Hat EADS Heeres-Techniker bestochen?

Grüner Pilz und Grasser, vulgo "Lasser": Welche Rolle der Ex-Minister und andere Politiker bei "City Chambers" spielen, ist offen
Verdacht. Laut Peter Pilz könnte Briefkastenfirma das Abnahme-Verfahren beeinflusst haben

Was steckt hinter den mysteriösen Treffen der Doktoren "Lüssel, Laider und Lasser"? Welche Rolle spielte die Briefkastenfirma City Chambers beim Eurofighter-Deal?

Seit Donnerstag ist die kleine Londoner Firma, die von EADS acht Millionen Euro überwiesen bekommen hat, wieder Thema. Nachdem Details aus einem EADS-Prüfbericht publik wurden, rätselt man auch im Parlament über Zweck und Verbleib der Millionen.

Wie berichtet, schlüsselt City Chambers als Gegenleistung für die fürstliche Zahlung Treffen mit Militärs und Politikern auf. Die Namen gemahnen an Schüssel, Haider oder Grasser, denn in der Dokumentation wird ihnen statt der Anfangsbuchstaben ein "L" verpasst. Und: Wurde aus Wirtschaftsminister Bartenstein "Wartenstein"? Kurzum: Die Aufzeichnungen sind kabarettreif. Ob Treffen mit Politikern und Vertretern von City Chambers so wirklich stattgefunden haben, darüber geben die schludrigen Aufzeichnungen keine befriedigende Auskunft. Der grüne Aufdecker Peter Pilz bietet allerdings eine Erklärung an, was EADS mit den Millionen wollte.

Pilz hat den "konkreten Verdacht", dass EADS via City Chambers die Abnahme der Jets beeinflusste – und zwar, indem Beamte der untereren Hierarchie-Ebene (Techniker), finanziell gefügig gemacht wurden.

Laut Pilz wusste EADS bereits 2005, dass es bei der Abnahme veritable Schwierigkeiten geben werde. "Es gab Liefer- und Ersatzteilprobleme", sagt Pilz. Als Beleg gilt ein eMail vom August 2005, in dem ein Vertreter von City Chambers die Konzern-Zentrale warnt, man würde aufgrund von "Missmanagement" in "große Probleme" schlittern. Konkret warnt City Chambers EADS, der Konzern sei vom "Goodwill" einzelner Techniker abhängig. Pilz vermutet, zur Beseitigung der Probleme sei dann Geld geflossen.

Es ist jedenfalls bemerkenswert, dass City Chambers im Schriftverkehr mit EADS extra darauf hinweist, dass die Lösung des Problems besser nicht schriftlich festgehalten wird.

Wurden also Heeres-Techniker bestochen? EADS wollte zur Causa vorerst keinen inhaltlichen Kommentar abgeben. Und im Verteidigungsministerium verweist man auf die längst laufenden Ermittlungen der Justiz.

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