Verneigung vor einer großen Österreicherin

Verneigung vor einer großen Österreicherin
Staatsakt vor dem Parlament: Österreich erwies seiner ersten Nationalratspräsidentin die letzte Ehre.

Er kämpft mit den Worten und findet doch die richtigen: Bundespräsident Heinz Fischer verabschiedet Barbara Prammer bei der Trauerfeier am Samstag als Letzter. Er kannte Prammer jahrzehntelang. Dementsprechend authentisch und gefühlvoll, mit Tränen in den Augen und stockender Stimme, adressiert er auch die Kinder der verstorbenen Nationalratspräsidentin: "Liebe Julia, lieber Bertram, eure Mutter wird in die Geschichte eingehen."

Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wissenschaft haben sich vor dem Parlament eingefunden, um Barbara Prammer die letzte Ehre zu erweisen und ihr mit Worten zu gedenken. Auch an die tausend Bürger sind trotz brütender Sommerhitze gekommen: "Sie war bis zum Schluss tapfer und für alle, besonders die Frauen, da", sagt die Pensionistin Barbara Schragner. "Sie war eine wichtige Politikerin, immer neutral und friedvoll", formuliert es der Logistiker Thomas Ohorn.

Emotionaler Abschied

Mehr als 5000 Menschen haben sich in den vergangenen Tagen ins Kondolenzbuch im Hohen Haus eingetragen. Unzählige rührende Worte sind darin zu finden, von völlig Unbekannten bis hin zum Bundespräsidenten. Barbara Prammer war eine beliebte Politikerin – das zeigt sich mit ihrem Tod ein trauriges, letztes Mal. Richtig emotional wurde der Abschied, als der Sarg Prammers in einem gläsernen Wagen Richtung Zentralfriedhof abfuhr. Dort fand im Anschluss an die öffentliche Feier, im kleinsten Familienkreis, die eigentliche Beisetzung statt.

Trauer um Barbara Prammer

Verneigung vor einer großen Österreicherin

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prammer…
Verneigung vor einer großen Österreicherin

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Prammer…

"Sie war eine Kämpferin"

Die Trauer könnte besser nicht zum Ausdruck gebracht werden als mit Tristan und Isolde – die Klänge Richard Wagners ertönen, als um Punkt 10.30 Uhr, mit Beginn der Abschiedsfeier, der Sarg aus der Säulenhalle auf den Vorplatz des Parlaments getragen wird. 600 Ehrengäste aus dem In- und Ausland haben sich dort eingefunden, Wegbegleiter wie einstige politische Konkurrenten. Sie alle würdigen die staatstragende Politikerin, deren Anliegen nicht immer gleich auf Gegenliebe stießen - ihr Herzensthema war schließlich das der Frauenpolitik.

"Ich verneige mich vor einer großen Österreicherin"

"Sie durfte in dem Gedanken sterben, das getan zu haben, was in ihren Kräften stand" – und das war viel mehr, als anderen vergönnt sei, sagte Karlheinz Kopf, Zweiter Nationalratspräsident, in seiner Rede. Nun liege es an jenen, die ihr nachfolgen, zu vollenden, was sie begonnen hat. "Sie hat tiefe Spuren hinterlassen. Sie war eine Kämpferin für die Würde des Parlaments. Ich verneige mich vor einer großen Demokratin, vor einer großen Österreicherin. Aber ich verneige mich auch vor dem Menschen Barbara Prammer - sie hat ihre Krankheit angenommen, bekämpft und dennoch ihr Amt mit Disziplin ausgeübt."

Dem schloss sich auch Ana Blatnik, Präsidentin des Bundesrates an - sie würdigte vor allem Prammers Verdienste in der Minderheitenpolitik. "Danke, liebe Barbara - draga Barbara", sagte sie in ihrer Muttersprache Slowenisch. Als anschließend die Klänge der internationalen Roma-Hymne erklingen, zeigt sich Prammers Kampf für Minderheiten auch musikalisch.

"Ich glaube, sie wäre eine gute Bundespräsidentin geworden."

Sichtlich gerührt trat auch Gabriele Heinisch-Hosek, Prammers Nachfolgerin als Frauenministerin, ans Mikrofon: "Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren." Und betont dann: "Du bist eine große Tochter Österreichs und Europas."

