Bürgeranwältin will neue Bundeshymne

Volksanwältin Gertrude Brinek
Gabalier-Nachwehen: Kulturminister hält nichts von Text- und Komponierwettbewerb à la Schweiz.

Die „Ode ans Morgenrot“ ist es dort, das „Land der Berge“ da. Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich wird über die Bundeshymne diskutiert. Volksmusikant Andreas Gabalier hat die heimische Debatte provoziert: Beim Grand Prix in Spielberg sang er eine Version ohne „Töchter“ – obwohl diese seit Dezember 2011 gesetzlich Textteil sind. Die Erregung war groß. Töchter-Liebhaber wie -Gegner befetzten einander in sozialen Foren.

Volksanwältin Gertrude Brinek hat eine Lösung ersonnen, wie sie glaubt: Eine neue Hymne solle her. In Musikhochschulen sei zu texten und zu komponieren. Mit dem besten Stück sollten fortan Land und Leut’ besungen werden. Auf moderne Art. Zeitgemäß sei manch derzeitige Hymnen-Zeile nicht, etwa die der „Hämmer zukunftsreich“ , befindet die einstige ÖVP-Abgeordnete: „Das passt nicht mehr in die heutige IT-Gesellschaft.“ Abgesehen davon sei die jetzige Hymne auch ein Auftragswerk gewesen, gefertigt von Paula Preradovic.

Brinek bleibt mit ihrem Begehren vorerst allein. SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer sagt zum KURIER: „Ich begrüße es immer, wenn Werke in Österreich komponiert und getextet werden. Jetzt die Diskussion über die Einführung einer neuen Hymne zu starten, halte ich für eine sommerliche Beschäftigung. Die Fortsetzung von Gabal‘I‘er mit anderen Mitteln.“ Auch ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm hält „nichts von einer neuen Hymne“.

In der Schweiz, auf die Brinek verweist, hat es einen Hymnen-Wettbewerb gegeben. 208 Varianten sind eingegangen, 129 davon auf Deutsch, 60 auf Französisch, sieben auf Italienisch, zehn in Rumantsch (das wird in Graubünden gesprochen). Eine Jury wird die zehn interessantesten benennen. Dann können Bürger via Telefon- und SMS das Siegerlied bestimmen. Bis 2016 soll es dem Bundesrat „zur Genehmigung als künftige Nationalhymne“ übergeben werden. 1961 hatte der Bundesrat den Schweizerpsalm aus dem Jahr 1841 provisorisch zur Hymne gemacht. 20 Jahre später wurde er das definitiv.

Die österreichische Bundeshymne ist zwei Jahre jünger als die Zweite Republik: Am 25. Februar 1947 wurde der Text der Dichterin Paula von Preradovic (1887-1951) zur Melodie der Freimaurerkantate aus dem Jahr 1791, die lange Zeit Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben wurde, per Ministerratsbeschluss zur österreichischen "Volkshymne" erklärt. Nach immer wieder aufgeflammten Diskussionen soll nun der Text um die "Töchter" erweitert werden.

Preradovic' Text wurde aus 1800 Einreichungen im Rahmen eines Preisausschreibens ausgewählt. Ihr Vorschlag wurde von der damaligen Bundesregierung abgeändert, denn die "Söhne" hatten ursprünglich auch noch Väter. Zudem attestierte die Autorin in der ersten Strophe der Ur-Fassung Österreich "arbeitsam und liederreich" zu sein. So hieß es in ihrem am 17. Dezember 1946 eingereichten Vorschlag: "Land der Berge, Land am Strome, / Land der Aecker, Hämmer, Dome / Arbeitsam und liederreich. / Grosser Väter freie Söhne, / Volk, begnadet für das Schöne, / Vielgerühmtes Österreich."

Die Autorin erhielt für ihren Sieg beim Wettbewerb einen Geldgewinn und trat im Gegenzug sämtliche Urheberrechte an den Staat ab. Dies und die Tatsache, dass ihr Text schon mit der Beschlussfassung abgeändert worden war, waren für das Handelsgericht Wien erst im Vorjahr Argumente, die Verbreitung einer modifizierten Version mit Töchtern nicht zu stoppen.

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