Duell der Verlierer um Platz 1
Schluchzend stand Franz Schausberger am Abend des 7. März 2004 vor seinen Parteifreunden: Platz 1 und der Landeshauptmann-Posten der ÖVP waren weg – erstmals in der Geschichte des bürgerlichen Landes. Die SPÖ hatte einen Erdrutschsieg errungen. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller zog in den Chiemseehof ein.
Nun, zwei Wochen vor der vorgezogenen Wahl 2013, droht sie von den Landsleuten delogiert zu werden. Im Kopf-an-Kopf-Rennen mit der ÖVP liegen die Roten knapp hinter den Schwarzen auf Platz 2 – mit 29 zu 32 Prozent, wie die jüngste OGM-Umfrage für den KURIER ergibt (siehe Grafik unten).
Wobei nicht nur die SPÖ im Vergleich zur Wahl 2009 verliert, auch die ÖVP büßt Zuspruch ein – allerdings halb so viel wie die Sozialdemokraten. Von denen, die am 5. Mai sicher wählen gehen werden, wissen freilich 15 Prozent noch nicht, welche Partei.
Nummer 1 im Malus
Die Hauptursache für die Verluste von Rot und Schwarz und die schlechten Werte ihrer Frontfiguren ist der Finanz-Skandal, der im Dezember publik geworden ist. Die Hauptschuld daran weisen die Befragten der SPÖ zu (44 %); 35 Prozent meinen, Rote und Schwarze hätten die Malaise gleichermaßen zu verantworten. „Die ÖVP konnte das Thema nicht so von sich wegspielen, wie sie erhofft hatte“, urteilt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer.
Wer profitiert von der Affäre? Vor allem die Grünen. Sie legen laut Umfrage kräftig zu – von 7,4 auf 14 Prozent. „Sie präsentieren sich ja nicht nur in Salzburg als saubere Partei, als Kämpfer gegen Korruption“, analysiert Bachmayer. Auch dem Polit-Neuling Frank Stronach kommen die Schwächen der Regierenden zugute – er schafft aus dem Stand sieben Prozent im Mozart-Land.
Nur marginal zulegen kann die FPÖ. „Angesichts der Dimension des Finanzskandals ist ein Plus von drei Prozent bescheiden“, sagt Bachmayer. Die Gründe: „Die Blauen stecken noch immer im Tief, in das sie die Wahlergebnisse in Kärnten und Niederösterreich gebracht haben. Und mit Stronach gibt es einen Konkurrenten im Pool der Unzufriedenen.“
Als Einzelfall wird die Salzburger Causa nicht gesehen. Eine satte Mehrheit meint, dass es derlei Spekulationsgeschäfte auch in anderen Bundesländern gibt. Kein Wunder für Bachmayer – angesichts der Vorfälle in Kärnten (Hypo etc.) und Niederösterreich (Veranlagung von Wohnbaugeld). Und heikel für Faymann & Co. Bachmayer: „Der Ruf nach Sauberkeit ist Leitthema. Das kann das Wahlverhalten im Bund ebenfalls beeinflussen, auch wenn es dort zurzeit keine ähnlichen Skandale gibt.“
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