Was von Prammer bleibt, umriss in knappen, aber herzlichen Worten die Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi. Die Nationalratspräsidentin und Frauenpolitikerin habe bewiesen, dass man sich als Politiker(in) nicht verbiegen muss: "Sie hat uns gezeigt, wie man mit Anstand lebt und sie hat uns gezeigt, wie man mit Anstand stirbt. Ich glaube, sie wäre eine gute Bundespräsidentin geworden." Nach diesen Worten brechen auch die Trauernden vor dem Parlament die andächtige Ruhe und honorieren ihre Worte mit lautem Klatschen.

"Ich verliere eine gute Freundin"

"Österreich verliert eine Leitfigur der Demokratie. Die Sozialdemokratie verliert eine ihrer wichtigsten und bedeutendsten Vertreterinnen. Ich verliere eine gute Freundin. Liebe Barbara, du wirst uns sehr fehlen." So verabschiedete sich Bundeskanzler Werner Faymann von seiner Stellvertreterin an der Parteispitze, die 1973 als Gemeindebedienstete in ihrer Heimatgemeinde Ottnang (OÖ) die Berufslaufbahn begonnen hatte. Dort, am Hausruck, findet kommende Woche noch eine gesonderte Trauerfeier statt.

Karlheinz Kopf zitierte in seiner Rede Bertolt Brecht: "Der Mensch ist erst dann tot, wenn niemand mehr an ihn denkt." Bei Barbara Prammer werde das noch lange nicht der Fall sein.

Aus Pietätsgründen kann zu diesem Artikel nicht mehr gepostet werden.

Glück auf zur letzten Grubenfahrt!" Mit diesen Worten, mit denen Bergknappen zur ultimativen Fahrt aufbrechen, hat sich Silvia Posch im Kondolenzbuch von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer verabschiedet. Die 67-Jährige, die von 1973 bis 1978 mit Prammer am Gemeindeamt zusammengearbeitet und sie am 8. März 1980 auch als Standesbeamtin getraut hat, ist am Freitag schon um fünf Uhr früh aus Ottnang nach Wien aufgebrochen, um ihr in der Säulenhalle des Parlaments die letzte Ehre zu erweisen.

"Wir haben gelacht und geweint", erzählt sie über die gemeinsame Zeit. "Ich habe gesehen, dass sie unter der Krankheit sehr gelitten hat und Angst vor dem Sterben hatte. Sie hatte diesen traurigen Blick, ihre Augen fragten warum?"

Als Prammer, die damals Thaller hieß, 1973 auf der Gemeinde zu arbeiten begonnen habe, sei sie schwanger von der Handelsakademie Vöcklabruck gekommen. "Sie hat Liebeskummer gehabt." Nach sechs Wochen Mutterschutz habe sie gleich wieder zu arbeiten begonnen. Um den Buben habe sich ihre Mutter gekümmert. Die beiden junge Frauen hatten in dem älteren Kollegen Josef Gärber einen Förderer, der sie ermutigte, jede Möglichkeit zur Weiterbildung zu nutzen. "Wir haben beide in die Freizeit die zweijährige Gewerkschaftsschule gemacht, Barbara auch die Gemeindebeamtenprüfung."

Posch bewunderte an Prammer "ihre positive Ausstrahlung. Man konnte das an ihren Augen ablesen. Sie hat viel Herz und viel Liebe gehabt." Sie sei nur 1,58 m groß gewesen, wie ein "Pupperl". 1978 habe Barbara in Linz mit dem Studium der Soziologie begonnen. Da habe sie auch ihren späteren Ehemann Wolfgang Prammer kennengelernt, der Landesbildungsreferent der Jungen Generation war. "Er hat sie heiß geliebt, sie ihn auch." Im selben Jahr kam auchTochter Julia zur Welt.

Die Gemeinde Ottnang mit ihren 3800 Einwohnern war vom Kohleabbau geprägt. In Prammers Verwandtschaft arbeiteten fast alle Männer – von den Großvätern über den Vater bis zu den Onkeln – im Bergbau. 1995 wurde der Abbau eingestellt. Obwohl Prammer zuerst nach Linz und 1997 nach Wien gegangen war, "war sie sehr heimatverbunden" (Gemeindesekretär Hubert Zweimüller). Ottnang war der Sitz der Familie. Prammer war Mitglied der Bergknappenmusikkapelle, des Bergknappenvereins und des Hausruckchors. "Sie ist die geblieben, die sie immer war", sagt Bürgermeister Josef Senzenberger.

Die Gemeinde Ottnang verabschiedet sich von Barbara Prammer am Samstag, 16. August um 18 Uhr in der Landesmusikschule.

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