FPÖ-Chef Strache will zurück zum Schilling

Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ.
HC Strache will nach der Wahlniederlagen-Serie wieder punkten. Die Nationalratswahl erklärt er zur "Volksabstimmung über den Euro"

KURIER: Die FPÖ ist ja berüchtigt für Reime auf Wahlplakaten. Wie hätte dieser gelautet, wenn Sie noch auf Kanzlerwahlkampf machen hätten können?

HC Strache: In Niederösterreich und Tirol waren die Gegebenheiten nicht optimal. Man hat die dortigen Versäumnisse in der Vergangenheit nicht behoben. Bereits in Salzburg werden wir zeigen, dass wir wieder siegen können und erst recht bei der Nationalratswahl im Herbst.

FPÖ-Chef Strache will zurück zum Schilling
Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ.
Ihr Parteifreund Mölzer sagt, der Grund für die Niederlagen-Serie sei, dass die FPÖ-Führung den neuen Herausforderer Frank Stronach unterschätzt habe. Zu Recht?

In Tirol haben wir das Team Stronach überhaupt nicht unterschätzt, da waren es ganz andere Mechanismen, schon deswegen kann seine Analyse nicht stimmen.

Der Parteikenner Lothar Höbelt legt noch eins drauf und meint, die FPÖ müsse das Wahljahr 2013 total abschreiben. Er empfiehlt Ihnen, sich für die Ära nach Stronach zu rüsten.

Die Leute werden nach dem Scheitern Stronachs in Tirol bald überall draufkommen, dass mit ihm das totale Chaos ausbricht, und er gar nicht in Österreich lebt. Die Menschen werden begreifen, dass Stronach Teil des alten Systems ist: Der ehemalige rote Kanzler Vranitzky hat ihm Teile der ehemaligen verstaatlichten Industrie geschenkt. Nach seiner Abwahl als Kanzler ist er als Dankeschön beim Magna-Konzern untergekommen. Das sollte man auch unter dem Gesichtspunkt der Korruption begutachten.

Ein schwerwiegender Vorwurf: Haben Sie Beweise, die Sie auch der Justiz vorgelegt haben, oder ist das nur ein weiterer blauer Wahlkampf-Luftballon?

Wenn ein ehemaliger Bundeskanzler als millionenschwerer Aufsichtsrat daherkommt, muss man das hinterfragen und auch schauen, wo war die Leistung. Stronach war ja weit über Vranitzky hinaus ein AMS-Service für gescheiterte Manager und Banker, die in Wahrheit noch nie was weitergebracht haben und auch nichts weiterbringen werden.

FPÖ-Chef Strache will zurück zum Schilling
Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ.
Wir halten fest, Sie haben keinen Beleg für Ihre schwerwiegenden Korruptionsvorwürfe.

Mir reicht ein Beleg: Die FPÖ war, bevor Stronach gekommen ist, mit 28, 29 Prozent die umfragenstärkste Partei. Stronach ist der größte Hoffnungsträger von SPÖ und ÖVP, Strache und die FPÖ bremsen zu können. Die FPÖ wird daher mit mir im Herbst die einzige ernst zu nehmende Herausforderung für Spindelegger und Faymann sein, weil sie nicht wie Stronach Teil des rot-schwarzen Systems war und ist.

In den Augen vieler Wähler ist der 80-jährige Frank Stronach aber ein unverbrauchterer Hoffnungsträger als Sie.

Wir werden ihnen klarmachen, dass eine Stimme für Stronach nur weitere fünf vergeudete Jahre mit Rot-Schwarz bedeuten. Die beiden Herrschaften haben doch längst eine weitere rot-schwarze Koalition ausgepackelt und dieses Paket kann nur ich aufmachen. Dann ist ein Nahkampf zwischen ÖVP, SPÖ und FPÖ möglich.

Kärnten wurde mehr als ein Jahrzehnt blau regiert. Ihre Schwesterpartei FPK ist dort jüngst vom Wähler abgestraft worden wie noch keine Regierung zuvor. Wie wollen das Ihre Wähler vergessen machen?

Da haben wir in der Tat einen Denkzettel von den Wählern verpasst bekommen. Daraus wurden aber die Lehren gezogen: Wir werden schon im Herbst auch in Kärnten nur noch geschlossen als FPÖ antreten. Das Erbe, mit dem Wähler abgerechnet haben, ist eines des BZÖ.

Das schwerste Erbe, das auf uns alle als Milliarden-Hypothek zukommen wird, tickt in der Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank. Egal, ob BZÖ oder FPÖ verantwortlich sind, es ist ein Erbe der blau-orangen Ära. Wer wird denn die Verantwortung für den drohenden Milliarden-Schaden übernehmen?

Gut, dass Sie mich darauf ansprechen. Das ist vor allem ein Kriminalfall der ÖVP. Wir sind gerade dabei, diesen Kriminalfall aufzuarbeiten und auch entsprechende Klagen an die Staatsanwaltschaft vorzubereiten. In der Nacht- und Nebelaktion der Verstaatlichung wurde ein Verbrechen am österreichischen Steuerzahler begangen. Wenn der damalige Finanzminister Josef Pröll über Nacht in Bayern Verhandlungen geführt und auf alle rechtlichen Ansprüche, die die Bayern zu leisten gehabt hätten, verzichtet, dann muss man sich das sehr genau anschauen.

