Das Team Stronach – klinisch tot

Frank Stronach beim ORF-Sommergespräch mit Susanne Schnabl.
Die Partei existiert de facto längst nicht mehr, ihr Chef Frank Stronach hat schon ein neues Projekt.

Politologe Peter Filzmaier gilt eigentlich als Meister der Analyse – und das auf Knopfdruck. Fragt man den Polit-Insider nach einer Analyse des Team Stronach, tut er etwas für ihn sehr Ungewöhnliches: Der ORF-Chefanalyst ist kurz sprachlos. Nach einer Nachdenkpause beschreibt er die Partei dann – wenig schmeichelhaft – so: "Ein Kartenhaus ist im Vergleich zum Team Stronach so stabil wie ein Betonbunker."

Denn genau genommen ist bereits der Parteiname "Team Stronach" ein Widerspruch in sich. Das Team ist zerbröselt, Parteigründer Frank Stronach frustriert. Die Wähler sind futsch. "Das Team Stronach ist ein lebender Untoter", bringt es Filzmaier auf den Punkt.

Die Einladung zu den ORF Sommergesprächen nahm der Milliardär in seiner Funktion als (Noch)-Parteichef am Montag überraschend an.

Es dürfte aber eines seiner letzten TV-Interviews in dieser Position sein. Der Austro-Kanadier hatte ja bereits im Mai angekündigt, dass seine Partei bei den kommenden Nationalratswahlen nicht mehr antreten wird. „Der Name Stronach kann dann nicht mehr für politische Zwecke verwendet werden“, betonte er auch beim Sommergespräch.

Bis dahin seien es aber noch einige Monate, und ganz verabschieden wird sich der 83-Jährige wohl nicht so schnell. Sein neues Spielzeug ist eine Bewegung namens „Vision Österreich“. Das Land liege ihm am Herzen, sagte er, darum habe er einen Sanierungsplan entwickelt. Kernthema: Natürlich die Wirtschaft.

"Am Käfig rütteln"

Von seinem weggeworfenen Spielzeug, dem Team Stronach, sei er enttäuscht, sagte er – und gestand sogar einen "Fehler" ein: Da er in Kanada lebe, sei er "nicht so oft hier gewesen, um die Leute besser kennenzulernen". Einige seien nur wegen des Geldes in der Partei gewesen. Im Nachhinein bereue er es aber nicht, in die Politik gegangen zu sein – er habe "am Käfig etwas rütteln" wollen, und das sei ihm gelungen.

Die letzten Profiteure des Selfmade-Milliardärs – wie etwa Kronprinzessin Kathrin Nachbaur – verließen schon im Vorjahr das sinkende Schiff in Richtung ÖVP und FPÖ. So schrumpfte das Team Stronach von elf auf sechs Nationalratsmandatare. In den Umfragen erhält die Partei bereits seit zwei Jahren das desaströse Etikett "unter der Wahrnehmungsgrenze". Momentan würde ein Wahlergebnis im Promillebereich drohen.

Den Niedergang der Partei hat Stronach, dem gelebte Demokratie – inklusive Debatten, Widerspruch und Kompromiss – wesensfremd ist, mit seinen bizarren TV-Auftritten schon im Wahlkampf 2013 selbst eingeleitet. Diesbezüglich fehlt dem Magna-Gründer jegliche Selbstreflexion. Fragt man ihm nach seiner TV-Performance, bewertet er diese stets als "eigentlich gut".

Streitereien

Nach Nachbaurs Flucht machte Stronach Robert Lugar mangels Alternative zum Klubobmann. Doch auch Lugar schaffte es nicht, der Partei ein eigenständiges Profil zu geben. "In TV-Diskussionen glaubt man, dass Heinz-Christian Strache versehentlich zwei Mal eingeladen wurde, weil Lugar nur die FPÖ-Standpunkte wiedergibt", urteilt Filzmaier.

Auch der Rest des kleinen Häufchens fällt eher durch skurrile Polit-Ideen wie die Verteilung von Pfeffersprays auf. Die Abgeordnete Martina Schenk forderte amerikanische Verhältnisse beim Waffengesetz – jeder Österreicher solle einen Rechtsanspruch auf einen Waffenpass haben.

Nachlass

Und hinter den Kulissen tobt bereits ein Kampf um den Partei-Nachlass. So bastelt Mandatarin Waltraud Dietrich an einem neuerlichen Sesselrücken innerhalb der Partei. Sie will in ihre alte Funktion als Klubobfrau zurückkehren. Der Grund ist, rein finanziell gesehen, nachvollziehbar: Als Klubobfrau würde Dietrich rund 14.000 Euro brutto kassieren. Fliegt das Team Stronach bei den kommenden Nationalratswahlen – was derzeit als fix gilt – dann wird das stattliche Salär noch drei Monate fortgezahlt. "Zu einer jungen Partei, deren Mitglieder zerstrittener sind als bei einer Wirtshausschlägerei, können Wähler keine Loyalität aufbauen", so Filzmaier.

Letztendlich fehlte auch die politische Vision. "Um die Bürokratie zu reformieren, sind die Vorschläge des Rechnungshofs glaubwürdiger. Wer eine Unternehmerpartei will, findet zudem bei ÖVP und Neos genug Verbündete. Wen interessiert es also, ob jemand aus dem Team Stronach als fünfter oder sechster Parteivertreter etwas Richtiges sagt?", bilanziert Filzmaier.

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