Insider berichtet: Habe Hygiene Austria Millionen chinesischer Masken geliefert

CORONAVIRUS: PRÄSENTATION PALMERS, LENZING AG "START EINER MASKENPRODUKTION" -
Nach Razzia bei Maskenhersteller Hygiene Austria führt Spur nach Liechtenstein.

Es sei ein merkwürdiges Geschäft gewesen, berichtet ein heimischer Vermittler, der 20 Millionen in China gefertigte Masken an die Hygiene Austria geliefert hat. Das Gegenüber wollte, dass die Lieferung an Palmers nach Wiener Neudorf geht, die Rechnung allerdings an eine Stiftung in Liechtenstein. Schlussendlich sollte die Ware angeblich in die Ukraine gehen, aber nicht direkt dorthin geliefert werden.

Das alles sei schon mehr als unüblich gewesen. Und seit Mittwoch interessiert es auch die niederösterreichische Kriminalpolizei.

Kein Platz für Stückzahlen

Denn diese Ware würde sich theoretisch perfekt zum Umpacken eignen.

„Die chinesischen Beipackzettel sind nicht dort eingeschweißt, wo die Masken drinnen sind, sondern werden in die Kisten dazu gelegt“, berichtet der Vermittler dem KURIER.

Er war eigenen Angaben zufolge auch in der Fabrikationshalle von Hygiene Austria und habe sich gewundert, wie man auf so geringem Platz die angekündigten Stückzahlen erreichen könnte.

Das alles sei jedenfalls im vergangenen Oktober passiert, die Masken wurden um acht Cent pro Stück über ihn geliefert. Zur gleichen Zeit sei ein Großauftrag abgewickelt worden und dort wurden österreichische Masken für 17 Cent das Stück verkauft.

Insider berichtet: Habe Hygiene Austria Millionen chinesischer Masken geliefert

Maske von Hygiene Austria.

Als er Dienstagabend von der Razzia hörte, wurde er endgültig misstrauisch, berichtet der Vermittler, der am Mittwoch von der Polizei einvernommen wurde.

Die Hygiene Austria bestreitet jedenfalls alle Vorwürfe vehement, hat am Abend in einer Stellungnahme aber eingeräumt, einen chinesischen Lohnfabrikanten mit der Produktion von Masken „nach dem Baumuster der Hygiene Austria“ beauftragt zu haben – „um den zwischenzeitlichen Nachfrageanstieg zu bewältigen“. Dennoch hat das Unternehmen mit heimischen Masken  geworben.

Die Polizei untersucht mit Unterstützung eines Sachverständigen die Masken derzeit auf Qualität und Herkunft. Anscheinend war es ein günstiger Zufallstreffer, der die Ermittler überhaupt erst auf den möglichen Etikettenbetrug geführt hat.

Schlepper-Ermittlungen

Bei Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich gegen eine Gruppe von mutmaßlichen Schleppern und Menschenhändlern war es zu einer Observation samt gerichtlich angeordneter Telefonüberwachung gekommen.

Im Zuge dieser Überwachung sollen die Kriminalisten ein Gespräch mitgehört haben, in dem es im die „Umetikettierung billiger China-Masken“ am Standort der Hygiene Austria ging.

Es war die Rede davon, dass günstig importierte Billigmasken angeblich als Qualitätsprodukt „Made in Österreich“ im großen Stil verkauft werden. Das wäre vor allem im Hinblick auf die Entstehungsgeschichte der Maskenproduktion in Wiener Neudorf eine bittere Pille.

Maskenpflicht im Supermarkt

Masken für Supermärkte

Denn die Politik, angefangen von Bundeskanzler Sebastian Kurz über Ministerin Margarete Schramböck bis hin zur niederösterreichischen Landesspitze waren mehrmals in den Produktionshallen der Hygiene Austria in Wiener Neudorf zu Gast, um die Wichtigkeit einer österreichischen Produktion qualitativ hochwertiger Schutzmasken zu unterstreichen.

Man betonte, in einer Krise wie der Pandemie nicht vom asiatischen Markt abhängig sein zu wollen.

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