Freiwilliges Jahr soll Integration erleichtern

Freiwilliges Jahr soll Integration erleichtern
Die Zuwanderung verschärft die Job-Sorgen: Vor allem in Wien steigt die Arbeitslosigkeit.

Das Thema ist für die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP extrem heikel, weil von den Freiheitlichen negativ besetzt. Faktum ist aber: Die Arbeitslosigkeit, die in der Zweiten Republik noch nie so hoch wie jetzt war, wird 2016 – und höchstwahrscheinlich auch 2017 – weiter steigen.

Neben bekannten Gründen wie dem zu geringen Wirtschaftswachstum spielt auch die Zuwanderung eine nicht unbedeutende Rolle – aus EU-Ländern von Deutschland und Ungarn bis Bulgarien und Rumänien, aber nun auch gespeist durch den Flüchtlingsstrom.

Nach Ende der Verfahren werden im Laufe des kommenden Jahres 30.000 bis 40.000 Menschen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak einen positiven Asylbescheid erhalten und damit als anerkannte Flüchtlinge zusätzlich auf den Arbeitsmarkt kommen.

Experten glauben, dass es gelingen könnte, 50 Prozent der neuen Asylberechtigten in den nächsten fünf Jahren zu integrieren, sprich einen Job für sie zu finden. Die andere Hälfte, traurig genug, wandert in die Arbeits- und Langzeitarbeitslosigkeit und wird ein Fall für die Mindestsicherung. Und das auf Jahre.

Hauptbetroffen ist Wien. Rund zwei Drittel der Asylberechtigten sind in der Bundeshauptstadt auf Arbeitssuche. Die Palette an vorhandenen "Qualifikationen" reicht von Nicht-lesen-und-schreiben-Können über zwei Jahre Schulbesuch in Afghanistan bis hin zum Uni-Abschluss aus Damaskus.

Facharbeiter wie Maler, Anstreicher und Schweißer werden relativ rasch vermittelt, AMS-Vorstand Johannes Kopf schildert tolle Einzelfälle. Die breite Masse ist das nicht: Sie braucht die gesamte Bandbreite an AMS-Hilfen – vom Deutschkurs und Kompetenzcheck über Nachschulungen und Lohnsubventionen bis zum gestützten Job im sozialökonomischen Betrieb.

Freiwillige vor

Neu ist die Idee des "freiwilligen Integrationsjahres", aufgezogen wie das freiwillige Soziale Jahr. Asylberechtigte sollen ab 2016 bei Rotem Kreuz & Co gemeinnützige Arbeit verrichten. Das soll beim Erlernen der Sprache helfen, eine erste soziale Anbindung in Österreich ermöglichen, außerdem sind die Menschen kranken- und unfallversichert. Die große Lösung des Problems ist auch das nicht: 1000 Plätze gibt es in ganz Österreich.

Freiwilliges Jahr soll Integration erleichtern

Dennoch müsse alles getan werden, damit die Integration gelingt – auch aus volkswirtschaftlicher Sicht, sagt AMS-Mann Kopf. "Die Integration der Flüchtlinge ist alternativlos. Denn die Mindestsicherung ist auf jeden Fall die teuerste Variante."

Auch AMS-Wien-Vize Winfried Göschl ahnt, was auf seine Organisation zukommt: Vor allem bei den Geringqualifizierten gebe es schon jetzt einen massiven Verdrängungswettbewerb unter den ausländischen Arbeitskräften, auch wegen der Grenznähe Wiens. In Zahlen: Ende Dezember werden in Wien 150.000, Ende Dezember 2016 bereits 200.000 Arbeitssuchende erwartet.

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