Gerald Klug: Eine zweite Chance für "Gerri"

Der Pegelstand ist, nun ja, gefährlich: Minister Klug hat schon bessere Zeiten gesehen.
Gerald Klug hat als Ressortchef bessere Zeiten gesehen, die Image-Werte stürzten zuletzt beträchtlich ab.

In der Politik geht es bisweilen schnell aufwärts – und noch schneller abwärts. Wenn Gerald Klug in seinen drei Jahren als Minister eines gelernt hat, dann das.

Als der gelernte Dreher 2013 überraschend vom Bundesrat zum Verteidigungsminister aufsteigen durfte, galt er zwischenzeitlich als Hoffnungsträger. Im Heer frohlockte man über den Neuen, der wieder unverkrampft auf die Truppe zuging. Und weil der stets aus dem Ei gepellte Steirer mit ÖVP-Darling Sebastian Kurz plötzlich ex aequo die Vertrauensrankings anführte, wurde er mit Titeln wie "Full Metal Minister" und "Senkrechtstarter" bedacht. "Er war der ,Anti-Darabos‘. Dieses Image hat anfangs viel zugedeckt", sagt ein Offizier im Generalstabsrang.

Das Problem dabei: Die wesentlichen Herausforderungen der Armee blieben ungelöst. So verpflichtete sich Klug zwar, den Wehrdienst attraktiver zu machen. Die nötigen budgetären Mittel blieben er bzw. die Regierung aber schuldig – es galt weiter der Sparzwang.

Entfremdung

Dem nicht genug, entfremdete sich der Minister vom Ministerium. Der Generalstab, also die dem Minister zur Seite gestellten Spitzen-Generäle, wurde von Klug schlicht ignoriert. "Anstatt die Expertise von Experten zu hören, entschied er alles alleine mit zwei, drei Mitarbeitern im Kabinett", sagt ein Ressort-Kenner.

Im April erlitt sein Image einen veritablen Kratzer: Klug hatte den Dienst-BMW für einen privaten Ausflug nach Frankreich genutzt. Juristisch? Zulässig. Die Optik? Verheerend. Und weil der Jurist (zweiter Bildungsweg) hernach auch in der Flüchtlingskrise nicht glänzte, avancierte er nach und nach zum unbeliebtesten Ressortchef der Regierung.

Die Herausforderungen, die der von Freunden "Gerri" Genannte im Infrastruktur-Ressort zu stemmen hat, sind erheblich: Das Ministerium hat 17 Beteiligungen mit 45.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 9,7 Milliarden Euro. Die ÖBB (39.500 Mitarbeiter, 466 Millionen Passagiere im Jahr) machen Gewinne, sitzen aber auf Schulden von mehr als 24 Milliarden Euro. Die Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag sitzt ebenfalls auf einem Schuldenberg (11 Milliarden Euro), und in der Forschungsförderung spielt das Ressort eine Hauptrolle: Es hält die Mehrheit am größten außer-universitären Forschungszentrum AIT und die Hälfte an der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Bleibt die Frage: Warum darf Klug das Ressort übernehmen? Gewerkschaft und steirische SPÖ haben sich nicht wirklich ins Zeug geworfen. Die Erklärung, die in der Partei kursiert, ist schlichter: Klug wollte nicht ins Parlament zurück, er bat den Kanzler um eine zweite Chance – und der Chef gewährte.

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