz) das Vertrauen schenkten. Stimmen, die brach liegen und die Stichwahl entscheiden können. Wer in diesen Teichen erfolgreich fischt, wird Bürgermeister.

Umlauft, Frey und Gunzer haben nach der verlorenen Wahlschlacht eine Gemeinsamkeit: sie wollen keinen der beiden Spitzenkandidaten unterstützen. "Von unserer Seite wird es keine Wahlempfehlung geben", sagte Umlauft. "Auch wir verhalten uns vor der Stichwahl neutral", bekundete Frey. "Der Wähler muss selbst wissen, was er zu tun hat", war von Gunzer zu hören.

Abgrenzung

Klagenfurt: Das Buhlen um die Nichtwähler
Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ), Klagenfurt
Scheider, der übrigens weniger Vorzugsstimmen als FP-Kollege Wolfgang Germ erhielt (1079:1180), sprang schnell auf den Wahlkampf-Zug auf. "Ich kann mit allen, habe keine Animositäten. Jetzt gilt es, die Personen zu gewinnen, die mich im ersten Wahlgang nicht gewählt haben", betonte er. Optimismus verbreitet auch Mathiaschitz: "Der Wähler will etwas Neues, bei mir bekommt er es auch. Jeder weiß, dass ich zu meinen Entscheidungen stehe", sagt die SPÖ-Politikerin. Für sie ist es nach der Niederlage von 2009 die zweite Chance, Scheider in die Schranken zu weisen. Ihr Heil sucht sie in der Abgrenzung: "Eine Koalition mit Scheider werde ich nicht eingehen."

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Siegfried Kampl bleibt Bürgermeister von Gurk. Der umstrittene 78-Jährige, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der NS-Wiederbetätigung ermittelt und gegen den nach dem Eklat im Herbst ein Partei-Ausschlussverfahren der FPÖ läuft, eroberte bei der Direktwahl 58,43 Prozent.

Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle befürchtet dadurch einen "großen Imageschaden für Kärnten." Sie versucht, die Motive der Wähler zu analysieren: "Persönlichkeiten stehen im Vordergrund, selten wird der amtierende Bürgermeister abgewählt. In diesem Fall macht das kein gutes Bild für Kärnten. Das bedeutet einen Imageschaden für das Land."

Kampl lässt diese Kritik kalt. "Es handelt sich um eine Wahl. Stainer-Hämmerle hat mit ihren Analysen oft recht – aber eben nicht immer", sagt der 78-Jährige.

Er bestätigt übrigens KURIER-Informationen, wonach der Rauswurf aus der FPÖ nie über die Bühne gegangen ist. Dieser wurde ja von den Freiheitlichen nach den Aussagen Kampls im Herbst angekündigt. "Ich wurde aber nicht aus der FPÖ ausgeschlossen. Der Versuch erfolgte nicht rechtmäßig, ich konnte zu den Vorwürfen nie Stellung beziehen. Ich habe schriftlich berufen, die Geschichte beeinsprucht. Das war im Oktober, seitdem habe ich nie mehr etwas von dieser Ausschluss-Sache gehört."

In Kärnten wurde am Wahltag am Sonntag eine Diskussion um einen einheitlichen Wahlschluss losgetreten: Anlass war die Veröffentlichung des Ergebnisses aus dem Lesachtal um 14 Uhr auf einer privaten Homepage. Da es sich aber um kein offizielles Ergebnis gehandelt habe, werde dies keine Konsequenzen haben, sagte Gerhard Jesernig, Leiter der Landeswahlbehörde. "Es wäre aber sinnvoll, dass die Wahllokale in allen Gemeinden gleichzeitig schließen", meinte er.

Aufregung gab es in einem Villacher Pflegeheim. Dort wurde der "Fliegenden Wahlkommission", die bettlägrigen Menschen die Wahl vor Ort ermöglicht, kurzfristig kein Zutritt gewährt. "Ein Missverständnis, das rasch aufgeklärt wurde. Jeder, der wählen wollte, hat gewählt", sagt Günther Ofenbauer von der Villacher Wahlbehörde.

Nur zwei Frauen schafften im ersten Wahlgang den Sprung auf die Bürgermeistersessel: Sonya Feinig (SPÖ) in Feistritz im Rosental und Anna Zarre (ÖVP) in Albeck.

In Sachsenburg erhielt der Freiheitliche Wilfried Pichler 63,21 Prozent. Noch schlechter schnitt der ÖVP-nahe Josef Schachner in Heiligenblut mit 61,31 % ab – was sie gemeinsam haben: sie hatten keinen Gegenkandidaten!

Die Wahlbeteiligung von nicht einmal 72 Prozent war kärntenweit sehr bescheiden. Es gab jedoch einen positiven Ausreißer: In Zell lag sie bei 95 Prozent.

Die slowenische Einheitsliste (EL) stellt weiterhin einen Bürgermeister: Franz-Josef Smrtnik ging in Eisenkappel mit 52,8 Prozent als Sieger hervor. Auch im Gemeinderat ist die EL in Front: 36,6 Prozent gegenüber der SPÖ (35,9%).

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