Hauptschullehrer zwingt Regierung in die Knie

APA13876774-2 - 26072013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Lehrer-Chefverhandler Paul Kimberger (FCG) während einer Pressekonferenz am Donnerstag, 25. Juli 2013, in Wien. ACHTUNG SPERRFRIST BEACHTEN: G E S P E R R T bis 18:00 Uhr!!! APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Lehrergewerkschafter Kimberger gilt in seinen Reihen als idealer Nachfolger von Fritz Neugebauer.

Am Samstag saßen die Lehrer-Gewerkschafter zum 33. Mal mit Regierungsvertretern zusammen. Nach vielen zähen Gesprächen und einigen Annäherungsrunden, stehen die Zeichen jetzt wieder auf Konfrontation. Paul Kimberger, Chef der Lehrervertreter, rückt immer stärker in den Mittelpunkt. Er sieht ganz offensichtlich noch Potenzial, wie er die Regierung zu weiteren Zugeständnissen bringen kann.

Lehrverpflichtung für alle auf 24 Wochenstunden anheben?„Das ist vom Tisch, es geht nur mehr um 22 Stunden“, sagt Kimberger. Keine Zulagen für Schularbeitsfächer in der Volksschule? „Die haben wir wieder hineinverhandelt.“

In dieser Tonart geht es seit Mai 2012, als die Verhandlungen begannen. Beamten-Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) ist bald an ihrer Schmerzgrenze angelangt. Sie warf Kimberger und seinen Mannen am Samstag einen „Zick-Zack-Kurs“ vor. „Die müssen sich einmal untereinander einig werden.“

Dennoch will Heinisch-Hosek bis Mitte August abschließen, die Gewerkschafter sagen recht entspannt, das geht sich nicht aus.

Kimberger, der 46-jährige Hauptschullehrer für Turnen, Mathematik und Informatik, der erst im Vorjahr zum Verhandlungsführer der fünf Lehrergewerkschaften gewählt wurde, gilt als zäher und gewiefter Verhandler. Seine Gegenüber verzweifeln regelmäßig an seinem freundlich vorgetragenen „Njet“.

Kein Wunder, dass er als Nachfolger von Fritz Neugebauer, dem mächtigen Chef der Beamtengewerkschaft, gehandelt wird. Neugebauer wird im kommenden Jahr 70, als Vorsitzender steht seine Wiederwahl frühestens 2016 an. „Also stellt sich die Frage derzeit nicht“, sagt Kimberger. Aber: „Ja, die Gerüchte gibt’s.“

Neugebauer streut Kimberger Rosen: „Er weiß einfach, was eine gute Schule braucht, weil er selbst mit Leidenschaft Lehrer ist.“ Auch Neugebauer war einmal Lehrer gewesen, ehe er ins Parlament und zum Vorsitzenden der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst gewählt wurde. Kimbergers Verhandlungsstil lobt er ebenso: „Weil er mit Begeisterung als konsequenter Interessensvertreter kämpft.“

Druck, sich bei den Verhandlungen etwas mehr bewegen zu müssen, verspürt Kimberger nicht. „Derzeit bekomme ich jede Menge Post. Negatives und Positives. Das Positive überwiegt.“

Den oft bemühten Vergleich, die Gewerkschaft sei so beweglich wie Stahlbeton, kann Kimberger gar nichts abgewinnen. Beton sei für ihn einfach nur ein moderner Werkstoff. Er sei auch kein „Verhinderer“, sondern ein „Macher“.Dabei wollte er nicht einmal Lehrer werden: Pilot, das war Kimbergers Traum. Kleine Verletzungen verwehrten dem Sportbegeisterten die Fliegertauglichkeit beim Heer. Dennoch diente er sich bei der Miliz bis zum Rang eines Oberleutnant hinauf.

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