Faymann: "Land hat menschliches Gesicht gezeigt"

Angelobung der Rekruten im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag.
Angelobung der Rekruten am Heldenplatz im Zeichen der Flüchtlingskrise. Erstmals kam ein Imam zu Wort.

Die Angelobung von rund 1360 Rekruten am Nationalfeiertag am Heldenplatz ist am Montag erwartungsgemäß im Zeichen der aktuellen Flüchtlingskrise gestanden. Der Umgang mit dieser Flüchtlingsbewegung "ist für Europa zur Nagelprobe geworden", ob die europäische Solidarität nur "eine leere Formel" sei oder nicht, betonte Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Rede.

Frieden schaffen nur am Verhandlungstisch

Gerade auch hinsichtlich der aktuellen Kriegs- und Krisenereignisse solle man sich öfter darauf besinnen, dass Frieden schaffen und dauerhaften Frieden sichern nur am Verhandlungstisch möglich sei, erklärte Faymann. Nach einer internationalen Wirtschaftskrise "hat uns die Flüchtlingskrise in Europa voll erfasst". Die Ursachen lägen in wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten und im Versagen, Konflikte weltweit friedlich zu lösen, meinte der Kanzler.

Faymann: "Land hat menschliches Gesicht gezeigt"
ABD0030_20151026 - WIEN - ÖSTERREICH: Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) am Montag 26. Oktober 2015, bei der Angelobung der Rekruten im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am Heldenplatz in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Der Umgang mit der aktuellen Situation sei "zur Nagelprobe geworden", ob die europäische Solidarität nur "eine leere Formel" sei oder ob man die Herausforderung gemeinsam angehe und bewältige, unterstrich Faymann. Seit Anfang September seien mehr als 300.000 Menschen durch Österreich gereist und mit Lebensmitteln, Kleidung und Medizin versorgt worden. "Ich danke den Österreichern für ihre Solidarität", bekräftigte Faymann. "Ein Land hat sein menschliches Gesicht gezeigt und hat seine Politik nicht nach Hasspredigern ausgerichtet."

"Friedensprojekt von historischer Bedeutung"

Auch Verteidigungsminister Gerald Klug würdigte die EU als "Friedensprojekt von historischer Bedeutung". Aus den Krisenregionen flüchteten seit Monaten abertausende Menschen, um Zuflucht in Europa und auch in Österreich zu finden. Das Bundesheer leiste seinen Beitrag, um diese Flüchtlingskrise zu bewältigen – mit Unterkünften, Verpflegung oder Transport. Im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz stünden mittlerweile rund 1450 Soldaten und er habe sich selbst ein Bild davon gemacht, wie "professionell und umsichtig" sie ihre Aufträge "zur Zufriedenheit aller" erfüllten, meinte Klug abermals entgegen jeder Kritik. "Auf unser Bundesheer ist Verlass." Man habe auch noch Kapazitäten, um aufzustocken, wenn das Innenministerium grünes Licht gebe.

Fischer wippte ein letztes Mal im Takt

Bundespräsident Heinz Fischer, der ein letztes Mal als Oberbefehlshaber mit den Schuhspitzen zu den dargebotenen Märschen im Takt wippte, erinnerte in seinem Beitrag an den Geburtstag des Verfassungsgesetzes über die österreichische Neutralität, die sich über sechs Jahrzehnte hinweg "eindrucksvoll bewährt" habe.

Das Staatsoberhaupt ging aber ebenfalls kurz auf die aktuelle Situation ein: In diesen Tagen sei das Bundesheer "eine Stütze für eine Politik, die schwierig ist, die aber von einem demokratischen, humangesinnten Staat geleistet werden muss", betonte Fischer. Man könne sich auf das österreichische Bundesheer verlassen.

Erstmals kam ein Imam zu Wort

Faymann: "Land hat menschliches Gesicht gezeigt"
ABD0035_20151026 - WIEN - ÖSTERREICH: Imam Abdulmedzid Sijamhodzic am Montag 26. Oktober 2015, bei der Angelobung der Rekruten im Rahmen der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am Heldenplatz in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Nach den Spitzen der Republik sprachen wie jedes Jahr auch Religionsvertreter am Heldenplatz, wobei heuer erstmals auch ein Imam ein paar Worte an die Rekruten richtete. Gut ein Dutzend rechtsextreme "Identitäre" hielten währenddessen "Imam geh ham"- und "Nicht mit uns"-Zettel hoch. Andere Besucher des Festakts versuchten teilweise, den Rechtsextremen die Zettel zu entreißen. Auch Minister Klug zeigte für solche Aktionen kein Verständnis: Er halte davon "gar nichts", betonte er. Es sei eine "gute Idee", mit dem Auftritt des Imams auch "ein Zeichen an alle Glaubensrichtungen" zu setzen, nachdem unter den Rekruten auch viele Glaubensrichtungen vertreten seien, sagte Klug vor Journalisten.

Kommentare