Das Siegerrezept der grünen Westachse

„Saubere Umwelt, saubere Politik“: Damit wollen die Grünen auch bei den kommenden Landtagswahlen punkten.
Mit der Formel "Saubere Umwelt, saubere Politik" wollen die Grünen nun landesweit punkten.

Jahrelang war es so: Am Tag nach der Wahl grantelten Grüne – weil ihr Ergebnis schlechter war als von Meinungsforschern prognostiziert. Gestern war alles anders. Von Parteichefin Eva Glawischnig abwärts waren alle euphorisiert – ob der 17,2 Prozent, die sie am Sonntag in Vorarlberg erreicht haben. Ein singuläres, weil regionales Resultat? Oder ist Ähnliches bei den vier Landtagswahlen im kommenden Jahr möglich? In Wien (12,6 %), Oberösterreich (9,1 %), der Steiermark (5,6 %) und im Burgenland (4,2 %) waren die Ökos beim vergangenen Urnengang ja vergleichsweise schwach.

Das Siegerrezept der grünen Westachse
APA19962186-2_25082014 - DORNBIRN - ÖSTERREICH: Chef der Grünen Vorarlbergs und Spitzenkandidat für die bevorstehende Landtagswahl Johannes Rauch am Montag, 25. August 2014, während des Starts der Radtour anlässlich einer Pressekonferenz der Grünen Vorarlberg zum Thema "Start Radtour - Präsentation Wahlplakate", in Dornbirn. FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Was machen die "Westgrünen" besser als die "Ost-Ökos"? "Große Unterschiede bei den Inhalten gibt es nicht. Es ist das Erscheinungsbild", sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. "Vom Habitus her wirken die Westler viel bürgerlicher." Und so sind sie auch für bisherige ÖVP-Sympathisanten wählbar. Das befindet auch der Politologe Peter Filzmaier: "Die Grün-Wähler sind bürgerlich und Gutverdiener. Das kann kollidieren mit zu stark links-liberaler Ausrichtung – und in Wien (wo im Herbst 2015 gewählt wird) zu Konflikten führen."

Die Grünen verwahren sich gegen die Einteilung West und Ost, pragmatisch hier, links da. "Das ist eine sehr oberflächliche Betrachtung", urteilt Parteichefin Eva Glawischnig.

Klinkenputzen

Was war es dann? "Die Vorarlberger Grünen haben im Wahlkampf eine Begeisterung gezeigt, die die Leute auf der Straße mitgerissen hat", sagt Nationalratsmandatar Peter Pilz, der im Ländle war: "Das ist vorbildhaft für alle anderen." Die dortigen Ökos rund um Parteichef Johannes Rauch haben auch etwas gemacht, auf das sie in den nächsten Wahlkämpfen ebenfalls setzen werden, wie der Kommunikationschef der Bundespartei, Martin Radjaby sagt: "Wir haben viele Hausbesuche gemacht. So wie damals in Wien, In Sachen Mariahilfer Straße."

Zudem wollen die Ökos weiterführen, was sie vor zwei Jahren begonnen haben: Ein einheitliches (Plakat-)Design – "und eine gemeinsame grüne Erzählung" (Radjaby). Seine Partei fokussiert ja seit Längerem auf zwei Kernthemen: Saubere Umwelt und saubere Politik. "Umweltschutz, gesunde Ernährung und die Bekämpfung von Missständen – das ist der Gesamtrahmen, in dem wir bleiben werden", sagt Glawischnig zum KURIER.

Tatsächlich können die Ökos mit dem Image als "Kontrollpartei" punkten. Dabei kollidiere das mit ihrem Animo, dort wie da mitzuregieren, sagt der Politologe Peter Filzmaier.

Das Siegerrezept der grünen Westachse
Mittlerweile mischen die Grünen ja in fünf Landesregierungen mit. In Wien koalieren sie mit der SPÖ, in Oberösterreich, Salzburg und Tirol mit den Schwarzen, in Kärnten mit Roten und Schwarzen. Nun könnte auch in Vorarlberg das Oppositionsdasein Geschichte sein. Das zeigt für Pilz: "Die Menschen haben die Angst vor uns verloren." 35 Jahre hat es gedauert. "Jetzt wird den Grünen Lösungskompetenz bescheinigt", sagt Demoskop Bachmayer: "Das chaotische Bild, das sie einst geboten haben, geben sie nicht mehr ab."

Die Wiener Grünen-Frontfrau Maria Vassilakou glaubt, den Grund dafür zu kennen: "Die Grünen gewinnen, weil sie an der Regierung sind. Unsere Regierungsarbeit wird offenbar honoriert." Dazu komme: "Wir arbeiten als Team, unterstützen einander in den Wahlkämpfen und treten gemeinsam auf." Das nächste "Familientreffen" wird im Burgenland-Wahlkampf sein. Dort gilt es einiges aufzuholen. Im Jahr 2010 haben die Ökos dort nicht einmal 5 Prozent der Wähler überzeugt.

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