Gerald Klug: Der beliebte "Minister zackig"

APA12663254-2 - 09052013 - GOLAN - ISRAEL: Verteidigungsminister Gerald Klug (r) besucht am Donnerstag, 9. Mai 2013, die österreichischen UNDOF Truppe auf der Golanhöhe. Klug ist auf einer zweitägigen Rundreise zu den österreichischen UN-Kontingente in Israel und Zypern. APA-FOTO: BUNDESHEER/GUNTER PUSCH
Gerald Klug macht gute Figur im Amt - und nimmt sich geschickt aus jeder Schußlinie.

Er klettert auf einen Panzer – wo sonst lässt man sich die Technik des stählernen Kolosses erklären? Er geht in die Knie, in „Bodennähe “ – wie sonst soll man das Kampftraining seiner Rekruten beobachten? Und dazwischen lässt er sich noch von einem Heeressportler dabei helfen, die Kugel auf 7,5 Meter hinauszustoßen.

Gerald Klug ist angekommen. Der neue Chef im Verteidigungsministerium mag seinen Job, daran besteht mittlerweile kein Zweifel.

Am Freitag besuchte der 44-jährige Grazer zwei Kasernen. In Götzendorf verabschiedete er rot-weiß-rote UNO-Soldaten auf den Golan und in den Libanon. Und in Mautern erzählte er, wie er den Grundwehrdienst attraktiver machen will: Ab 2014 soll die Armee jede Woche einen Sportnachmittag bekommen. Zusätzlich werden Grundwehrdiener nicht nur bei der Stellung, sondern auch am Anfang und Ende ihrer Dienstzeit leistungsmedizinisch untersucht.

Messbare Sympathie

Obwohl erst seit 11. März im Amt, ist der Steirer für einen Verteidigungsminister recht erfolgreich – und das messbar. Im „APA-OGM-Vertrauensindex“ kletterte der Dreher, der im zweiten Bildungsweg Jus studierte, flink an die Spitze: Kein Regierungsmitglied ist beliebter als Klug, nur Barbara Prammer und Heinz Fischer liegen noch vor ihm.

Woran liegt es, dass der „Senkrechtstarter“ (Kleine Zeitung) ungeteilte Anerkennung genießt? Ist es die zackig-militärische Art, die ihn zum authentischen „Full Metal Minister“ (profil) macht?

Der wichtigste Aspekt, soweit sind sich professionelle Beobachter einig, ist wohl: Gerald Klug ist so ganz anders als sein Vorgänger, er ist quasi der „Anti-Darabos“.

Norbert Darabos vermittelte vom ersten Tag an den Eindruck, dass er mit dem Ressort ein Problem hat. Selten, dass er auf Soldaten zuging“, erinnert sich ein Oberst im Ministerium. „Wollte der Generalstabschef einen Termin, konnte das bei Darabos Wochen dauern. Bei Klug ist die Tür offen, da wird vieles gleich im Vorbeigehen erledigt.“

Es ist nicht bloß der flexible Terminkalender, der erklärt, warum der bis vor kurzem bundespolitisch nicht wahrnehmbare Gewerkschafter zur ernsthafte Personalreserve geworden ist.

Zunächst einmal beruhigte Klug für die SPÖ zwei wichtige Fronten: Die Armee brachte er binnen Tagen wieder hinter sich, indem er den vom Vorgänger vorübergehend geschassten Generalstabschef Edmund Entacher mit einem Orden doch noch würdig in den Ruhestand verabschiedete.

Und das durch die Wehrpflicht-Abstimmung belastete Verhältnis zur ÖVP pflegt der deklarierte Großkoalitionär mit demonstrativer Kooperation. Fortschritte bei der Wehrpflicht-Reform werden ausnahmslos gemeinsam präsentiert – auch gestern war Klugs ÖVP-Gegenüber Johanna Mikl-Leitner in Mautern mit von der Partie.

Klug agiert stimmig und macht keine Fehler“, sagt Wahlkampf-Experte Thomas Hofer. Einschränkend muss man freilich sagen: Für Fehler hat er begrenzt Gelegenheit. Im Unterschied zu anderen Ressorts gibt es in Klugs Ministerium nur ein Thema, das die breite Öffentlichkeit interessiert: die Attraktivierung des Grundwehrdienstes. Und die steht – praktischerweise – auch für die ÖVP nicht zur Diskussion.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Klug bis dato Attacken der Volkspartei erspart geblieben sind. „Die ÖVP weiß, dass es derzeit nicht sinnvoll ist, Klug zu attackieren. Das kann sich aber schnell ändern“, sagt Hofer – und warnt die SPÖ davor, Klugs Strahlkraft und Umfragewerte zu überschätzen. „Die Nationalratswahl wird die Sozialdemokratie sicher nicht mit Gerald Klug gewinnen. Dafür sind sein Ressort und seine Themen einfach nicht wichtig genug.“

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