Hofer gratuliert, Wahlanfechtung offen

Norbert Hofer appellierte an seine Anhänger, das Wahlergebnis zu akzeptieren.

Vor versammelter nationaler und internationaler Presse hat Norbert Hofer heute auf den vergangenen Wahlkampf und seine Wahlniederlage zurückgeblickt und Alexander Van der Bellen gratuliert. "Ich wünsche ihm für diese wichtige Aufgabe wirklich alles Gute", sagte Hofer und appellierte an seine Anhänger, das Wahlergebnis zu akzeptieren. "Ich bitte jene Österreicher, die heute verzagt und verärgert sind, nicht darin zu verfallen, sich wechselseitig anzugreifen." Im Laufe des Tages war es im Internet zu ausfälligen Kommentaren zum Wahlausgang gekommen.

Noch bevor jedoch der Kandidat das Wort ergriffen hatte, legte FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache in einem längeren Statement seine Sicht der Dinge dar. Er hege "größten Respekt" für Norbert Hofer, der gegen das Proporzsystem und gegen Medien habe antreten müssen, sagte Strache. Das Hauptmotiv der Wähler Van der Bellens sei "die Verhinderung Norbert Hofers gewesen". Als positive Folgen der Wahl nannte Strache, dass das Potenzial der FPÖ bei den Wählern nun bei 50 Prozent angelangt sei. "Spätestens jetzt wird auch erkennbar, dass die Personaldecke in der FPÖ nicht dünn ist" sagte Strache.

FPÖ behält sich Wahlanfechtung vor

Auf Nachfrage der Journalisten ging Strache auf das Thema einer möglichen Wahlanfechtung ein. Strache erklärte, man werde alle Hinweise genau prüfen. "Wir haben natürlich sehr, sehr viele Zuschriften erhalten und von sehr, sehr vielen Bürgern diverse Informationen erhalten", so Strache zu allfälligen Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei der Wahl. "Und ja, wir gehen natürlich all diesen Hinweisen und Informationen auch nach. Wir überprüfen diese sachlich. Das machen Experten - und bewerten diese. Und erst nach einer Bewertung kann man sagen, ist da etwas dran, gibt es sozusagen 'Fleisch am Knochen'". Strache ließ auch durchblicken, dass eine Anfechtung nur dann Sinn macht, wenn es um wahlentscheidende "Anomalien" geht. Norbert Hofer hatte am Vormittag gegenüber Journalisten gesagt, dass es noch keine Anzeichen für einen Wahlbetrug gebe.

Hofer ohne Reue

Norbert Hofer betonte, er bereue es nicht, dass er sich nach anfänglichem Zögern dann doch zu einem Antreten überreden hat lassen. Seine Bedenken hinsichtlich eines zu anstrengen Wahlkampfes hätten sich nicht bestätigt, allerdings habe er manche Kritik unterschätzt - etwa, dass er als Kandidat mit zwei Gesichtern bezeichnet wurde oder dass er "unheimlich böse NLP-Tricks" angewendet haben soll. "Das ist bei mir nicht der Fall." Überwogen habe aber die Freude über die "riesige Unterstützung". "Von Politikverdrossenheit, die immer wieder herbeigeschrieben wurde, ist in Österreich keine Spur."

Ein "ganz besonders" wichtiges Anliegen richtete Hofer an die internationalen Medien: "Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei. Wenn eine rechtsextreme Partei in Österreich angetreten wäre, hätte diese in Österreich vielleicht ein Wahlergebnis von zwei Prozent erreicht. Größer ist der Narrenanteil in Österreich mit Sicherheit nicht. Wir sind eine Mitte-Rechts-Partei mit großer Verantwortung", daher sei es möglich gewesen, fast 50 Prozent der Stimmen zu erreichen.

Strache: Niemand sägt am Sessel

Spekulationen, wonach der gestärkte Norbert Hofer seinem Parteichef politisch gefährlich werden könnte, dementierte Strache in seinem Statement von sich aus. Er finde die Spekulationen "witzig", sagt Strache. "Wir sind seit elf Jahren ein Team, Freunde und Mitstreiter. Ich bin stolz, solche Persönlichkeiten neben mir in der Partei zu haben, die die Last mit mir schultern."

Kommentare