Heinisch-Hosek: "Frauenkörper sind keine Grapschflächen"

Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek: „Männerdomänen aufbrechen“
Die Frauenministerin zu Sex-Übergriffen bei Polizei und Bundesheer.

Zwölf Fälle von sexueller Belästigung und 15 von Mobbing gab es seit 2010 im Innenministerium. Die Behörde ist Spitzenreiter, wie aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen an alle Ministerien hervorgeht. Auf Platz zwei liegt das Verteidigungsministerium mit zehn Sex-Übergriffen und sechs Mobbing-Fällen. In der Justiz kam es vor allem zu Mobbing: zehn Fälle wurden der Disziplinarkommission gemeldet.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die sich für strengere Gesetze bei Sexualdelikten eingesetzt hat, sieht Nachholbedarf bei der Bewusstseinsbildung.

KURIER: Wie beurteilen Sie die Häufung von Übergriffen in den typischen "Männerdomänen" Polizei und Militär?

Gabriele Heinisch-Hosek: Als Frauenministerin verurteile ich jede unerwünschte Berührung auf das Schärfste. Und zwar im Beruf gleichermaßen wie auf der Straße, in einem Lokal oder im privaten Bereich. Eine Häufung solcher Fälle zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Domänen aufzubrechen. Im öffentlichen Dienst ist bereits viel passiert, um Frauen auch in höhere Positionen zu holen.

Wird im öffentlichen Dienst genug gegen sexuelle Belästigung und Mobbing getan?

Seit 2010 gilt Mobbing als Dienstrechtsverletzung. Die Erweiterung des Tatbestands sexueller Belästigung (der so genannte "Pograpsch-Paragraf, Anm.) in der Strafrechtsnovelle ist ein großer Erfolg für den Schutz von Frauen.

Werden die Übergriffe auch streng genug geahndet?

Die Möglichkeiten sind aus meiner Sicht ausreichend. Es gibt in jedem Ressort Frauenförderpläne und Gleichbehandlungsbeauftragte. Wichtig ist ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den Disziplinarkommissionen. Die Konsequenzen gehen für den Täter von einer Ermahnung, Geldstrafe bis hin zur Entlassung.

Gibt es Nachholbedarf?

Es gibt in Österreich ein dichtes Netz an Gewaltschutz-Einrichtungen. Auch die Gesellschaft ist aufgefordert, ein wachsames Auge zu haben. Wichtig ist mir vor allem die Bewusstseinsbildung. Es gibt leider Menschen, zu denen noch nicht durchgedrungen ist, dass Frauenkörper keine Grapschflächen sind.

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