Fliegerhorst könnte Flüchtlingsquartier werden

Fliegerhorst könnte Flüchtlingsquartier werden
Ein Kaufinteressent könnte den leeren Fliegerhorst Nittner bei Graz zur Verfügung stellen.

Der aufgelassene Fliegerhorst Nittner neben dem Flughafen Graz-Thalerhof soll bald Herberge für 100 Flüchtlinge werden. Das Büro von Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser (SPÖ) bestätigte am Donnerstag einen Bericht der "Kleinen Zeitung digital". Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass das Areal - zuletzt konnte kein Käufer dafür gefunden werden - zum Verteilerzentrum wird. Seit April 2013 ist der Fliegerhorst Nittner von der SIVBEG), Maklertochter des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport, zum Verkauf ausgeschrieben. Doch die Suche nach Käufern gestaltete sich zäh, bisher fand sich keiner. Der Kaufpreis liegt bei 8 Millionen Euro - ein Schnäppchen im Vergleich etwa zur Martinek-Kaserne, die auf der Verkaufsplattform willhaben derzeit um 33 Millionen feilgeboten wird.

Nun soll es aber Kaufinteressenten geben, die die alte Kaserne als Asylwerber-Quartier zur Verfügung stellen würden, hieß es aus dem Büro von Schrittwieser. Der ehemalige Fliegerhorst sei "hervorragend geeignet" für ein Quartier. Es seien lediglich Adaptierungsarbeiten im Küchenbereich nötig - und es fehle noch der Betreiber. Wenn sich der aber finde, sollen "sobald wie möglich" 100 Flüchtlinge in der alten Kaserne untergebracht werden. Mit der Bürgermeisterin von Kalsdorf, Ursula Rauch (SPÖ), sei man seitens des Flüchtlingsreferats schon in Kontakt getreten. Am Freitag soll es im Gemeinderat eine Sondersitzung zu den Plänen geben.

Erste Priorität für das Land Steiermark sei die Erfüllung der Flüchtlings-Quote zu 100 Prozent sowie die Entlastung für das umstrittene Großquartier in Steinhaus am Semmering. Daher wolle man über ein mögliches Verteilerzentrum am Fliegerhorst Nittner noch nicht reden - "es ist aber nicht ausgeschlossen", hieß es. Die Kaserne sei jedenfalls auch dafür geeignet: Oberste Kapazitätsgrenze seien 150 Flüchtlinge. Die wolle man aber derzeit nur dann ausnutzen, wenn sich keine anderen Quartiere mehr finden würden. Mario Kunasek, Spitzenkandidat der FPÖ bei der Landtagswahl 2015, warnte vor einem "Traiskirchen II" in der Steiermark: "Würde man Grenzkontrollen wiedereinführen, die Asylverfahren beschleunigen, die Regelungen konsequent einhalten und das Dublin-Abkommen auch exekutieren, würden den Steirern neue Asylaufnahmezentren, wie sie offenbar in Graz-Umgebung geplant sind, erspart bleiben."

Magdeburg-Kaserne

Auch in Niederösterreich tut sich etwas: Die Vorbereitungen für die - auf sechs Monate ausgelegte - Aufnahme von 100 bis 150 Flüchtlingen in der Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg schreiten voran. Laut Aussendung der Stadt findet Mitte kommender Woche ein Koordinationsgespräch zwischen dem Bürgermeister, dem Innenministerium und dem zuständigen Betreuungsteam der vom Innenministerium beauftragten Firma ORS statt. Dabei soll ein Plan für die Hilfskoordination erstellt werden. Vor Ort werde es laut Innenministerium rund um die Uhr eingesetzte Betreuungs- und Sicherheitsteams geben. Einer reibungslos abgewickelten Hilfsaktion vor Weihnachten sollte nichts im Wege stehen, meinte Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP). Er kündigte aber an, speziell die Frage der Sicherheit erörtern zu wollen: "Sollten für die Sicherheit der Anrainer und der angrenzenden Betriebe zusätzliche Kräfte notwendig werden, schließe ich ein Engagement von Sicherheitspersonal nicht aus." Er nehme die Ängste der Menschen ernst. Das Vorhaben, Asylsuchende in Klosterneuburg unterzubringen, sei bei der Bevölkerung auf eine hohe Hilfsbereitschaft gestoßen, die im Bürgermeisteramt koordiniert wird. Derzeit werden die Namen und Kontaktdaten von freiwilligen Helfern gesammelt, um dann die angebotene Hilfe zielgerichtet einzusetzen.

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