Hypo: Mehrheit hält Aderlass bei Gläubigern für richtig

Hypo: Mehrheit hält Aderlass bei Gläubigern für richtig
Vier von zehn Bürgern unterstützen den umstrittenen Kurs des ÖVP-Chefs.

Als Finanzminister Michael Spindelegger jüngst erklärte, wie er die Gläubiger an der Aufarbeitung des Hypo-Alpe-Adria-Desasters beteiligen will, sprachen Bank-Manager und Experten von einem schweren "Tabu-Bruch". Wie berichtet, will die Bundesregierung ein Sondergesetz verabschieden, mit dem sogenannte Nachrang-Gläubiger fast eine Milliarde Euro verlieren – obwohl sie Garantien des Landes Kärnten vorweisen können. Die Republik stehe nicht mehr zu vertraglichen Zusagen, der Ruf des Wirtschaftsstandortes sei in Gefahr, warnten Analysten.

Was die Wähler angeht, hat Spindelegger überwiegend Applaus zu erwarten. Denn laut OGM-Umfrage für den KURIER halten es 44 Prozent der Österreicher – und damit die relative Mehrheit – für richtig, die Hypo-Gläubiger in dieser Art an der Abwicklung zu beteiligen (Grafik).

Hypo: Mehrheit hält Aderlass bei Gläubigern für richtig
"Angesichts der heftigen Kritik, die Spindelegger für das Vorhaben geerntet hat, sind die 44 Prozent durchaus überraschend", sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Auch ein anderer Aspekt ist für den Experten erwähnenswert. "Wenn, wie im vorliegenden Fall, 30 Prozent der Befragten sagen, sie kennen sich beim Thema nicht aus und wollen nicht antworten, dann sind wir erfahrungsgemäß schon nahe an der Realität." Im Umkehrschluss heiße das: Die antwortenden 70 Prozent haben sich mit dem Thema sehr wohl beschäftigt.

Heißt das also, den Österreichern ist der Ruf des Finanzplatzes egal? "Bei dem Ergebnis schwingt eine gewisse Grund-Skepsis gegenüber dem Spekulantentum mit", sagt Bachmayer. Generell zeige das Ergebnis vor allem eines: "Die Österreicher sind überzeugt, dass es sich bei den Hypo-Gläubigern um professionelle Investoren handelt, die gewusst haben, dass man nur dann mit absoluter Sicherheit rechnen darf, wenn man bei einer Bank ein Sparbuch anlegt."

Alois Strasser, Analyst der Ratingagentur S&P, sieht die Vorgangsweise als "sehr gewagt". Wenn man die Gläubiger "nicht bedienen will, ist es schon sehr dramatisch". In Europa seien ihm "keine ähnlichen Fälle bekannt".

Experten-Hearing

Bevor über das Hypo-Gesetz abgestimmt wird, kommt es am Dienstag im Finanzausschuss zu einem Experten-Hearing, kündigte Grünen-Finanzsprecher Werner Kogler gegenüber dem KURIER an.

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