Ein neues Gesicht für die ÖVP

Neo-Staatssekräter Mahrer bei der Angelobung.
Harald Mahrer ist neuer Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Wer ist der Neue?
Von volipol1

Jetzt geht's lo-os! Jetzt geht's lo-os! Gratulation! B.“

„Lieber Harald! Gratuliere herzlich. Lg“

„Dein Avancement freut mich riesig, auch wenn ich dadurch wohl einen Stammgast weniger habe.“

Ein neues Gesicht für die ÖVP
Rund ging es am Montag aufHarald Mahrers Facebook-Profil. Dutzende Freunde, Bekannte und Wegbegleiter posteten Glückwünsche an seine Pinnwand. Dabei hatte er gar nicht Geburtstag, den feiert der gebürtige Wiener erst am 27. März. Nein, der 41-Jährige ist seit Montag offiziell Staatsekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Er soll hier Neo-ÖVP Parteiobmann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehnerentlasten.

Dabei hat es bis vor kurzem nicht so ausgesehen, dass Mahrer in naher Zukunft ein höheres Amt im Staat ausüben wird. Bei der Nationalratswahl 2013 wollte er ein Mandat erringen, führte bereits einen Vorwahlkampf. Als er aber nur auf Platz 11 der Wiener Landesliste gereiht werden sollte, verzichtete er auf die Kandidatur. In der ÖVP blieb er aber weiterhin aktiv: Zum Beispiel als Mitglied des Reformprozesses „Evolution“. Dieser soll die Partei in Zukunft weiterentwickeln und modernisieren.

Modern gibt sich Mahrer auch in den sozialen Netzwerken. Auf seinem Profilbild wirkt er sehr jovial, mit Sonnenbrille und offener, grauer Jacke samt aufgestelltem Kragen sowie einem weißen T-Shirt mit großer USA-Flagge blickt er betont cool in die Kamera. Mehr als 50 Freunden gefällt's. Abseits des Netzes ist Mahrer aber eher im Anzug anzutreffen - in Zukunft wohl noch öfter als bisher.

Schwarz-Grüne Gedankenspiele

Bisher fungierte der Wiener auch als Präsident der Julius Raab Stiftung, deren Aufgabe das Anfachen VP-interner politischer Debatten ist. An einem solchen Gedankenspiel hat sich Mahrer etwa mit der Publikation „10 Jahre Schwarz-Grün. Eine Spekulation“ versucht: Zehn Zeitzeugen wurden darin kürzlich um Einschätzungen gebeten, wie Österreich heute aussehen würde, hätte es von 2003 bis 2013 eine schwarz-grüne Regierung gegeben. Mahrer selbst gilt in dieser Koalitionsfrage als durchaus offen. Es scheint klar: Mit der Bestellung Mahrers will sich die ÖVP auch konservativen Grün- und NEOS-Wählern öffnen und ihnen ein frisches, junges Gesicht präsentieren.

Dass Mahrer als Unternehmer bereits Erfahrungen in der Privatwirtschaft vorweisen kann, passt hier gut ins Bild. Er studierte zwischen 1991 und 1998 Betriebswirtschaftslehre in Wien, in dieser Zeit war er auch bei der VP-nahen AG in der Studentenpolitik aktiv. Anschließend fungierte der 41-Jährige als Geschäftsführer bei mehreren Unternehmen, unter anderem bis 2010 bei Pleon Publico, einer Werbeagentur. Bis dato ist er geschäftsführender Gesellschafter bei der HM Tauern Holding.

Als ranghoher Politiker steht er nun unter besonderer Beobachtung, das musste Neo-Staatssekretär Mahrer bereits an seinem ersten Tag im Amt erkennen. Denn unter die vielen Facebook-Gratulationen mischte sich auch bereits eine erste Kritik: Vergangene Woche hatte Mahrer - unmittelbar nach dem Rücktritt Michael Spindeleggers als ÖVP-Obmann - nämlich noch eine Urwahl für die vakante Position gefordert. Nun, eine Woche später, gab es dazu kein Statement mehr, was eine Nutzerin naturgemäß irritierte. Aber: Mahrers Amtszeit hat ja gerade erst begonnen.

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