Gefallen wie Dominosteine

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Die Gier der Protagonisten der schwarz-blauen Ära holt sie nun ein.

Die Wenderegierung brachte neue Chancen und Machtverhältnisse. Die Aufsteiger und Mitläufer agierten nach einem System: Als sie an die Futtertröge kamen, rafften sie, so scheint es, alles an sich, was zu raffen war. Doch die Gier kam ans Licht. Heute zahlen die Protagonisten viel Geld für Wiedergutmachung, Anwaltshonorare. Fazit: Ehrlichkeit währt doch am längsten. Ein Überblick, wie die Big Player der Korruption nun leben.

Die Gefallenen der schwarz-blauen Ära

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Former Austrian Interior Minister Strasser arrives
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PROZESS: GRASSER-KLAGE GEGEN EX-MITARBEITER
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MEDIENRECHTS-PROZESS MEISCHBERGER GEGEN TZ "ÖSTERR
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GERMANY TRIALS
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TELEKOM-PROZESS: RUMPOLD
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PK TELEKOM AUSTRIA AG ãFINANZERGEBNIS 1. HALBJAHRÒ
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Alfons Mensdorff-Pouilly
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PROZESS GEGEN UWE SCHEUCH WEGEN DER "PART OF THE G
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TELEKOM-PROZESS: COLOMBO
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CAUSA BIRNBACHER AM OGH: MEGYMOREZ / XANDER / MART
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BAYERNLB-PROZESS GEGEN HYPO-MITARBEITERSTIFTUNG:
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INTERVIEW MIT MARTIN HUBER
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TELEKOM-PROZESS UM SPENDE AN BZÖ: GORBACH

Der Telekom-Skandal wurde zum Sittenbild der Wende-Ära. Die Hauptakteure im korrupten Spiel rund um Parteienfinanzierung und Aktienmanipulation waren der ehemalige "Mister Telekom" Rudolf Fischer, Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo und Ex-Controller Gernot Schieszler. Das Trio, das ein Millionenkarussell aufzog, wird von der Telekom ordentlich durch Schadenersatzzahlungen zur Kassa gebeten. Mit Fischer einigte man sich auf insgesamt 2,5 Millionen Euro; Schieszler zahlt in den nächsten zehn Jahren rund eine Million Euro ab. Mit Colombo wird noch verhandelt, die Telekom peilt eine Zahlung von 3,4 Millionen an. Die Justiz hat ein Colombo-Konto mit 3,3 Millionen eingefroren. Die Schlüsselfigur Fischer kassierte auch noch (nicht rechtskräftige) Haftstrafen von sechs Jahren – davon 3,5 Jahre unbedingt. Colombo bekam 3,5 Jahre. Schieszler stieg mit zwei blauen Augen aus. Die Justiz kürte ihn zum ersten Kronzeugen und ersparte ihm langjährige Haft. Der dreifache Vater ist geläutert; er bekam einen Top-Job bei m internationalen Anlagenbau-Unternehmen Christof-Group.

Gernot Rumpold, Jörg-Haider-Buberlpartie-Mitglied der ersten Stunde, steht ebenfalls am Abgrund. Die PR-Agentur und die 90-Prozent- Tochterfirma La Hong GmbH des gelernten Heizungstechnikers meldeten Konkurs an. Rumpold, der mittlerweile in Zypern leben soll, ist (nicht rechtskräftig) zu drei Jahren Haft wegen Untreue verurteilt. Er wurde wegen einer verdeckten Parteispende an die FPÖ in Höhe von 600.000 Euro schuldig gesprochen. Gegen Rumpold hat das Finanzamt angeblich ebenfalls ein Konkursverfahren beantragt.

2009 flog die BUWOG-Affäre im Zuge der Immofinanz-Pleite auf. Damit begann auch der tiefe Fall von Karl Heinz Grasser. Laut Falter wurden seither 550 Einvernahmen, 60 Hausdurchsuchungen, 30 Rechtshilfeersuchen gemacht. Die Staatsanwaltschaft dokumentierte die Affäre, auf neun Terabyte-Datenträgern. Der Indizienprozess gegen Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger, Ernst Plech und 15 weitere Angeklagte in der BUWOG- und Terminal-Tower-Causa dürfte Anfang 2015 starten. Hier drohen bis zu zehn Jahre Haft. Wie auch immer der Prozess endet, der Ruf des Ex-Ministers ist längst ruiniert.

