Gernot Rumpold: "Ich bin bereit für die Haft"

Gernot Rumpold (58) wurde am Mittwoch wegen Untreue verurteilt.
Jörg Haiders "Mann fürs Grobe" wurde wegen Untreue verurteilt. Warum er rasch in Haft will.

KURIER: Herr Rumpold, Sie wurden am Mittwoch zwar rechtskräftig wegen Untreue verurteilt, aber kennen Ihr Strafmaß noch nicht. Sind Sie froh darüber, noch einen Haftaufschub zu bekommen?

Gernot Rumpold: Nein. Ich hätte lieber am Mittwoch das Grande Finale gehabt. Dieses Verfahren hat mich meine Existenz gekostet. Ich bin jetzt in der Situation, 58 Jahre alt zu sein, und nicht einmal eine eigene Wohnung zu haben. Mit dieser Situation muss man psychologisch fertig werden. Sprich: Ich muss ein neues Leben starten. Aber das kann ich nicht, weil ich nicht weiß, wie es weitergeht. Diese Ungewissheit erschlägt mich jeden Tag. Man läuft ins Nichts, weil man keine Visionen entwickeln kann.

Ihnen wäre ein schneller Haftantritt lieber gewesen?

Ich stehe dazu, dass ich wegen Untreue ein verurteilter Straftäter bin. Aber ich hatte beim OGH auf eine Milderung gehofft. Denn die drei Jahre unbedingt, die es beim Ersturteil gab, erschienen mir für eine 600.000-Euro-Rechnung zu hoch. Ich habe mich auf ein oder zwei Jahre in Haft eingestellt. Die möchte ich hinter mich bringen.

Gernot Rumpold: "Ich bin bereit für die Haft"
- ZU APA 512- FPÖ-Bundesparteiobmann Jörg Haider/l. im Gespräch mit Bundesgeschäftsführer Gernot Rumpold, der seine Funktion zurüclklegen wird und sich mit der FPÖ-Werbeagentur "blue connection" selbsständig machen will. (Archivbild vom 28.02.1998) APA-Photo: Hans Techt
Hoffen Sie auf die Fußfessel?

Natürlich.

Die Fußfessel kostet mehr als 600 Euro im Monat. Wie können Sie sich das leisten?

Ohne meine Freunde und ohne die Unterstützung meines Vaters, der 87 Jahre alt ist, würde es nicht gehen. Denn ich bin im Privatkonkurs.

Wie hoch sind Ihre Schulden? Es heißt, vier Millionen Euro...

Ich habe in Immobilienprojekte investiert. Wenn diese verkauft sind, hoffe ich, dass ich mit zwei Millionen in den Zwangsausgleich gehen kann. Im Moment bin ich zwangsverwaltet und bekomme vom Masseverwalter 1150 Euro im Monat.

Haben Sie nie an eine Straftat gedacht, als Ihnen Jörg Haider vorschlug, dass er Ihnen einen Telekom-Auftrag verschafft, wenn Sie der Partei die Schulden erlassen?

Jörg Haider hat es mir ja nicht vorgeschlagen. Die Situation war damals so: Die Partei hatte bei meiner Werbeagentur 1,5 Millionen Schulden. Ich war im Clinch mit der Partei. Die FPÖ war aber damals in der Regierung und ich kam an keine Ausschreibungen mehr ran. Da habe ich den Vorschlag gemacht: Passt auf, ihr müsst mich vom schwarzen Brett nehmen, damit ich wieder an Ausschreibungen teilnehmen kann. Dann kam Michael Gassauer von der Telekom zu mir und meinte, er hätte einen Auftrag für mich. Wir lieferten die Konzepte.

Was aber laut Gericht nur Scheinkonzepte waren..

Nein, das waren keine Scheinkonzepte, sondern Präkonzeptionen. Das ist in der Werbebranche so üblich. Wird ein Präkonzept ausgewählt, arbeitet man das Konzept dann aus.

Jörg Haider hat aber bei Telekom-Chef Rudolf Fischer für Sie interveniert ...

Gernot Rumpold: "Ich bin bereit für die Haft"
VIE02:FPOE:WIEN,18AUG97 - In Wien fand heute eine Sitzung des FPOe Bundesparteivorstandes statt, bei der unter Anderem auch ueber das Euro - Volksbegehren debattiert wurde. UBZ Joerg Haider, Susanne Riess - Prasser, Peter Westenthaler und Gernot Rumpold vor der Sitzung. lf/REUTER OESTERREICH/Photo by Leonhard Foeger REUTERS
Das Gericht hat festgestellt, dass Haider Fischer gebeten hatte, dass ich Aufträge bekomme. Davon wusste ich nichts. Das ist auch noch keine strafbare Handlung. Dann haben Fischer und Gassauer beschlossen, dass sie sich meine Agentur einmal anschauen. Auch das ist noch nicht strafbar. Irgendwann zwischen dem Auftrag und meinen abgelieferten Präkonzepten kommen Fischer und Gassauer zu dem Entschluss: "Eigentlich wollen wir kein Konzept von Rumpold, weil seine Nähe zur FPÖ Probleme bringen könnte. Doch um Haider zu befriedigen, geben wir Rumpold einen Scheinauftrag." Hier kommt die Untreue ins Spiel, die letztendlich auch mir zur Last gelegt wurde.

