Faschingsstar will Klagenfurt regieren

Es ist kein verfrühter Faschingsscherz, sondern Realität: Otto Umlauft (63), der langjährige Burggraf (oberster Chef) der Faschingsgilde "Stadtrichter zu Clagenfurth", will in der Landeshauptstadt Bürgermeister werden. Er kandidiert für die ÖVP bei der Wahl, die voraussichtlich am 1. März 2015 stattfinden wird.

Umlauft ist bekannt, legendär und bei Politikern "besonders beliebt" für seine Auftritte und bissigen Kommentare als "Professor" bei den Sitzungen des "Stadtgerüchtes". Ob er als wahlkämpfender Bürgermeister-Kandidat seine Mitbewerber ebenso auf die Schaufel nehmen und ihnen den Spiegel vorhalten wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass man ihn im Fasching 2015 nicht mehr auf der Bühne sehen wird. Klares politisches Ziel von Umlauft ist es, für die ÖVP nach dem Verlust 2009 den Bürgermeistersessel zurückzugewinnen. "Ich will auf die Leute zugehen, ihnen zuhören und dann rasch für eine Erneuerung Klagenfurts sorgen. Der Stillstand muss enden, ich will etwas bewegen", sagte er.

Unternehmer

Umlauft stammt aus einer erfolgreichen und bekannten Klagenfurter Unternehmerfamilie. 24 Jahre lang, bis zur Eingliederung des auf Wäschereinigung spezialisierten Familienbetriebes in die Unternehmensgruppe Wozabal, führte er die von seinem Urgroßvater 1877 als Putz- und Modeunternehmen gegründete Firma. Vor einigen Jahren gründete er mit dem ehemaligen FPÖ-Vizebürgermeister Mario Canori die MO Handelsgesellschaft, deren Anteile er an seinen Partner verkaufte.

Umlauft ist nicht Parteimitglied, hat sich aber in ÖVP-nahen Personenkomitees engagiert. Er ist nicht nur Bürgermeister-Kandidat, sondern wird auch die Gemeinderatsliste anführen. "Somit hat er Anspruch auf das erste Mandat und gilt als sofort gewählter Gemeinderat", zerstreut Klubobmann Markus Geiger Befürchtungen, Umlauft wolle nur Stadtchef werden. Steinkellner bleibt Stadtparteiobmann und dürfte den zweiten Listenplatz einnehmen .

Kluger Schachzug

Bei den Mitbewerbern hat Umlaufts Kandidatur wie eine Bombe eingeschlagen. "Das ist eine Überraschung", sagt SPÖ-Klubobmann Jürgen Pfeiler. Grün-Stadträtin Andrea Wulz spricht von einem "sehr klugen Schachzug, Umlauft mischt alles neu auf." "Gelassen" gibt sich Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ): "Es wird sich erst zeigen, ob er die richtigen Ideen für Klagenfurt hat."

"Unsere Überlegung war es, eine anerkannte Persönlichkeit als Spitzenkandidat zu gewinnen", sagte ÖVP-Stadtparteiobmann Peter Steinkellner. "Umlauft hat Lösungskompetenz, die ich Scheider, Maria-Luise Mathiaschitz (SP, Anm.) und schon gar nicht Wulz zutraue."

Übrigens: Auch Leopold Guggenberger (96, ÖVP), von 1973 bis 1997 Stadtoberhaupt, gehört den Stadtrichtern an.