Spätestens seit er seine "Capri"-Lungenentzündung vorschob, um einen Gerichtstermin zu schwänzen und gleichzeitig im Feriendomizil in Shorts spazierte, ist er unglaubwürdig. Neben dem BUWOG-Verfahren steht Grasser auch noch bei der Finanz das Wasser bis zum Hals: Rund fünf Millionen Euro soll der Ex-Finanzminister dem Fiskus schuldig geblieben sein. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Ex-Minister allein in diesem Verfahren 15 Millionen Euro Strafe.

Die einzig gute Nachricht für Grasser: Sein Penthouse hat er endlich verkauft. Allerdings nicht um elf Millionen Euro. Aber immerhin die rund vier Millionen, die er in den Ausbau der Luxusimmobilie investierte, hat er zurückbekommen.

Grassers Spezi Walter Meischberger ("Wo woar mei Leistung?") musste nach einer Selbstanzeige im Zusammenhang mit BUWOG-Provisionen rund vier Millionen Euro Steuern nachzahlen. Er borgte sich dafür Geld von seinem Geschäftsfreund Heinrich Schuster und verkaufte Schusters Firma im Gegenzug seine 450 Quadratmeter große Villa in Wien Döbling (Schätzwert knapp vier Millionen). Seit letzten Dezember ermittelt die Justiz wegen Betrugs gegen Meischberger. Zusätzlich kämpfte er gegen die Delogierung aus der Villa.

Hunderttausend Euro – das war der Pauschalpreis, den Ex-Innenminister Ernst Strasser für ein Jahr Lobbying verlangte. "Auch ich habe Strasser so viel gezahlt", erzählt Peter Hochegger (siehe Teil 1 der Serie - Hochegger: "Ich bereue gar nichts"). Damals war Strasser allerdings noch kein EU-Abgeordneter. Als er im EU-Parlament saß, ging er zwei britischen Journalisten in die Falle, die ihn anheuerten, gegen Bezahlung EU-Gesetze zu beeinflussen. Zwei Mal wurde Strasser wegen Bestechlichkeit verurteilt. Beim ersten Mal bekam er vier Jahre Haft – das Urteil wurde aufgehoben. Beim zweiten Prozess verdonnerte ihn das Gericht zu 3,5 Jahren Haft. Strasser ging wieder in Berufung. Er lebt zurückgezogen in Bad Ischl; wovon, weiß keiner. "Agent-Null-Null-Strasser" heißt er in der Kaiserstadt.

Auch in Kärnten blühte die Korruption. Zum Synonym wurde die "Part of the Game"- Affäre von Uwe Scheuch. Vor zwei Jahren trat er als Kärntens Vizelandeschef (FPÖ) zurück, wurde später zu sieben Monaten bedingter Haft und 67.500 Euro Strafe verurteilt. Seither lebt Scheuch zurückgezogen im Mölltal. Die Scheuch-Brüder betreiben den Erbhof mit 120 Hektar, leben von den Gewinnen aus zwei Kiesgruben. Der dreifache Vater Uwe versucht sich als Bauträger ( Luxus-Appartements am Weißensee). Bald könnte Scheuch wieder vor Gericht stehen. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt brachte eine Anklageschrift wegen des Verdachts der Untreue bei der Erstellung einer Werbebroschüre ein. Auch angeklagt sollen Gerhard Dörfler, Stefan Petzner und Harald Dobernig werden.

In der Birnbacher-Affäre, rund um das Sechs-Millionen-Euro-Honorar für ein Gutachten beim Hypo-Verkauf, sind die Verurteilten mittlerweile in Haft. Kärntens Ex-ÖVP-Chef Josef Martinz sitzt seit Mai seine Strafe von 4,5 Jahren ab. Seine Familie lebt von den Einkünften eines Campingplatzes am Ossiacher-See. Steuerberater Dietrich Birnbacher kam durch ein Geständnis und Wiedergutmachungszahlungen mit einer Fußfessel-Strafe von sechs Monaten davon.

Haiders Banker, wie Wolfgang Kulterer genannt wurde, sitzt seit Anfang Mai seine Strafe von 6,5 Jahren in der Haftanstalt Hirtenberg ab. In der Vorwoche meldete er Konkurs mit Verbindlichkeiten von 8,8, Millionen an. Allein über drei Millionen gab er für seine Verteidigung aus.

Die Causen rund um die lukrativen Immobilien-Deals von Ex-ÖBB-Chef Martin Huber, der Herzprobleme hat, wurden eingestellt.

Alfons Mensdorff-Pouilly wurde vom Vorwurf der Geldwäsche freigesprochen.

Lesen Sie morgen in Teil 3 der KURIER-Serie: Das Interview mit Alfons Mensdorff-Pouilly

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