"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

Unternehmensberater Martin Winkler hat sich mit der Internetplattform steuerzahlen.at zum Ziel gesetzt, mehr Transparenz zu schaffen
Gerechtigkeitsdebatte: Privater Verein sorgt für mehr Transparenz bei der Verteilung der Steuerlast.

Der Unternehmensberater Martin Winkler vom Verein Respekt.net hat mit der Seite www.steuernzahlen.at eine hitzige Debatte über Steuern und Steuergerechtigkeit ausgelöst, von der er selber überrascht war, erzählt er im KURIER-Gespräch.

KURIER: Seit wenigen Wochen können Bürger ihre Finanzdaten auf Ihrer Website eingeben. Warum sollen sie das machen?

Martin Winkler: Damit wir über ein gerechtes Steuersystem diskutieren können, müssen wir wissen, was jeder einzelne an Steuern zahlt. Tatsächlich weiß das kaum jemand. Die Lohn- oder Einkommenssteuer ist meist noch bekannt, die vermögensbezogenen Steuern wie KESt oder Grundsteuer schon weniger. Und bei den Konsumsteuern – von der Alkohol- bis zur Mineralölsteuer – oder den Abgaben ganz zu schweigen. Das Ziel von steuernzahlen.at ist es, die eigenen Steuerleistungen aus direkten und indirekten Steuern für jeden ersichtlich zu machen.

Was geschieht mit den Daten?

Wir prüfen die Daten auf Plausibilität, damit wir dann gemeinsam mit einem Forschungsinstitut die Daten hochrechnen können. Es geht einfach darum, dass Generationen von Finanzministern es nicht für nötig erachtet haben, dass es eine Gesamtsteuerstatistik gibt, die zeigt, welche Gruppe von Erwerbstätigen wie viel zu welcher Steuer und Abgabe beiträgt – und wie sich das in den und auf die Berufsgruppen verteilt. Die Daten werden für alle veröffentlicht. Jeder kann sehen, was etwa das reichste und das ärmste Zehntel an Steuern zahlt. Das wäre ja auch für den Finanzminister interessant.

Und dann?

Wir erhoffen uns, dass die Politik der Idee der Aufklärung folgt, und sie sich mehr auf Daten und Fakten bezieht, und nicht primär Lobby- und Klientelinteressen das Steuersystem bestimmen. Wir haben das Gefühl, dass die politischen Interessenlagen klar sind, nach dem Motto: Wir wissen eh genau was gut ist für alle. Dabei wissen wir doch, dass Dinge oft nicht so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen.

Wie ist Ihr Zwischenresümee?

Wir haben fast 8000 anonyme Nutzer auf steuernzahlen.at, und davon haben rund 1600 bereits alle 109 Datenfelder ausgefüllt. Damit unsere Hochrechnung aussagekräftig wird, benötigen wir zumindest 5000 Datensätze.

Kritiker meinen, dass Ihre Berechnung nicht redlich sei: Sie werfen die Summe aller Steuern und Abgaben in einen Topf und vergleichen diese mit dem Gesamtvermögen.

Wir bieten aktuell drei Darstellungen zu den Ergebnisse an. Die erste zeigt die Steuerlast auf die Jahreszuflüsse, die zweite auf das Nettovermögen und die dritte "auf alles, was man hat". Wenn man die beiden ersten betrachtet, dann kann man auch die vereinfachte dritte Darstellung gut interpretieren. Es verbindet alle Abgaben und alle Zuflüsse und Vermögenswerte. Am Besten schaut man sich das live auf steuernzahlen.at nach der Eingabe seine Daten selbst an.

So sieht Steuerzahlen.at aus:

"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

1_Basisdaten.jpg
"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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"Ein Steuersystem ohne Lobbyinteressen"

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