Blaue buhlen mit Handy-News um Wähler

Heinz-Christian Strache im Parlament
Die FPÖ will mit WhatsApp-Abos die Vormachtstellung in sozialen Netzen ausbauen.

Keine Partei dringt so breit in neue Medien ein wie die FPÖ. Am Wochenende starteten die Blauen als erste Partei einen eigenen WhatsApp-Kanal: Wer sich anmeldet, bekommt die "wichtigsten Neuigkeiten von HC Strache, Norbert Hofer und der gesamten FPÖ sekundenschnell" auf sein Handy. Mehr als 3100 Anmeldungen in nicht einmal 24 Stunden, jubelt der FPÖ-Pressedienst über den Start.

Das mag sich nicht nach vielen Fans anhören, clever ist es dennoch. Josef Barth, Kampagnenberater von Pick & Barth erklärt: "Die Frage ist doch eher, warum das alle anderen Parteien nicht machen", sagt er im KURIER-Gespräch. "Erstens steht der sehr geringe Aufwand, so einen Kanal zu betreiben, in keiner Relation zur großen Wirkung. 3100 Anmeldungen sind bereits jetzt um 3100 mehr, als alle anderen Parteien auf WhatsApp haben. "Auch Strache, auf Facebook einsamer Spitzenreiter unter Österreichs Politikern, habe einst mit einem einzigen "Fan" begonnen.

Viel wichtiger sei, dass "WhatsApp" ein Kanal für Kurznachrichten sei, der die Menschen direkt erreicht. "Mit einem eMail oder einer Facebook-Nachricht erreicht man die Menschen lange nicht so gut wie mit einer Nachricht auf dem Handy. Menschen, die sagen, dass sie mit Kurznachrichten gestört werden wollen? Das müssen die anderen Parteien erst einmal zusammenbringen", erklärt der Experte. Überdies sei es ein Kanal, über den man gewöhnlich nur mit engen Freunden und der Familien kommuniziert, damit habe man einen viel direkteren und emotionaleren Zugang in die engsten Netzwerke der Menschen.

Neue Wählergruppen

Für Spitzenpolitiker und Parteistrategen stellt sich jeden Tag aufs Neue die Frage, wie man seine Wähler informiert und neue Wählergruppen für sich gewinnen kann. Besonders die Jungen gilt es zu erreichen, jedes Jahr werden rund 70.000 Jugendliche zu Jungwählern. Klassische Medien – etwa Fernsehen – werden von ihnen immer seltener genutzt – das Durchschnittsalter der ZiB-Seher liegt bei weit über 60 Jahren.

Tatsächlich schafft es derzeit keine Partei so gut, in die neuen Mediensphären einzudringen, wie die FPÖ. Dreh- und Angelpunkt ist der Facebook-Account von Parteichef Strache. Dort hat er mehr als 385.000 "Fans". Meldungen oder Kommentare, die Strache und sein großes Medienteam hier verbreiten und die von den "Fans" geteilt werden, erreichen in kürzester Zeit über eine Millionen Menschen. Zum Vergleich: Bundeskanzler Christian Kern hat gerade einmal 65.000 Facebook-Freunde.

Weil die klassischen Medien selten das Weltbild von Strache und seinen Mitstreitern widerspiegeln, starten Freiheitliche zudem neue Internetportale, die nur sie selbst bespielen. Berüchtigt ist etwa die Seite unzensuriert.at, wo Geschichten wie "Merkels Hände sind blutbefleckt" oder "Asylanten in Freibad außer Rand und Band" offene Hetze betreiben.

Das startet nun auch auf Landesebene: In Oberösterreich hetzt die neue Zeitung wochenblick.at mit Geschichten mit betont martialischer Aufmachung wie "Häupl feiert Ramadan mit Muslimbruderschaft-Freunden!". Die FPÖ ist nicht nur dominanter Werbekunde, weil das Blatt der FPÖ "weltanschaulich nahe" stehe, wie der Ring Freiheitlicher Jugend OÖ erklärt.

Wie das Magazin Profil berichtet, sind oder waren gleich mehrere Mitarbeiter bei der FPÖ aktiv. Und mit Johannes Schüller schreibt einer der Gründer der rechtsextremen Identitären Bewegung in Deutschland. Der rief in einem seiner Texte kürzlich dazu auf, sich nicht vom "Nazivorwurf" zu distanzieren, denn nur wer "selbstbewusst für Deutschland" einstehe, gewinne "in den eigenen Kreisen an Achtung und Respekt".

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