Hypo-Skandal: "Sie belügen den U-Ausschuss ..."

Hypo-Skandal: "Sie belügen den U-Ausschuss ..."
Wirtschaftsprüfer mit Erinnerungslücken brachte die Mandatare auf die Palme.

Schon nach 20 Minuten war Donnerstagfrüh klar – es wird ein emotionaler Tag im Hypo-U-Ausschuss. Die Taktik des geladenen Confida-Wirtschaftsprüfer Ernst Malleg (er war Prüfer des Hypo-Konzerns von 2000 bis 2003) hatte das Zeug, die Abgeordneten auf die Palme zu bringen.

So kam es dann auch.

Es folgten Schreiduelle und Zwischenrufe wie "Beugestrafe", "die Fragen sind eine Sauerei", "sie belügen den U-Ausschuss". Der Erste, dem der Kragen platzte, war Verfahrensrichter Walter Pilgermair. Er legte Malleg einen Aktenvermerk über eine Besprechung zwischen ihm und Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger vor. Bei dem Meeting wurde vereinbart, im Aufsichtsrat Prüfungs- und Bilanzierungsprobleme nicht zu thematisieren. Oder anders gesagt: Einfach unter den Tisch fallen zu lassen.

"Ist das Business as usual?", fragte Pilgermair. Der Wirtschaftsprüfer wich aus. Pilgermair ließ nicht locker: "Dann sagen Sie mir: Ist so eine Vorgehensweise gewöhnlich, ungewöhnlich oder sehr selten?" Es folgte Stille. Keine Antwort. Das machte den Verfahrensrichter hörbar sauer. "Diese Frage ist wirklich nicht schwierig zu beantworten. Man kann auch nicht ausweichen, indem man sagt, das ist lange her." Malleg antwortete daraufhin: "Ich kann es nicht klassifizieren." Ein unglaubwürdiges Ausweichmanöver für Pilgermair. "Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie mir nicht antworten wollen."

Auch Team Stronach-Frontmann Robert Lugar, der Grüne Werner Kogler und auch die ÖVP-Teamchefin Gabriele Tamandl bissen sich die Zähne an Malleg aus.

Neos-Abgeordneter Rainer Hable versuchte den Confida-Wirtschaftsprüfer auf die zahlreichen gescheiterten Hypo-Projekte am Balkan festzunageln, die alle die Confida geprüft habe – etwa die hochverschuldete Hühnerfarm Puris oder das gescheitertes Grundstückprojekt Singulus. "400 Millionen Euro aus sechs Projekten sind verloren – unter Ihren prüfenden Augen", warf Hable dem Zeugen vor. "Sie haben ein echtes Problem", meinte Malleg zu Hable. "Nein, Sie haben ein Problem", konterte der Nationalratsabgeordnete. Dass zahlreiche Hypo-Projekte schiefgegangen seien, dafür könne man nicht den Wirtschaftsprüfer verantwortlich machen, verteidigte sich Malleg.

"Der heutige Tag hat ein erschreckendes Bild der Wirtschaftsprüfer gezeichnet", bilanzierte Hable.

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