Glawischnig: "Ich habe weniger Angst um mich als um meine Kinder"

Glawischnig: „Das kann man sich nicht gefallen lassen.“
Grünen-Chefin Eva Glawischnig wehrt sich rigoros gegen Hetzer im Internet. In 16 Fällen war sie schon erfolgreich.

"Haben Sie wirklich verlangt, dass man fünf Flüchtlinge aufnehmen muss, wenn man eine Wohnung von mehr als 30 Quadratmetern hat?"

Mit dieser Frage wurde Eva Glawischnig in ihrem privaten Umfeld konfrontiert. Die Grünen-Chefin war verwundert, weil sie derlei nie gefordert hat. Woher die Info kam, war aber bald geklärt. In sozialen Netzwerken war die Mär verbreitet worden.

Erfundene Zitate

Krass ist auch der Fall einer Niederösterreicherin, die ein Glawischnig-Foto mit einem – frei erfundenen – Zitat im Facebook gepostet hat. Da war zu lesen, die grüne Frontfrau habe gesagt, dass Schutzsuchende das Recht hätten, auf Mädchen loszugehen.

"Das sind übelste Unterstellungen, die zu Tausenden geteilt werden – und die alle aus dem Umfeld der FPÖ kommen", befindet Glawischnig. Da stecke Strategie dahinter. Ziel sei, "einzelnen Personen oder Gruppen zu schaden – oder diese einzuschüchtern".

Es würden nicht nur falsche Behauptungen aufgestellt, es gebe auch Morddrohungen. Einer habe etwa geschrieben, man solle "den Schädel der Alten" – gemeint war die Politikerin – "so lange auf den Asphalt dreschen, bis sie hin ist". Ein Waffenbesitzer habe gepostet, Glawischnig müsse "an die Wand gestellt werden".

"Ich halte das nicht mehr aus"

"Ich lese das zum Teil nicht mehr, sondern mein Team, weil ich das nicht aushalte. Die Aggression hat eine Reizschwelle überschritten. Das kann man sich nicht gefallen lassen. Wir setzen uns zur Wehr, um zu zeigen, dass es eine rote Linie gibt. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum", betont Glawischnig im KURIER-Gespräch. 34 Verfahren hat sie wegen der Verbreitung von "Lügenzitaten" bzw. wegen Hasspostings angestrengt, 16 sind mittlerweile entschieden. "Wir haben alle gewonnen bzw. uns außergerichtlich geeinigt. Wenn jemand einsieht, dass er einen Rechtsbruch begangen hat, dann vergleichen wir uns." Den erstrittenen Schadenersatz spenden die Grünen.

Die Öko-Politikerin kündigt an, auch gegen Facebook rechtlich vorgehen zu wollen, weil das Unternehmen viel zu lasch auf Hetze reagiere. Von der FPÖ erwartet sie auch, dass sie Hetzer in die Schranken weist.

Glawischnig fordert zudem eine Verschärfung des Strafrechts. "Gegen das Posting, dass ,alle Grüninnen vergewaltigt werden sollen‘, können wir beispielsweise nicht vorgehen."

Angst um Familie

Ist Glawischnig aufgrund der Hetze ängstlicher geworden? "Ich habe weniger Angst um mich als um meine Kinder." Kürzlich habe ihre Familie einen Drohbrief bekommen – mit der Botschaft, ihre Kinder sollten nach Afghanistan entführt und vergewaltigt werden. Glawischnig: "Da wird dir schwarz vor den Augen. Deshalb ist es so wichtig, dass Frauen ihre Rechte – auch im Netz – vehement verteidigen."

Es reicht! - #gegenhassimnetz

Glawischnig: "Ich habe weniger Angst um mich als um meine Kinder"

Der KURIER geht jetzt gegen Hasspostings vor. Anlass war ein Artikel auf kurier.at: Weil sie Gratis-Schwimmkurse für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge anbietet, erntete die Kärntner Wasserrettung einen Shitstorm. Bei einem Einsatzfahrzeug wurde eine Scheibe eingeschlagen. Als der Artikel auf Facebook gestellt wurde, postete eine Userin darunter, die Flüchtlingskinder meinend: "Dann sollns halt ersaufen!!!!" Das Posting wurde zur Anzeige gebracht.

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Auf kurier.at gibt es derzeit einen Schwerpunkt zum Thema "Gegen Hass im Netz". Diskutieren Sie mit, erzählen Sie uns Ihre Erfahrungen und sagen Sie uns, wie Sie mit der Wut im Netz umgehen. Auch das NachrichtenmagazinProfil widmet sich mit kurier.at gemeinsam dem Thema. Mehr dazu aufwww.profil.at.

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