Gleichzeitig wurde ein Vergleich mit der FPÖ auf Schuldenerlass geschlossen. Also gab es doch einen Zusammenhang zwischen dem Telekom-Auftrag und dem Schuldenerlass?

Diese Parallelität war zwar Zufall, aber das Gericht hat auch einen Zusammenhang gesehen. Ich muss das so zur Kenntnis nehmen.

Sie sind jetzt 58. Bis die Causa erledigt ist, sind Sie Anfang 60. Bereitet man sich dann nicht eher auf die Pension vor?

Was soll ich in der Pension? Man muss nochmals reloaden. Ich habe schon einmal viel Geld verdient, und ich werde es wieder. Denn ich weiß ja, wie es geht (lacht).

Wie lebt man mit dem Begriff, ein Straftäter zu sein?

Es ist schrecklich. Ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass mir das jemals passiert. Ich habe auch keine bewusste Tat gesetzt. Aber es ist passiert und der Rechtsstaat hat entschieden.

Fast alle aus der Jörg Haider-Buberlpartie sind mit dem Gesetz im Konflikt. Das wird wohl kein Zufall sein?

Das glaube ich nicht. Vielmehr sehe ich es so, dass die FPÖ-Regierungsbeteiligung kriminalisiert werden muss. Das trifft halt mich und meine Freunde von damals. Würde man bei den anderen Parteien so suchen wie bei uns, würden auch von SPÖ und ÖVP viele auf der Anklagebank sitzen.

Das ist die übliche Verschwörungstheorie. War es nicht so, dass hier Hochmut vor dem Fall kam? Allein der Auftritt Ihrer Ex-Frau vor dem Eurofighter-U-Ausschuss ist unvergessen, wo sie mit einer Selbstverständlichkeit erklärte, dass eine Pressekonferenz eben 96.000 Euro koste ...

Das hat nicht viel mit Hochmut zu tun. Beim Eurofighter-Deal war alles rechtens. Wir wurden Hunderte Male geprüft.

Sind nicht vier Mio. vom 6,6-Millionen-Auftrag verschwunden?

Nein, die sind nicht verschwunden, sondern als Gewinn in der Buchhaltung ausgewiesen worden.

Gernot Rumpold: "Ich bin bereit für die Haft"
Interview mit dem ehemaligen Bundesgeschäftsführer der FPÖ Gernot Rumpold am 26.11.2015 in Wien.
Wenn Sie so gut verdienten, warum sind Sie im Konkurs?

Weil die Fixkosten hoch waren. Durch die Medienkampagne beim Eurofighter-Deal bekamen wir zwei Jahre lang keinen Auftrag. Dann hatte ich Pech bei einigen Immobilien-Deals, wo die Immobilien plötzlich nichts mehr wert waren.

Investierten Sie in Zypern?

Nein, nur in Wien.

In Wien sind die Immobilienpreise doch gestiegen?

Das war mehr ein Problem der Finanzierung. Zwischen 2006 und 2008 wurde alles in Schweizer Franken finanziert. Dann kam die Bankenkrise und plötzlich stieg der Kredit für ein Projekt von einer Million auf 1,4 Millionen Euro. Als Nächstes war mein Geld in Zypern weg, als die Laiki-Bank pleiteging. Meine Konten waren gesperrt und bis auf 100.000 Euro war alles weg.

Wie viel haben Sie verloren?

Das sage ich nicht, denn da kommen mir heute noch die Tränen. Dann hatte ich ein Partizipationskapital bei der Volksbank, weil es 7,5 Prozent Verzinsung gab, in der Höhe von 600.000 Euro und jetzt ist es nur mehr 109.000 Euro wert. Das waren alles unglückliche Ereignisse.

Zurück zu Ihrer Zukunft. Wie bereitet man sich auf eine Haft vor?

Indem man sagt, Augen zu und durch. Ich hatte die Möglichkeit, mit Wolfgang Kulterer und Gert Xander zu sprechen. Beide haben mir viel über den Haftalltag erzählt. So gesehen habe ich alles schon inhaliert, was hier auf mich zukommt. Ich will das hinter mich bringen und bin bereit für die Haft. Mir wurde ohnehin alles genommen, was im Leben Spaß macht.

Was vermissen Sie denn?

Ich möchte wieder unabhängig sein. Ich hab kein eigenes Konto. Ich muss alles von den 1150 Euro cash zahlen. Wenn ich einen Flug von Wien nach Zypern buchen will, borge ich mir eine Visakarte von einem Freund aus, damit ich überhaupt online buchen kann. Das Auto borgt mir mein Freund. Ich fahre jetzt einen Skoda statt ein Luxusauto. Aber auch mit diesem Auto kommt man von A nach B.

Was ist laut Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer das Schlimmste in der Haft?

Die Wochenenden sind schlimm, denn da ist man 23 Stunden in der Zelle eingesperrt. Und dann weiß man ja nicht, wer der Zellenpartner ist. Gert Xander hatte einen Mörder in der Zelle.

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