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Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ.
Die dramatische Schieflage bei der Hypo hat aber nicht Josef Pröll ausgelöst, sondern Ihr Vorgänger Jörg Haider.

Die Hypo war eine ausgelagerte Bank, Haider hat ja gar kein Recht gehabt, hineinzuregieren.

Haider hat hineinregiert, und das Land Kärnten hat Haftungen in Milliardenhöhe für die Hypo übernommen.

Die sind aber unter einer rot-schwarzen Regierung, zugegeben mit Zustimmung der FPÖ übernommen worden.(Haider übernahm Landeshaftungen von ca. 24 Milliarden Euro.Anm.d. Red) Diese Haftungen wären aber nie schlagend geworden, als die Hypo an die Bayerische Landesbank verkauft wurde. Es wird noch aufzuklären sein, wer die Verantwortung trägt, dass diese Haftungen wieder zur Gänze auf Österreich lasten. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass deswegen der frühere Finanzminister Pröll vor der Staatsanwaltschaft aussagen musste. (Pröll und Staatssekretär Schieder sagten vor Kurzem vor Gericht als Zeugen im Zuge eines Verfahrens um die Hypo aus. Anm. d. Red.)

Mit welchem Wahlziel gehen Sie jetzt tatsächlich in die Na­tionalratswahl im Herbst?

Wir wollen die Wahl zu einer Volksabstimmung über die Zukunft Österreichs in Europa machen: Wir sagen, der Euro ist gescheitert. Wir müssen über die Rückkehr zu nationalen Währungen diskutieren, ob das jetzt Schilling heißt oder Nord-Euro, ist sekundär.

Soll beispielsweise Frankreich beim Nord-Euro mit dabei sein?

In Frankreich gibt es eine starke Bewegung, die zum Franc zurück will, in Deutschland eine, die zur D-Mark zurück will. Und wir werden offen gesprochen über eine Rückkehr zum Schilling reden müssen. Der Schilling hatte noch Wert, genauso wie ihn der Schweizer Franken heute noch hat. Das gegenwärtige EU-Regime treibt auch Österreich Richtung Staatskonkurs.

Wenn Österreich konkursreif wäre, wie Sie sagen, warum zahlen wir derzeit mit 1,5 Prozent die niedrigsten Zinsen für unsere Staatsschulden?

Weil wir heute noch mit der Budgetlüge leben, indem wir viele Staatsschulden ausgelagert haben.

Das wissen auch unser Kreditgeber. Warum geben sie uns dennoch so günstige Zinsen wie noch nie?

Das wird nach der Nationalratswahl schlagartig anders, wenn wir auf Druck der EU die ausgelagerten Schulden für die ÖBB und die Asfinag deklarieren müssen. Natürlich werden auch die Milliarden, für die wir im Rahmen der Euro-Rettung haften, mit einberechnet werden.

Wenn Sie Ihr Schreckensszenario ernst nehmen, dann müssen Sie bald den Austritt Österreichs aus dem Euro und schlussendlich auch aus der EU fordern?

Wenn diese zentralistischen bürokratischen Herrschaftstendenzen weiter zunehmen, dann werden wir den Ausstieg aus der EU und dem Euro verlangen. Ich will ein reformiertes Europa, der Nationalstaaten mit unterschiedlichen nationalen Währungen.

Stronach will beim Euro mit anderen Worten dasselbe. Er fischt so in Ihrem Wählerteich – und kann auf seine Erfahrung als Unternehmer verweisen.

Ich habe als einziger Parteiobmann erfolgreich ein mittelständisches Unternehmen geführt. Ich bin nicht so wie der Herr Stronach ein Milliardär, der es sich bei den Steuern richtet. Ich kenne die Probleme der kleinen und mittleren Betriebe, die für 85 Prozent der Arbeitsplätze im Land Sorge tragen.

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Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ.
Aus heutiger Sicht spricht alles dafür, dass Sie im Herbst nicht Erster werden. In fünf Jahren sind Sie dann bereits 50 Jahre alt und gehen als jugendlicher Held gegen „die da oben“ nicht mehr so leicht durch.

Dann bin ich erst dreizehn Jahre FPÖ-Chef, das ist in der Spitzenpolitik ja nichts. Ich bin jetzt der jüngste Parteichef mit der längsten Erfahrung. Wenn der Herr Stronach sagt, es braucht Erfahrung in der Wirtschaft, dann sage ich, es braucht Erfahrung in der Politik.

Das heißt, Sie wollen für den Kanzlersessel üben?

Nein, ich habe die Partei bei drei Prozent übernommen und in sieben Jahren auf 19 Prozent gebracht. Das hat nicht einmal mein Vorgänger geschafft. Dass ein Weg nicht immer linear nach oben führt, das gehört dazu. Es ist keine Schande niederzufallen, aber es ist eine Schande liegen zu bleiben.

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